Das Gymnasion (Tafel LXXVIII).
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XXIII. Das Gymnasion.
Tafer LXXVIII.
Erläutert von Paul Graef.
Vom Gymnasion berichtet Pausanias, dass sich in
ihm »die Laufbahnen und Ringplätze der Athleten be-
befanden« (V. 15,8) und »die Kämpfer im Pentathlon, so-
wie die Wettläufer, ihre Übungen hielten« (VI. 21,2).
Nach dem Fundbestande war es ein freier, ebener
Platz von ungefähr 220 m Tiefe in süd-nördlicher Rich-
tung und, wenn die Annahme, dass er lieh bis zum
Kladeos ausdehnte, richtig ist1), von etwa 120m Breite.
Im Osfen und Süden war er von geräumigen Hallen be-
grenzt; ob auch im Weiten und Norden, ist nicht be-
kannt. Sein Haupteingang bildete die Thoranlage in
der Südostecke2).
Die Südhalle liegt unmittelbar an der Palästra, so
dass deren Nordmauer die Rückwand für ihr örtliches
Ende bildet (s. Tafel LXXIII). Sie ist einsehiffig und
5,23 m im Lichten tief. Der zum Bau verwandte Stein
ist ein mittelfeiner Porös. Von der östlichen Abschluss-
mauer sind einige Quadern noch am ursprünglichen Orte
(s. Schnitt C — D). Sie stossen stumpf, ohne Verband,
gegen die Längswand, woraus folgt, dass die Mauer,
und mit ihr wahrscheinlich die ganze Halle, später er-
baut ist als die Palästra. Gebälkstücke sind nicht ge-
funden worden, lie bestanden offenbar, wie das Ge-
spärre, aus Holz.
Die Säulen der Halle sind von dorischer Art und
haben rund 0,50 m unteren bei 0,44 m oberem Durch-
messer. Der Echinus des hierneben abgebildeten Kapitells
ist Iteil und hat keine gemeisselten Ringe; wahrscheinlich
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waren diese einst aus den Putz gemalt. Die Schäste
waren ursprünglich gesurcht, sind später aber, nachdem
man die Stegkanten abgeschlagen hatte, glatt geputzt
worden. Die gesundenen Stücke sind so Itark beschädigt,
dafs die Säulenhöhe nur ungesähr, aus 3,40m, sestgestellt
werden konnte. Die Achsweite beträgt 2,24 m. Jede
Säule Itand aus einem Fussblock von 0,32 m Höhe. Die
Grundssäche dieser zum Teil noch am alten Orte be-
sindlichen Blöcke ist bei einigen quadratisch, bei anderen
rechteckig (durchsehnittlich 0,63 : 0,74 m). Unter ihnen
liegt ein durchgehendes Fundament aus zwei wohlgesüg-
') S. S. 113.
2) S. S. 121.
ten Quaderschichten, dessen Breite in der Oberfläche aus
0,79 m begrenzt ist. Vor ihm erstreckt sich, in der
ganzen Länge der Halle, eine Iteinerne Wasserleitung.
Aus dem Umstande, dass deren örtliches Ende unter die
die Westseite des Thorgebäudes säumende Leitung greist,
ist zu schliessen, dass sie sich srüher nach Ossen sortfetzte
und dass das Thor jünger ist als die Halle.
Der Hallensussboden lag 0,74m höher als der der
Palästra, so dass deren Sockelgesims dicht über ihm hin-
lief. Das letztere zeigt, in Abständen von 2,26m, Ein-
schnitte von 0,32m Breite und 5cm Tiefe, die offenbar
zur Festlegung von Quadern dienten, aus denen eine
die Mauer begleitende Steinbank lag.
Stattlicher als die südliche war die Ofthalle des
Gymnasion, deren Hauptreite aus Tasel LXXVIII dar-
gestellt sind. Doppelschisfig mit zwei Reihen dorischer
Porossäulen, 10,1 im zwischen den Endwänden breit
und 210,51m im Innern lang, diente sie den Wett-
läufern als Übungsplatz bei regnerischem und kaltem
Wetter, sowohl sür den einsachen, wie den Doppellaus.
