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Curtius, Ernst
Olympia: ein Vortrag im wissenschaftlichen Verein zu Berlin — Berlin, 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.4304#0030
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— 29 -

wichtigsten und lebensvollsten Augenblicke erfassen und
eine Geschichte der olympischen Spiele in dramatischen
Gestalten verkörpern.

Diese Bildsäulen wurden wohl häufig vervielfältigt,
um auch in des Siegera Vaterstadt als ein zwiefacher
Schmuck aufgestellt zu werden, aber ihre Anschauung
blieb-eine beschränkte, und sie sind, wo sie aufgestellt
waren, wieder spurlos untergegangen. Weitere und blei-
bendere Wirkung hatten die Werke der Dichtkunst, wel-
che sich an die Siege anschlössen. „Ich bin kein Erz-
bildner, singt Pindar; was ich schaffe, bleibt nicht mit
träger Fusssohle auf dem Gestelle stehn." Pindars olym-
pische Festgrüsse sind durch das geflügelte Wort zu Land
und zu Wasser weit hinausgetragen worden über das Thal
des Alpheios, weithin über alles hellenische Land. Denn
es war ja der olympische Sieg nach griechischem Glau-
ben nicht ein einzelnes, glänzendes Ereignisa des Lebens,
nach welchem Alles wieder in das alte Gleis zurück-
kehrte. Es war der Anfang eines neuen Lebens, es war
der Aufgang einer Sonne, welche über das ganze Leben
des Bekränzten, über sein Geschlecht und seine Vater-
stadt einen milden und wärmenden Glanz verbreitete:
denn der Hellene dachte sich nie vereinzelt, sondern im
lebendigen Zusammenhange mit seinem Stamme und der
Gemeinde seiner Stadt. Darum folgte der ersten Fest-
freude, welche bei dem Getümmel Olympia's und der
vielgetheilten Aufmerksamkeit nicht zur vollen Berech-
tigung kommen konnte, die eigentliche Feier bei der
Heimkehr.

Man' riss die Stadtmauern ein, um dem Wagen des
Siegers Bahn zu machen; was bedurfte die Stadt der
Mauern, die solche Männer hatte! Ein unabsehlicher
Zug schloss sich an, indem der Sieger im Purpurge-
wande voranfuhr und die Festgenossen durch die Haupt-
strassen zu dem Tempel der stadthütenden Gottheit führte;
 
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