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Curtius, Ernst [Editor]; Adler, Friedrich [Editor]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 2): Die Baudenkmäler — Berlin, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.774#0062
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Das Gebäude hinter der Exedra und die Schatzhäuser II—X (Tafel XXXI —XXXV).

nach Pausanias' Angabe, schon etwa 13 Tonnen wog,
musste selbstverständlich eine sehr feste Untermauerung
vorhanden sein.
Grössere Umbauten scheint das Gebäude nicht
erlebt zu haben. Erft in spätrömischer Zeit ist an der
Ostseite in roher Weise ein Anbau gemacht worden,
wie man an den Sparrenlöchern erkennt, die in die
Triglyphen hineingehauen sind.

Die Zerstörung des ganzen Baues ist wahrschein-
lich bei der Einrichtung der byzantinischen Kirche er-
folgt, weil viele Steine, z. B. Wandquadern, Antenblöcke
und Architravsteine, in den Innenmauern der Kirche
verbaut sind. Zur Zeit, als die grosse byzantinische
Festungsmauer errichtet wurde, muss das Schatzhaus
noch aufrecht gestanden haben, weil kein Stein von
ihm zum Mauerbau benutzt worden ist.

VI. Das Gebäude hinter der Exedra und die Schatzhäuser II — X.
Tafel XXXI —XXXV.
Erläutert von W. Dörpfeld.

a. Erklärung der Tafeln.
Auf Tafel XXXI ist zu oberst das kleine Gebäude
dargestellt, welches hinter der Exedra des Herodes welt-
lich vom Schatzhause der Sikyonier liegt; es wird ver-
anschaulicht durch einen Grundriss, zwei Durchschnitte
und drei kleine perspektivische Zeichnungen. In der
Mitte der Tafel ist sodann ein Querschnitt durch die
Schatzhäuserterrasse gezeichnet, und-zwar in der Längen-
axe des Thesaurus No. II. Man sieht die Stufenmauer
der Terrasse, die Fundamente des Schatzhauses, den Rest
eines, in späterer Zeit über dem letzteren errichteten,
römischen Gebäudes, die als Abschluss der Terrasse
dienende Stützmauer des Kronoshügels, und ganz rechts
die Wasserleitung, welche Herodes Attikus über die
Thesaurenterrasse geleitet hatte. Die Höhe, bis zu welcher
alle diese Bauanlagen verschüttet waren, wird durch eine
hell schraffierte Linie bezeichnet. Zu unterst endlich
ist auf der Tasel je ein Grundriss und Querschnitt der
Schatzhäuser II, III und IV abgebildet.
Tafel XXXII giebt Grundrisse und Querschnitte
der Schatzhäuser V bis X. Die Grundrisse sind nicht
parallel zu einander gezeichnet, sondern haben die Lage
zu einander, welche sie in Wirklichkeit einnehmen.
Diejenigen Teile, welche ganz zerstört sind, haben im
Grundriss eine punktierte Umfassungslinie und einfache
Schraffierung erhalten. Die gegenseitige Höhenlage der
einzelnen Gebäude ergiebt sich aus den eingeschriebenen,
mit einer Ellipse umgebenen Zahlen, welche die Höhe
des betresfenden Punktes über dem Stylobat des Zeus-
tempels angeben.
Auf Tafel XXXIII sind Triglyphen, Metopen, Geisa,
Tympanonblöcke und zwei Kapitelle zusammengestellt,
welche vermutlich alle zu einem Gebäude gehören,
und mit einiger Wahrscheinlichkeit dem Schatzhause
von Selinus zugeschrieben werden. Ihr Material ist ein
harter Muschelkalk.
Ein anderes Gebälk, das vielleicht dem Schatzhause
von Syrakus angehört, ist auf Tafel XXXIV abgebildet.

Die Zusammengehörigkeit der durch die ganze Altis
verstreut gefundenen Fragmente ist gesichert durch das
eigentümliche Material, aus dem sie alle bestehen. Es
ist ein blendend weisser Süsswasserkalk, welcher nur bei
diesem Gebälk verwendet ist. Über die Zugehörigkeit
zum Schatzhause von Syrakus siehe die Baubeschreibung
des letzteren. Die altertümlichen Formen der Säule
und des Gebälks weichen in manchen Punkten von den
gewöhnlichen dorischen Kunstformen ab.
Die auf Tafel XXXV zusammengestellten, ver-
schiedenartigen Bauglieder (fünf verschiedene Geisa, ein
Triglyphon und eine Säule), gehören mit Ausnahme des
Triglyphon, welches ohne Bedenken dem Thesaurus der
Metaponter zugewiesen werden darf, nur möglicherweise
zu den Schatzhäusern. Am bemerkenswertesten sind die
unter No. 2 abgebildeten Geisa mit geringer Ausladung,
welche in dieser Form in Olympia zum ersten Male
gefunden worden sind. Ich vermute, dass sie an den
Langseiten einiger Schatzhäuser angebracht waren, weil
die letzteren in einigen Fällen so nahe neben einander
flehen, dass sich die Geisa bei voller Ausladung be-
rühren, oder gar durchschneiden würden.
Die Säule, welche nur sechzehn Furchen und
einen merkwürdig verzierten Abakus hat, ist in der
byzantinischen Festungsmauer, östlich vom Buleuterion,
verbaut gewesen und kann sowohl dem Nordbau des
Buleuterion, als auch dem älteren Teile des Geloer-
thesaurus angehören.

b. Das Gebäude hinter der Exedra.
Das auf Tafel XXXI oben dargestellte kleine Ge-
bäude besteht aus einer fast quadratischen Cella und
einer schmalen Vorhalle. Erstere ist aus regelmässigen
Quadern von Mergelkalk (Süsswasserkalk) erbaut, während
die letztere aus einem hölzernen Oberbau und einem
steinernen Fundament bestand. Die Cellawände sind an
ihrer Innenseite sorgfältig geschlifsen, im Äusseren dagegen
 
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