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Curtius, Ernst [Editor]; Kaupert, Johann A. [Editor]
Karten von Attika (Heft I): Erläuternder Text: Athen und Peiraieus — Berlin, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.768#0013
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Die östliche Begrenzungslinie des Theaterrunds erwies sich als unregelmäfsig und aufser Sym-
metrie zu der westlichen. Die Reste des Odeion des Perikles werden jetzt unter der modernen Häuser-
gruppe östlich vom Theater gesucht werden müssen.

4. Südlich vom Theater und südöstlich von der langen Halle sind auf der Strecke bis zum
'Boulevard' noch mancherlei alte Reste zum Vorschein gekommen. Zwischen dem Kirchlein der Hag.
Paraskewi und dem bereits bekannten' Tempelrest westlich davon zeigte sich ein Porosfundament aus
guter Zeit. — Dem Boulevard z. Th. ungefähr parallel verläuft eine Mauer von ziemlich später und
schlechter Construction, welche die Dionysosheiligthümer nach Süden begrenzte. — Westlicher befindet
sich ein spät-römischer wohlerhaltener Ziegelbau (Theil einer Thermenanlage) mit 3 Apsiden, in denen
wieder Nischen angebracht sind. Die Anlage wurde auch südlich vom Boulevard verfolgt; (diese Stelle
ist wieder zugeschüttet.) — Westlich vom Bezirk des Dionysos zeigen sich niedrige, terrassenartig zur
langen Halle ansteigende Konglomeratsteinschichten. — Das Ganze ist von Wasserleitungsadern durch-
setzt, welche den verschiedensten Epochen, z. Th. noch bester Zeit, angehören.

5. Auf der Südseite der Strafse, welche von dem Thor der Athena Archegetis zum Ende der
Attalosstoa führt, fanden sich beim Fundamentgraben eines Hauses Reste einer römischen Halle, sowie
Basen und Fragmente grofser Statuen aus römischer Zeit, welche auf eine nach dem Kerameikos
führende Strafse schliefsen lässt.

6. Die Stadtmauer beim Dipylon wurde durch die griech. archäol. Gesellschaft von dem kleineren
südlichen Thor aus bis zu der von der Eisenbahn durchschnittenen Höhe blofsgelegt. Es fanden sich
die Fortsetzungen des doppelten Mauerzuges, welcher schon auf der Strecke vom genannten Thor bis
zum grofsen Dipylonthor bekannt ist. Die innere Kalksteinmauer, deren untere Schichten polygonal
bearbeitet sind, wird auf beiden Seiten, wo sie die Höhe erklimmt, von Felsstufen begleitet. Die äufsere
Konglomeratsteinmauer biegt am Abhang nach Westen um und hört dann auf. Sie ist hier bis zur
Höhe von etwa 16 Schichten erhalten und war nach aufsen zu durch einen Graben verstärkt.

7. Aufserhalb von Mauer und Graben sind noch späte Wohnungsreste mit einfachen Mosaik-
böden, Cisternen u. s. w., ähnlich den schon früher beim Dipylonthore innerhalb der Mauer aufgedeckten
Häusern, zu bemerken.

8. Westlich davon wurden zahlreiche Gräber aus römischer Zeit geöffnet. Sarkophage aus noch
späterer Epoche fanden sich beim Kanalgraben in der Patissiastrafse, nahe dem Polytechnikum. — Nord-
westlich der Gasfabrik (Grundstück Messinesis) haben Privatleute eine Reihe von Gräbern des fünften
und vierten Jahrhunderts z. Th. mit reichem Inhalte aufgedeckt.

E. C.
 
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