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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 2): Die Baudenkmäler — Berlin, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.774#0159
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Ionische Marmorkapitelle (Tafel LXXXIX).

141

Form gefunden sind und weil wir über Form und Zeit- !
stellung dieses Baues nicht unterrichtet sind. Der Schaft
in" ohne Furchen und oben in eigentümlicher Weise nur
mit einem einzigen Ringe abgeschlossen. OD : AB
= 1:1,53 = 2:3; die Ausladung ist also etwas geringer
als bei den alten Kapitellen des Prytaneion.
Kapitell No. 8 wurde an derselben Stelle gefunden,
wie No. 7. Von nur wenig grösseren Abmessungen, un-
terscheidet es sich von ihm namentlich durch die vier
Ringe, mit denen der Echinus versehen ist, und durch
die Ausstattung des Schaftes mit 20 Furchen. Ob es zu
demselben griechischen Gebäude gehört, wie No. 7, ist
mehr als fraglich. Die Ausladung ist 1:1,54, an"° fest
2 : 3. Die ganze Aussenssäche ist mit einem feinen, be-
sonders gut erhaltenen Putz überzogen.
No. 9 ist ein spä'trömisches Kapitell von schlechter
Arbeit, welches einem sehr jungen Gebäude, wie dem
Hofe des Buleuterion, angehört haben kann. Seine ein-
fache Profilierung kehrt bei einigen jüngeren Kapitellen
des Heraion wieder. OD : AB = 1:1,42.
No. 10, ein altgriechisches Kapitell, hat einen so auf-
fallend niedrigen Abakus, dass eine spätere Abarbeitung
der Oberssäche angenommen werden muss, obwohl da-

von nichts zu sehen ist. Zwei oder richtiger anderthalb
Ringe knüpfen den Echinus an den furchenlosen Schaft.
Es ist unbekannt, zu welchem Gebäude es gehört hat.
OD:AB= 1,64 = fast 3: 5.
An dem Kapitell No. 11 ist der Abakus nicht in gan-
zer Höhe erhalten. Der Schaft ist ohne Furchen und
der strasf gezeichnete Echinus mit drei Ringen versehen.
Die Zuteilung zu einem bestimmten Bau ist unmöglich.
OD: AB = 1:1,6.
No. 12 ist ebenso wie die Kapitelle 7 und 8 zwischen
dem Südostbau und dem sogenannten Oktogon gefunden
worden. Es hat keine Furchen und ist in den Massen
etwas kleiner als die beiden anderen. Die Zahl der Ringe
beträgt drei. OD : AB = 1:1,69.
No. 13 und 14 sind zwei zwar in ihren Abmessungen
etwas verschiedene, im übrigen aber in manchen Punkten
übereinstimmende Kapitelle, welche wegen ihres niedri-
gen und wenig ausladenden Abakus frühestens aus helle-
nistischer Zeit flammen können. Beide haben 20 Furchen,
je drei zierlich geschnittene Ringe und über dem Abakus
eine viereckige Auflageplatte. Bei No. 13 verhält sich OD
zu AB wie 1:1,5 oder wie 2:3; bei No. 14 ist OD : AB
= i:i,3-

XXVIII. Ionische Marmorkapitelle.
Tafel LXXXIX.
Erläutert von R. Borrmann.

1. Bruchstück eines Antenkapitells (?), nach Ma-
terial und Fundort vielleicht mit dem Kapitell (2—5) zu-
sammengehörig. Die Ausladung des Profils ist, wie der
punktierte Umriss andeutet, verschieden an den Seiten.
2—5. Ionisches Kapitell aus parischem Marmor, er-
gänzt aus Bruchstücken, welche in der Palästra und nörd-
lich davon gefunden wurden, auf Tafel XC 9 und 10 im
Zustande der Erhaltung abgebildet. Geringe Reste eines
zweiten Kapitells haben sich gefunden, ebenso Bruch-
stücke einer Basis, welche, obwohl für eine genaue Er-
gänzung nicht zureichend, doch eine Bildung gleich der
untenstehenden Basis 9 erkennen lassen. — Seiner Form
und Zeitstellung nach gehört das Kapitell zu einer Gruppe
kleinasiatischer ionischer Kapitelle, zu der als die be-
kanntesten die Kapitelle vom Tempel zu Priene und dem
Artemistempel in Ephesus zählen. Mit letztgenanntem
mit dem Kapitell von der Halle des Zeusaltars in Per-
gamon stimmt die Form des Polsters 4 fast vollständig
Uberein. Das Polster wird von drei Paaren von Rundstäben
umschnürt; diese theilen sich unten, so dass kleine
Zwischenräume entstehen, welche durch winzige Zwickel-
palmetten ausgefüllt werden. Gleichwie am ephesischen
Kapitell ist auch hier der Abakus ein Rechteck, und
zwar mit der grösseren Seite in der Vorderansicht;
ebenso ist der obere Säulendurchmesser bei beiden von

grösserer Breite als das Polster, ein Umstand der beim
ephesischen Tempel durch die Masse des Architravs,
hier durch Grösse und Form desWeihegeschenks, welches
das Kapitell getragen haben wird, bestimmt erscheint.
Denn dass die Säule zu keinem Bauwerke gehört hat,
lässt sich aus dem Mangel zugehöriger Bauglieder sowie
aus den Befestigungsspuren auf dem Abakus erweisen.
Diese gleichen denen des Kapitells 6, das nachweislich
eine Statue trug und bestehen aus einem grösseren, fast
quadratischen Einsatzloche mit Erweiterung für den Blei-
verguss und einem kleinen verbleiten Loche in geringem
Abstande davon. Das grössere Befestigungsloch sitzt nicht
im Schwerpunkte oder in der Achse der Auflagerssäche,
was der Fall wäre, wenn ein Architrav darauf ruhte.
Die Fuge zwischen Kapitell und Schaft fällt mit der
Unterkante des Kymations zusammen. Dieses zeigt ebenso
wie der Abakus das Eierstab- Ornament. Die Ecken
zwischen dem Kymation und den Voluten füllen zierliche
palmettenartige Eckblätter.
6—11. Ionisches Kapitell und Basis aus pari-
schem Marmor. Die Fragmente samt den Säulentrommeln
sind in späten Mauern über und in der Nähe der Echo-
halle gefunden und lassen auf das Vorhandensein von
zwei gleichen Kapitellen schliessen. Nach den auf den
Basisplinthen beider Säulen erhaltenen Inschriften (BandV
 
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