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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Kaupert, Johann A. [Hrsg.]
Atlas von Athen — Berlin, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.765#0026
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BLATT V,

DOPPELTERRASSE DES ZEUS.

(SOGENANNTE PNYX.)

Ziwei photographische Aufnahmen, nach der Natur ge-
macht, haben als Vorlage einer Zeichnung gedient, bei
welcher nichts geändert ist, als dass die unwesentlichen
Dinge, welche bei photographischen Terrainbildern nur
verwirrend wirken, wie loses Steingerölle, Gestrüpp u. s. w.
weggelassen sind, Diese Zeichnug liegt im Lichtbilde
vor. Das obere Bild zeigt die Doppelterrasse, von welcher
Blatt III (C3) den Grundriss giebt und der Text S. 18
die Beschreibung. Von der oberen Terrasse sieht man
den Felsrand, welcher sich hinter dem bis auf die Grund-
fläche zerstörten Felsaltar erhebt, von der unteren die
senkrecht in den Fels eingeschnittene Rückwand (xatatof^)
mit dem aus ihrer Mitte vorspringenden, viereckigen Stein-
würfel, der, oben zerstört, in seinem Stufenbau aber wohl
erhalten, aus dem Felsen herausgehauen ist. Er theilt
die Rückwand in zwei Hälften, eine südöstliche und eine
nordwestliche, die in einem stumpfen Winkel convergiren.
Oestlich (links) vom Steinwürfel erhebt sich die Rück-
wand bis 18 Fuss; in derselben sieht man die zahlreichen
Nischen, in welchen die dem Zeus Hypsistos dargebrach-
ten Votivgaben aufgestellt waren (vgl. Ross, Annal. dell
Inst, 1843, p. 322), und zur Rechten die treppenartigen
Felsstufen, welche ebenfalls zu Aufstellungen gedient
haben müssen. Man erkannte von Anfang an richtig in
der Terrasse einen antiken Versammlungsort, verkannte
aber den sacralen Charakter derselben und nahm, einem
Einfall von Chandler folgend, den Steinwürfel für die
Rednerbühne (ßijfia, mala, tov Jij^oad-h'ovc), die Terrasse
für den Versammlungsraum der Bürgerschaft (Atfi^ofo);
daher der noch heute übliche Name Pnyx. Ueber die
Beziehung des Stufenbaues zu dem in gerader Linie
darüber gelegenen Felsaltar siehe Monatsbericht der K.
Pr. Akademie der W. iS;8, S. 83.

Unterhalb des Steinwürfels erkennt man die Spur des
Grabens, welchen ich 1862 anlegte, um das ursprüngliche

Niveau der Terrasse festzustellen. Es zeigte sich, dass
dieselbe keine Platform bildete, sondern einen so schrägen
Abfall hatte, dass schon deshalb an eine zu ■ politischen
Verhandlungen versammelte Bürgerschaft nicht gedacht
werden kann. Das Genauere über die Ergebnisse der
Untersuchungen geben die 'Attischen Studien', Göttingen
1862. Nach Kauperts Messung beträgt die allgemeine
Böschung des heutigen Bergprofils vom Steinwürfel bis
zur Polygonmauer 8°, die Böschung der geebneten Graben-
sohle vom Steinwürfel bis zum Fuss der Polygonmauer
ii° 40', die Böschung des Profils der Grabensohle vom
Steinwürfel bis zu den aufgegrabenen Felsstufen 150 20'.

Im Hintergrunde des Bildes sieht man rechts die Höhe
des Museion, links den breiten Rücken des Hymettos.

Die untere Ansicht zeigt die Fronte der Mauer,
welche die nach der Nordostseite hin erweiterte Terrasse
in flacher Curve einfasst und als Futtermauer zu halten
bestimmt war. Unterhalb der Mauer kommen die Spuren
einer Felstreppe zu Tage, welche in älterer Zeit zu
der Terrasse hinaufführte, so lange diese noch eine be-
schränktere Ausdehnung hatte. Diese Stufen sind auf
Blatt III im Grundrisse sichtbar, während sie in der An-
sicht durch das vorliegende Erdreich verdeckt sind. Die
Mauer zeigt trotz ihrer Mächtigkeit ein gewisses Streben
nach Zierlichkeit, wie die Umränderung der Werkstücke
mit Parallellinien erkennen lasst (Att. Studien I, S. 44). Die
Werkstücke sind unregelmässig, nähern sich aber dem
Quaderbau. Es scheint, dass wenigstens noch eine Schicht
von Steinen auf der heute erhaltenen Futtermauer lag.
Rechts oben erkennt man den mächtigen, weithin sicht-
baren rechtwinkelig zubehauenen Felsblock, welcher wie
der Ueberrest einer kolossalen Mauer aussieht, die hier
den Rücken der unteren Terrasse bilden sollte. Doch ist
von emer Fortsetzung keine Spur zu finden. Der grosse
Felsblock ist auch auf Blatt III deutlich angegeben.
 
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