Sie öffnete sich nach Welten mit 61 Achsweiten von
rund 3,14m; an beiden Enden war sie aus die Länge
von je 10 m geschlossen. Die innere Säulenreihe, deren
Stützen denen der äusseren gebunden gegenüber standen,
setzte sich in den Endssügeln mit je 3 Säulen sort, so
dass sie im ganzen 66 Säulen zählte.
Die Umsasfungswände haben die aussergewöhnliche
Stärke von 0,77 m, und die Längswand ist überdies mit
Strebepfeilern von-0,97 m Breite und 0,49 m Vorsprung
in Abständen von rund 9,25 m besetzt. Sie ist aus Poros-
quadern sauber gesügt und in drei Schichten über dem
Erdboden erhalten. Die unterste Schicht ist breiter als
die oberen; nach aussen bildet sie einen krästig vor-
tretenden Sockel, während sie im Innern, da der Fuss-
boden bereits in Höhe ihrer Oberkante lag, nicht sicht-
bar war. Die Ecksteine der Mittelschicht und die ihnen
benachbarten Blöcke waren durch krästige, schwalben-
schwanzsörmige Klammern miteinander verbunden. Die
übrigen Steine sind, soweit man es fehen kann, ohne
Klammern und Mörtel, doch mit genauestem Fugen-
schluss und im Verband aneinander gestossen. Während
diejenigen der unteren Schichten auf ihrer Oberssäche
die üblichen, beim Aneinanderschieben der Blöcke ent-
ssandenen Versatzfpuren zeigen, sehlen diefe aus der
Oberlage, woraus zu folgern ist, dass diese den Schluss
des Werksteinsockels bildete, und dass die Obermauer
aus einem anderen Baustosse, wahrscheinlich aus Ziegel-
werk, bestand. Unter dem Porosfockel liegt als Funda-
ment, eine vierte durchlausende, ebenfalls wohlgefügte
Schicht, und unter den Strebepfeilern mit den ihnen
benachbarten Teilen der Mauer, jedesmal aus eine Länge
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XXIII. Das Gymnasion.
Tafer LXXVIII.
Erläutert von Paul Graef.
Vom Gymnasion berichtet Pausanias, dass sich in
ihm »die Laufbahnen und Ringplätze der Athleten be-
befanden« (V. 15,8) und »die Kämpfer im Pentathlon, so-
wie die Wettläufer, ihre Übungen hielten« (VI. 21,2).
Nach dem Fundbestande war es ein freier, ebener
Platz von ungefähr 220 m Tiefe in süd-nördlicher Rich-
tung und, wenn die Annahme, dass er lieh bis zum
Kladeos ausdehnte, richtig ist1), von etwa 120m Breite.
Im Osfen und Süden war er von geräumigen Hallen be-
grenzt; ob auch im Weiten und Norden, ist nicht be-
kannt. Sein Haupteingang bildete die Thoranlage in
der Südostecke2).
Die Südhalle liegt unmittelbar an der Palästra, so
dass deren Nordmauer die Rückwand für ihr örtliches
Ende bildet (s. Tafel LXXIII). Sie ist einsehiffig und
5,23 m im Lichten tief. Der zum Bau verwandte Stein
ist ein mittelfeiner Porös. Von der östlichen Abschluss-
mauer sind einige Quadern noch am ursprünglichen Orte
(s. Schnitt C — D). Sie stossen stumpf, ohne Verband,
gegen die Längswand, woraus folgt, dass die Mauer,
und mit ihr wahrscheinlich die ganze Halle, später er-
baut ist als die Palästra. Gebälkstücke sind nicht ge-
funden worden, lie bestanden offenbar, wie das Ge-
spärre, aus Holz.
