Das Gebäude hinter der Exedra und die Schatzhäuser II —X (Tafel XXXI — XXXV).
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noch mit ihrem Werkzoll versehen. Dieser ist nament-
lich an den hinteren Ecken noch so rauh, dass der
Bau hier niemals sichtbar gewesen sein kann, sondern,
ähnlich wie ein Grottenheiligtum, in den Berg hinein-
gebaut gewesen sein muss.
Im Inneren der Cella ist das Fundament für einen
Altar, oder wahrscheinlicher für ein Cultbild, erhalten.
Vor demselben befand sich eine hölzerne Schranke,
welche den Zutritt zu dem Bilde verhindern sollte. Die
Löcher für die Balken dieser Schranke sind in den
Seitenwänden noch erhalten. Die Thürumrahmung war
ebenso wie die ganze Vorhalle aus Holz hergestellt;
darauf weisen die schwalbenschwanzförmigen Einschnitte
und verschiedenartige Löcher in den Wänden hin.
Irgend welche Bauglieder, welche dem kleinen Bau
zugeschrieben werden könnten, sind nicht gefunden
worden.
Als das Gebäude bei den Ausgrabungen zum Vor-
schein kam, glaubten wir zuerst, dasselbe für eines der
Schatzhäuser halten zu mussen, weil es ihren Grundriss
hatte, und auch mit ihnen in einer Reihe lag. Es musste
in diesem Falle das erste der von Pausanias aufgezählten
Schatzhäuser, nämlich dasjenige der Sikyonier sein.
Nachdem aber die Inschrift SXKVONION auf einem Steine
des Nachbargebäudes gefunden, und dieses dadurch als
erstes Schatzhaus des Pausanias gesichert war, mussten wir
in unserem kleinen Bau irgend ein Heiligtum vermuten.
Leider ist es nicht gelungen, mit Sicherheit festzustellen,
wem es geweiht war. Unter den Göttern und Heroen,
welche von verschiedenen Seiten vorgeschlagen worden
sind, scheint mir am meisten Herakles in Betracht zu
kommen. Pausanias erwähnt einen Altar dieses Heros
neben dem Sikyonierschatzhause; in der That ist auch
südlich von unserem Heiligtum ein grosser Altar aus-
gegraben, welcher demnach unzweifelhaft dem Herakles
geweiht war. Nun wissen wir zwar nicht, ob der Altar
zu unserem Heiligtum gehört, aber bei seiner Stellung,
unmittelbar vor dem Eingang, ist die Zugehörigkeit sehr
möglich, man kann sogar sagen wahrscheinlich. Ich
möchte jedoch ausdrücklich hervorheben, dass Pausanias
von keinem Heraklesheiligtum in der Altis spricht.
Über den Altar selbst vergleiche den Text zu Band II,
Tafel XCV.
c. Die Schatzhäuser II und III.
Ostlich vom Schatzhause der Sikyonier liegen zwei
Gebäude, deren Grundrisse und Querschnitte auf Tafel
XXXI gezeichnet sind. Beide Bauten sind ausser-
ordentlich zerstört. Es fehlt nicht nur der ganze Ober-
bau, sondern auch die Fundamente sind bis auf einzelne
Quadern und die ganz unbrauchbaren Kieselsteine fort-
gebrochen worden. Bei dem Schatzhause II sind aller-
dings die sämtlichen Fussbodenplatten noch vorhanden,
ossenbar weil sie aus weichem Mergelkalk bestanden
und ausserdem so voll von Löchern waren, dass sie sich
für andere Zwecke nicht mehr verwenden liessen. Die
Zerstörung der beiden Bauwerke ist eine besonders
gründliche gewesen; sie ist, wie wir später sehen
werden, nicht erst in byzantinischer, sondern schon in
römischer Zeit erfolgt.
Beim Schatzhause II wiederholt sich eine Beobach-
tung, die wir schon am Schatzhause von Sikyon gemacht
haben: Der südliche Teil hat tiefe Fundamente aus
Kieselsteinen und einzelnen Porosstücken, während im
nördlichen Drittel überhaupt keine Untermauerung vor-
genommen ist. Dass eine solche Anordnung für die
am Abhänge des Kronoshügels errichteten Thesauren
sehr zweckmässig war, habe ich oben schon betont.
Trotz der grossen Zerstörung ist der Grundriss
noch deutlich zu erkennen und in seinen wesentlichen
Abmessungen festzustellen: vor einer Cella von fast
5 m Breite und etwa 7,50 m Länge liegt eine schmale
Vorhalle, welche vermutlich als templum in antis ge-
bildet war.
