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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 2): Die Baudenkmäler — Berlin, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.774#0160
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142

Kapitelle (Tafel XC).

S.431 N0.306 und 307) trug die eine die Statue des Pto-
lemaios II Philadelphos, die andere die seiner Schwester
und Gattin Arsinoe. Beide Denkmäler sind von Kalli-
krates des Boiskos Sohn, aus Samos, geweiht. Die
Befestigungsspuren auf dem Abakus des Kapitells bestehen
aus einem grösseren, 15cm im Geviert messenden Zapfen-
loche und in der Diagonale aus einem schmalen recht-
winkligen Loche mit Gusskanal. Da Basis und Kapitell
sowie die Säulentrommeln teils nur in Bruchstücken
vorhanden, teils stark beschädigt sind, beruht die Auf-
nahme nicht auf direkten Messungen sondern auf Er-
gänzungen, welche jedoch nur wenig Spielraum lassen.
Der untere Durchmesser wird etwa 0,95 m, der obere
0,80m, die ganze Säulenhöhe, zu 9V2 Durchmesser an-
genommen, etwa 9m betragen haben.
Das Kapitell gleicht denen der Ptolemäer-Bauten in
Samothrake. Der ssach ausgehöhlte Kanal wird von einem
Rundslabe mit zwei Plättchen umsäumt; eine Verbindung
beider Voluten durch den unteren Kanalsaum wie bei 2
fehlt. Der Abstand der Augen entspricht dem oberen
Durchmesser, während ihre Horizontalachse ziemlich mit
der Mitte des Kymations zusammenfällt. Der Abakus
zeigt die bereits seit dem letzten Dritteil des 4. Jahr-
hunderts übliche, stark ausgehöhlte und unterschnittene
Blattwelle. Die Basis ähnelt der des Tempels von Priene.
Sie ruht auf einer profilierten, 0,385 m hohen Plinthe.—
Die Lagerssächen der Säulentrommeln haben inmitten des
rauh belassenen Kerns ein quadratisches, 75mm tiefes

und breites Zapfenloch und seitlich davon, innerhalb
des glatten Anschlussrandes, je ein rechteckiges Dübel-
loch, die Basisblöcke je ein n cm breites quadratisches
Loch, vermutlich für das Holzfutter, und am Boden des-
selben ein etwas tiefer gehendes, 40cm breites rundes
Loch für den Metalldollen.
Der Fundort der Säulen legt es nahe, ihren Standort
vor der Echohalle, vielleicht in Verbindung mit dem
langen Bathron vor der Hallenfront zu suchen. Ferner
lässt der Umstand, dass die Inschriften sich auf den Fuss-
plinthen der Säulen befinden, eine vom Boden erhobene
Ausstellung vermuten. Diese würde etwa Augenhöhe
erreichen, wenn die Säulen auf dem etwa 1,30m hohen
Bathron selber gestanden hätten, sei es an den beiden
Enden, sei es zu beiden Seiten der kleinen halbrunden
Nische in der Mitte des Bathrons. Das Bathron von
20m Länge und 4m Breite besteht aus einem durch hoch-
kantige Platten verkleideten Kerne aus' unregelmässigem
Mauerwerk. Ganz die nämliche Konstruktion und An-
ordnung zeigt ein langgestrecktes Bathron vor der grossen,
in den Massen der Echohalle nahezu entlprechenden
Säulenhalle in Samothrake, welche wie die übrigen Ge-
bäude aus Ptolemäischer Zeit flammen soll. Auch dort
hat sich eine wahrscheinlich ebensalls für ein Weihe-
geschenk bestimmte Einzelsäule gefunden, so dass man
verslicht wird, beide Anlagen, in Samothrake und Olym-
pia, als Gegenstücke anzusehen.

XXIX. Kapitelle.
Tafel XC.
Erläutert von R. Borrmann.

Tafel XC enthält eine Anzahl ionischer und korin-
thischer Kapitelle zur Ergänzung der geometrischen
Zeichnungen auf den Stichtafeln. Die Kapitelle sind
nicht nach einem Massstabe aufgenommen.
1 — 3. Das korinthische Marmorkapitell in
der Mitte der oberen Reihe flammt von den Säulen der
kleinen Rundbauten in den Ecken der Exedra des
Herodes, die winkelförmigen Pilasterkapitelle 1 und 3
gleichen Materials von den Nischen im oberen Halbrund
des Bauwerks. Die Ausführung, obwohl sorgfältig, ist
nicht frei von Härte und auf Fernwirkung berechnet,
da das Relief, einer kräftigen Schattenwirkung zuliebe,
scharf und kantig vom Grunde absetzt. Das Akanthus-
blattwerk ist stark aufgelöst, die Blattspitzen sind aus-
gehöhlt, tiefe Kanäle treten an Stelle der Mittelrippen. —
Die Pilasterkapitelle zeigen zwischen den Eckblättern
einen kräftigen Eierstab, über diesem zwischen den
Helices je eine Palmette von wechselnder Form und
Entwickelung.

4a und 4&. Ionisches Kapitell aus Marmor, gefun-
den in der byzantinischen Kirche und zu einer der Säu-
len des Narthex gehörig (Band I S. 97), flammt von einem
unbekannten antiken Baudenkmal. Das Kapitell gehört
der spät-griechischen, vielleicht schon römischen Zeit an.
Der Kanal ist, da das Kyma hoch hinaufreicht, nur
schmal und wird von einem feinen Rundstabe mit Plätt-
chen umsäumt. Das Blattwerk ist von ssachem Relief.
Höhe des Kapitells: 232mm. Breite der Vorderan-
sicht: 570 mm, der Seite 368mm. Abakusbreite: 396mm.
5a und 5&. Marmorkapitell in Vorder- und Seiten-
ansicht, auf Tafel LXX Band I in geometrischer Aufnahme
mitsamt dem Schaft dargestellt. Dieser setzt sich aus zwei
an ein rechteckiges Zwischenstück gelehnten Halbsäulen
zusammen, so dass seine Grundform und somit auch die
des Kapitells ein Oval bildet. Dem Zwischenstück ent-
spricht am Hälse des Kapitells eine Rosette, an einem
anderen Kapitell (Band I Tafel LXX, 3) eine Palmette. —
Da der Abakus quadratisch ist, laden die Voluten weit über
 
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