Die Säulen der Halle sind von dorischer Art und
haben rund 0,50 m unteren bei 0,44 m oberem Durch-
messer. Der Echinus des hierneben abgebildeten Kapitells
ist Iteil und hat keine gemeisselten Ringe; wahrscheinlich
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waren ursprünglich gesurcht, sind später aber, nachdem
man die Stegkanten abgeschlagen hatte, glatt geputzt
worden. Die gesundenen Stücke sind so Itark beschädigt,
dafs die Säulenhöhe nur ungesähr, aus 3,40m, sestgestellt
werden konnte. Die Achsweite beträgt 2,24 m. Jede
Säule Itand aus einem Fussblock von 0,32 m Höhe. Die
Grundssäche dieser zum Teil noch am alten Orte be-
sindlichen Blöcke ist bei einigen quadratisch, bei anderen
rechteckig (durchsehnittlich 0,63 : 0,74 m). Unter ihnen
liegt ein durchgehendes Fundament aus zwei wohlgesüg-
') S. S. 113.
2) S. S. 121.
ten Quaderschichten, dessen Breite in der Oberfläche aus
0,79 m begrenzt ist. Vor ihm erstreckt sich, in der
ganzen Länge der Halle, eine Iteinerne Wasserleitung.
Aus dem Umstande, dass deren örtliches Ende unter die
die Westseite des Thorgebäudes säumende Leitung greist,
ist zu schliessen, dass sie sich srüher nach Ossen sortfetzte
und dass das Thor jünger ist als die Halle.
Der Hallensussboden lag 0,74m höher als der der
Palästra, so dass deren Sockelgesims dicht über ihm hin-
lief. Das letztere zeigt, in Abständen von 2,26m, Ein-
schnitte von 0,32m Breite und 5cm Tiefe, die offenbar
zur Festlegung von Quadern dienten, aus denen eine
die Mauer begleitende Steinbank lag.
Stattlicher als die südliche war die Ofthalle des
Gymnasion, deren Hauptreite aus Tasel LXXVIII dar-
gestellt sind. Doppelschisfig mit zwei Reihen dorischer
Porossäulen, 10,1 im zwischen den Endwänden breit
und 210,51m im Innern lang, diente sie den Wett-
läufern als Übungsplatz bei regnerischem und kaltem
Wetter, sowohl sür den einsachen, wie den Doppellaus.
Sie öffnete sich nach Welten mit 61 Achsweiten von
rund 3,14m; an beiden Enden war sie aus die Länge
von je 10 m geschlossen. Die innere Säulenreihe, deren
Stützen denen der äusseren gebunden gegenüber standen,
setzte sich in den Endssügeln mit je 3 Säulen sort, so
dass sie im ganzen 66 Säulen zählte.
Die Umsasfungswände haben die aussergewöhnliche
Stärke von 0,77 m, und die Längswand ist überdies mit
Strebepfeilern von-0,97 m Breite und 0,49 m Vorsprung
in Abständen von rund 9,25 m besetzt. Sie ist aus Poros-
quadern sauber gesügt und in drei Schichten über dem
Erdboden erhalten. Die unterste Schicht ist breiter als
die oberen; nach aussen bildet sie einen krästig vor-
tretenden Sockel, während sie im Innern, da der Fuss-
boden bereits in Höhe ihrer Oberkante lag, nicht sicht-
bar war. Die Ecksteine der Mittelschicht und die ihnen
benachbarten Blöcke waren durch krästige, schwalben-
schwanzsörmige Klammern miteinander verbunden. Die
übrigen Steine sind, soweit man es fehen kann, ohne
Klammern und Mörtel, doch mit genauestem Fugen-
schluss und im Verband aneinander gestossen. Während
diejenigen der unteren Schichten auf ihrer Oberssäche
die üblichen, beim Aneinanderschieben der Blöcke ent-
ssandenen Versatzfpuren zeigen, sehlen diefe aus der
Oberlage, woraus zu folgern ist, dass diese den Schluss
des Werksteinsockels bildete, und dass die Obermauer
aus einem anderen Baustosse, wahrscheinlich aus Ziegel-
werk, bestand. Unter dem Porosfockel liegt als Funda-
ment, eine vierte durchlausende, ebenfalls wohlgefügte
Schicht, und unter den Strebepfeilern mit den ihnen
benachbarten Teilen der Mauer, jedesmal aus eine Länge