Das Schatzhaus III unterscheidet sich von II
nur sehr wenig: in den Fundamenten und namentlich
in der Westmauer kommen mehr Porosquadern vor,
von dem Fussboden ist nichts mehr erhalten, und
schliesslich sind die Abmessungen der Cella sowohl als
der Vorhalle etwas grösser. Die Cella misst annähernd
6 m zu 9 m. In welcher Höhe der Fussboden der Cella
gelegen hat, ist nicht bekannt.
Dass beide Gebäude schon in römischer Zeit ab-
gebrochen worden sind, geht mit Sicherheit daraus
hervor, dass sich bei der Ausgrabung oberhalb derselben
ein römischer Kieselestrich und mehrere Ziegelmauern
befanden, von denen je ein Stück auf dem Querschnitt
auf Tafel XXXI gezeichnet ist. Wann diese Mauern und
der Fussboden angelegt sind, würden wir nicht wissen,
wenn nicht die grosse Wasserleitung des Herodes, welche
weiter östlich auf den Strebepfeilern der Stützmauer des
Kronion entlang läuft, gerade hier nach Norden ausbiegt,
und offenbar auf einen Weg Rücksicht nimmt, welcher
hier von der Altis auf den Kronoshügel führte. Dort,
wo jetzt die Exedra des Herodes steht, wird vorher ein
Aufgang zum Kronion gewesen sein; als derselbe durch
den Bau der Exedra beseitigt wurde, musste an einer
anderen Stelle ein neuer Aufgang gemacht werden.
Hierzu wählte man den Platz der beiden Schatzhäuser II
und III, welche damals vielleicht schon baufällig waren,
und daher abgebrochen werden durften. Da die Exedra
bei der Festfeier des Jahres 157 n. Chr. schon stand, so
muss sie Pausanias schon gesehen haben. Die beiden
Schatzhäuser waren also zu Pausanias' Zeit nicht mehr
vorhanden, können demnach auch nicht von ihm
genannt sein. Da nun thatsächlich die Aufzählung
der Schatzhäuser bei Pausanias nur dann stimmt, wenn
wir II und III nicht mitzählen, so haben wir dadurch
eine vorzügliche Bestätigung unserer obigen Darlegung
gewonnen.
Man könnte sich noch fragen, ob denn auch beide
Gebäude sicher Schatzhäuser sein mussen. In Anbetracht
ihrer Grundrisse und ihrer Lage mitten zwischen den
übrigen Schatzhäusern, kann man diese Frage nur be-
jahend beantworten. Von wem die Schatzhäuser aber
geweiht waren, ist vollständig unbekannt; weder ein
antiker Schriftsteller, noch eine Inschrift berichtet uns
etwas über dieselben.
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noch mit ihrem Werkzoll versehen. Dieser ist nament-
lich an den hinteren Ecken noch so rauh, dass der
Bau hier niemals sichtbar gewesen sein kann, sondern,
ähnlich wie ein Grottenheiligtum, in den Berg hinein-
gebaut gewesen sein muss.
Im Inneren der Cella ist das Fundament für einen
Altar, oder wahrscheinlicher für ein Cultbild, erhalten.
Vor demselben befand sich eine hölzerne Schranke,
welche den Zutritt zu dem Bilde verhindern sollte. Die
Löcher für die Balken dieser Schranke sind in den
Seitenwänden noch erhalten. Die Thürumrahmung war
ebenso wie die ganze Vorhalle aus Holz hergestellt;
darauf weisen die schwalbenschwanzförmigen Einschnitte
und verschiedenartige Löcher in den Wänden hin.
Irgend welche Bauglieder, welche dem kleinen Bau
zugeschrieben werden könnten, sind nicht gefunden
worden.
Als das Gebäude bei den Ausgrabungen zum Vor-
schein kam, glaubten wir zuerst, dasselbe für eines der
Schatzhäuser halten zu mussen, weil es ihren Grundriss
hatte, und auch mit ihnen in einer Reihe lag. Es musste
in diesem Falle das erste der von Pausanias aufgezählten
Schatzhäuser, nämlich dasjenige der Sikyonier sein.
Nachdem aber die Inschrift SXKVONION auf einem Steine
des Nachbargebäudes gefunden, und dieses dadurch als
erstes Schatzhaus des Pausanias gesichert war, mussten wir
in unserem kleinen Bau irgend ein Heiligtum vermuten.
Leider ist es nicht gelungen, mit Sicherheit festzustellen,
wem es geweiht war. Unter den Göttern und Heroen,
welche von verschiedenen Seiten vorgeschlagen worden
sind, scheint mir am meisten Herakles in Betracht zu
kommen. Pausanias erwähnt einen Altar dieses Heros
neben dem Sikyonierschatzhause; in der That ist auch
südlich von unserem Heiligtum ein grosser Altar aus-
gegraben, welcher demnach unzweifelhaft dem Herakles
geweiht war. Nun wissen wir zwar nicht, ob der Altar
zu unserem Heiligtum gehört, aber bei seiner Stellung,
unmittelbar vor dem Eingang, ist die Zugehörigkeit sehr
möglich, man kann sogar sagen wahrscheinlich. Ich
möchte jedoch ausdrücklich hervorheben, dass Pausanias
von keinem Heraklesheiligtum in der Altis spricht.
