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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 2): Die Baudenkmäler — Berlin, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.774#0101
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Das Leonidaion. (Tafel LXII —LXVI).

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der dorischen Aussenarchitektur, denn die Kapitelle der
inneren Säulen tragen meines Erachtens alle Kenn-
zeichen der römischen und zwar etwa hadrianischen
Zeit. Da zudem die Befestigung der Trommeln ganz
von der der dorischen Sä'ulen abweicht — es kommen
Gusskanäle zur Anwendung, welche bei diesen noch
fehlen — die Kapitelle ferner, wie schon erwähnt, eine

sehr verschiedene, bald sorgfältigere, bald wieder sehr
flüchtige, mit der vortresflichen Technik am ganzen
übrigen Gebäude wenig übereinstimmende Behandlung
zeigen, so wird man die korinthische Säulenstellung der
römischen Zeit zuweisen und sie als eine nachträgliche
Ergänzung, etwa zum Ersatz älterer, mit der Zeit schad-
haft gewordener hölzerner Stützen, betrachten dürfen.

XVIII. Das Leonidaion.
Tafel LXII-LXVI.
Erläutert von R. Borrmann.

Das Leonidaion ist jenes grosse, im Südwesten des
Ausgrabungsfeldes belegene, von Hallen umschlossene
Bauwerk, das in den bisherigen Verösfentlichungen der
Ausgrabungen (Band V, S. 43) und in den Ausgrabungs-
berichten mit dem Namen »Südwestbau« bezeichnet
worden ist. Die Bezeichnung Leonidaion muss ihm
nach den 1886 aufgefundenen Bau - Inschriftresten,
welche den Leonides, des Leotes Sohn aus Naxos,
als Erbauer und wahrscheinlich auch Stifter nennen,
zuerkannt und damit die Streitfrage über die Lage dieses
Bauwerkes als entschieden angesehen werden. Seine
Grösse — es ist, abgesehen vom grossen Gymnasion,
das ausgedehntere Gebäude in Olympia, — machen es
erklärlich, dass Pausanias das Leonidaion wiederholt zum
Ausgangs- und Orientierungspunkt in seiner Beschreibung
gemacht hat (Pausanias V, 15, 3 und 4; VI, 17, 1). Da
die nördliche Hälfte ganz, und durch einen Versuchs-
graben auch von der südlichen ein Stück, dazu die
Südwestecke des Bauwerkes blossgelegt worden sind
(Taf. LXIII), so ist sein Umfang genau bestimmt, und auch
der Grundriss in den nicht ausgegrabenen Teilen unter
der Voraussetzung einer zur Nordhälfte symmetrischen
Anlage wenigstens in den Umrissen zu ergänzen. Zwei
spätere Umbauten in römischer Zeit haben namentlich
das Innere in seiner Raumanordnung erheblich um-
gestaltet, das Äussere dagegen so gut wie unverändert
gelassen. Ein dritter Umbau aber, in byzantinischer Zeit,
dessen Spuren, um die älteren Mauerzüge blosszulegen,
zumeist beseitigt werden mussten, hing schon mit der
Zerstörung des Leonidaion zusammen. Ein grosser Teil
des Baumaterials, Säulentrommeln, Kapitelle und Gebälk-
stücke bis zu den Terrakotten des Daches, fanden sich in
der byzantinischen Befestigungsmauer verbaut, welche
von der Südwestecke des Zeustempels bis zur Südhalle
reicht, zum Teil waren sie bis in die östliche Mauer ge-
wandert. Am vollständigsten ist die Südseite abgebrochen
worden, da man hier selbst die an den drei übrigen slehen
gebliebenen Säulenbasen fortgeschafst hat. Von der lieder-
lichen Bauweise der Spätzeit gewährt, ausser ein Paar
Innenwänden, vornehmlich die über die Basenreihe der
Westfront hinweggeführte Mauer, welche fast ganz er-

halten geblieben ist, eine Anschauung. Schon durch ihre
Höhe, 50 — 80 cm über dem antiken Fussboden, giebt sie
sich als eine sehr späte Anlage zu erkennen. Zur Zeit
der letzten Ansiedelung Olympias hatte sich bereits eine
Überschwemmungsschicht von ca. 70—80 cm Höhe über
das Bauwerk gelagert. Die Oberfläche des Terrains




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Figur 39.
Skizze der Überschwemmungs-Schichten.
zu Beginn der Ausgrabungen lag im Durchschnitt 5,75 m
über dem antiken und etwa 0,85 m über dem Ost-
stereobat des Zeustempels. Ein Bild der verschiedenen
Ablagerungen in der Mitte des Bauwerkes giebt die
Skizze (Fig. 39).
Das Leonidaion ist ein nicht völlig quadratischer
Bau mit einem von dorischen Säulenhallen gebildeten
 
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