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Compte rendu de la Commission Impériale Archéologique: pour l'année ..: Pour l'année 1872 — 1875

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Stephani, Ludolf: Erklärung einiger im Jahre 1871 im südlichenn Russland gefundener Kunstwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.11859#0133
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die Composition des Pheidias wtirdigte, damit, zur Andeutung desselben einige Lkrien
zwischen den Beinen des Poséidon und den Kopfen beider Gottheiten auf das Papier
zu zeichnen, als ob Ailes, was sicli auf Papier zeichnen lasst, auch wirklich sein
konnte. An die Moglichkeit aber der schon lange vorher vollkommen gewissen und
gegenwârtig noch (iberdies durch das Vasengemiilde bezeugten Umstellung der Po-
seidon-Statue dachte selbst dann noch Niemand.

Die nâheren Umstânde der Versetzung dieser Statue, welche natûrlich urspriïng-
lich uni so viel weiter nach der Rechten des Beschauers hin stand, dass sie sich
von dieser Seite lier dem Oelbaum in âhnlicher Weise naherte, wie die Athena-Statue
von der anderen Seite lier, werden wir uns nacli dem, was die Zeichnungen Carrey's
lehren, etwa in der Weise denken diirfen, dass wir den ersten Anstoss in der schon
von Ross1 richtig bemerkten Absicht suchen, die zur Aufnahme eines Heiligen*
Bildes bestimmte Nische, welche wir durch jene Zeichnungen kennen lernen, in dem
Giebel des in eine christliche Kirche verwandelten Tempels anzubringen. Man warf
also zunachst den Oelbaum herab, und da man die so gewonnene Lûcke zu eng
fand, suchte man sie zu erweitern, wagte jedoch nicht, eine der menschlichen Figuren
anzutasten, da man dièse fur Bilder von Heiligen halten mochte. Das Pferd jedoch
genoss diesen Schutz nicht und musste daher dem Oelbaum nachfolgen. LTm nun
durch Vereinigung beider Lûcken den nothigen Raum zu erhalten, konnte man die
Poséidon-Statue wohl weiter nach der Linken des Beschauers, nicht aber nach der
Rechten riicken, weil das Letztere durch die an dieser Stelle fur die Statue schon
zu geringe Hôhe des Giebels verhindert wurde. Man naherte sie daher so viel als
moglich der Athena und nahm nach der Gewohnheit jener Zeiten, welche durch
Hunderte âhnlicher Anbauten hinreichend bekannt ist, keinen Anstoss daran, dass
auf dièse Weise die Nische nicht in die genaue Mitte des Giebels kam.

Dass aber die Grosse der Liicke zwischen der Poséidon - Statue, wenn man
dièse an ihren ursprunglichen Platz zurûck versetzt denkt, und Amphitrite eben
nur fur ein dem Beschauer entgegen springendes Pferd ausreichenden Platz darbot.
hingegen aile bisher vorausgesetzten Supplemente schon durch den Mangel des nô-
thigen Raums als vôllig unmoglich erweist2, muss natûrlich diesein Résultat meiner

i Archaeol. Aufs. Th. IL p. 281.

2 Siehe oben p. 92.
 
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