Über den Altar selbst vergleiche den Text zu Band II,
Tafel XCV.
c. Die Schatzhäuser II und III.
Ostlich vom Schatzhause der Sikyonier liegen zwei
Gebäude, deren Grundrisse und Querschnitte auf Tafel
XXXI gezeichnet sind. Beide Bauten sind ausser-
ordentlich zerstört. Es fehlt nicht nur der ganze Ober-
bau, sondern auch die Fundamente sind bis auf einzelne
Quadern und die ganz unbrauchbaren Kieselsteine fort-
gebrochen worden. Bei dem Schatzhause II sind aller-
dings die sämtlichen Fussbodenplatten noch vorhanden,
ossenbar weil sie aus weichem Mergelkalk bestanden
und ausserdem so voll von Löchern waren, dass sie sich
für andere Zwecke nicht mehr verwenden liessen. Die
Zerstörung der beiden Bauwerke ist eine besonders
gründliche gewesen; sie ist, wie wir später sehen
werden, nicht erst in byzantinischer, sondern schon in
römischer Zeit erfolgt.
Beim Schatzhause II wiederholt sich eine Beobach-
tung, die wir schon am Schatzhause von Sikyon gemacht
haben: Der südliche Teil hat tiefe Fundamente aus
Kieselsteinen und einzelnen Porosstücken, während im
nördlichen Drittel überhaupt keine Untermauerung vor-
genommen ist. Dass eine solche Anordnung für die
am Abhänge des Kronoshügels errichteten Thesauren
sehr zweckmässig war, habe ich oben schon betont.
Trotz der grossen Zerstörung ist der Grundriss
noch deutlich zu erkennen und in seinen wesentlichen
Abmessungen festzustellen: vor einer Cella von fast
5 m Breite und etwa 7,50 m Länge liegt eine schmale
Vorhalle, welche vermutlich als templum in antis ge-
bildet war.
Das Schatzhaus III unterscheidet sich von II
nur sehr wenig: in den Fundamenten und namentlich
in der Westmauer kommen mehr Porosquadern vor,
von dem Fussboden ist nichts mehr erhalten, und
schliesslich sind die Abmessungen der Cella sowohl als
der Vorhalle etwas grösser. Die Cella misst annähernd
6 m zu 9 m. In welcher Höhe der Fussboden der Cella
gelegen hat, ist nicht bekannt.
Dass beide Gebäude schon in römischer Zeit ab-
gebrochen worden sind, geht mit Sicherheit daraus
hervor, dass sich bei der Ausgrabung oberhalb derselben
ein römischer Kieselestrich und mehrere Ziegelmauern
befanden, von denen je ein Stück auf dem Querschnitt
auf Tafel XXXI gezeichnet ist. Wann diese Mauern und
der Fussboden angelegt sind, würden wir nicht wissen,
wenn nicht die grosse Wasserleitung des Herodes, welche
weiter östlich auf den Strebepfeilern der Stützmauer des
Kronion entlang läuft, gerade hier nach Norden ausbiegt,
und offenbar auf einen Weg Rücksicht nimmt, welcher
hier von der Altis auf den Kronoshügel führte. Dort,
wo jetzt die Exedra des Herodes steht, wird vorher ein
Aufgang zum Kronion gewesen sein; als derselbe durch
den Bau der Exedra beseitigt wurde, musste an einer
anderen Stelle ein neuer Aufgang gemacht werden.
Hierzu wählte man den Platz der beiden Schatzhäuser II
und III, welche damals vielleicht schon baufällig waren,
und daher abgebrochen werden durften. Da die Exedra
bei der Festfeier des Jahres 157 n. Chr. schon stand, so
muss sie Pausanias schon gesehen haben. Die beiden
Schatzhäuser waren also zu Pausanias' Zeit nicht mehr
vorhanden, können demnach auch nicht von ihm
genannt sein. Da nun thatsächlich die Aufzählung
der Schatzhäuser bei Pausanias nur dann stimmt, wenn
wir II und III nicht mitzählen, so haben wir dadurch
eine vorzügliche Bestätigung unserer obigen Darlegung
gewonnen.
Man könnte sich noch fragen, ob denn auch beide
Gebäude sicher Schatzhäuser sein mussen. In Anbetracht
ihrer Grundrisse und ihrer Lage mitten zwischen den
übrigen Schatzhäusern, kann man diese Frage nur be-
jahend beantworten. Von wem die Schatzhäuser aber
geweiht waren, ist vollständig unbekannt; weder ein
antiker Schriftsteller, noch eine Inschrift berichtet uns
etwas über dieselben.