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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 2): Die Baudenkmäler — Berlin, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.774#0198
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i8o

Die Mosaikfussböden (Tafel CV— CXI).

Heraion das Wasser nach dem Bassin zwischen Nymphen-
altar und Südwest-Altisthor führte. Das Rohr hat wieder
eine stärkere Wandung und war ummauert. Trotz des
sorgfältigen Schutzes hat die Leitung viele Reparaturen
durchmachen mussen. Dieselbe hat wahrscheinlich auch
lange funktioniert.
Die Thonrohrformen der übrigen auf der Tafel CHI
enthaltenen Figuren bieten in konstruktiver Hinlicht kein
besonderes Interesse mehr. Man erkennt, dass allmählich
eine immer grössere Gleichmässigkeit Platz grisf und dass
die lange Erfahrung es auf die Ausbildung von Quer-
schnittsformen zu besonderen Zwecken absehen liess.
Man kann aus den Formen nur noch seiten auf die
Zeitstellung der Leitungen schliessen und muss die Auf-
merksamkeit mehr auf die begleitenden Umstände, wie
z. B. der Höhenlage, lenken. Nur wird mit der Zeit
das Material wieder schlechter, auch sind die Röhren
weniger gut gebrannt.
Tafel CIV enthält die in Olympia gefundenen Brun-
nen. Über die Lage derselben, die Grund wasserverhält-
nisse u. s. w. ist schon vorher berichtet worden. Es er-
scheinen, da die Zeichnungen die Konstruktionen deutlich
wiedergeben, nur wenige erläuternde Bemerkungen nötig.

Figur i—4 geben die aus Thonringen konstruierten
Brunnen. Da die Ringe im Brande nicht gleichmässig
ausfielen, ist an ihrem oberen Ende eine Verstärkung
angebracht, um auch bei etwaigem unregelmässigem
Brande noch genügend Auflager für den nächsten auf-
sitzenden Ring zu erübrigen. Die Ringe beliehen nur
bei dem Brunnen Figur i aus einem Stück, bei den
übrigen aus drei oder vier Stücken, welche untereinander
mit Bleiklammern verbunden sind. Diese sind in ver-
grössertem Massflabe in der Zeichnung wiedergegeben.
Wie in Figur i und 4 waren alle Brunnen mit Stein-
platten abgedeckt, die Abdeckplatte Figur 1 enthält auch
noch ebenso wie die der Brunnen 6—8 die Einlass-
spuren für das Aufwindegerüst. Die jetzt noch gute
Erhaltung der Brunnen liefen den Beweis ihrer tech-
nisch richtigen Konsfruktion. Die Löcher in den ein-
zelnen Ringen waren für die Besteigung des Brunnen
bestimmt.
Figur 5 — 9 geben die Brunnen aus Porös. Die
einzelnen Steinschichten sind aus grösseren und kleineren
Steinen zusammengesetzt. Die obersten Schichten be-
ltanden aus grossen Quadern. Neu ist in Figur 5 und 8
der Fugenschnitt in der Richtung der Diagonale.

XXXV. Die Mosaikfussböden.
Tafel CV—CXI.
Erläutert von Paul Graef.

Ausser dem schon durch die franzölischen Aus-
grabungen vom Jahre 1831 bekannt gewordenen Mosaik
im Pronaos des Zeustempels, das mit Recht für das älteste
aller bekannten griechischen Mosaiken gilt, wurden in
Olympia nur römische Arbeiten dieser Art aufgedeckt.
Sie befinden sich im römischen Prytaneion, in der nörd-
lich von diesem am Fusse des Kronion gelegenen Therme,
im Palaste des Nero (Südostbau) und in der Therme am
Kladeos.
Über Lage, Alter und Beschafsenheit des Zeus-
tempelmosaiks hat Dörpfeld im ersten Textbande der
Architekturen auf S. 10 rechts berichtet. Der Befund ist
auf TafelVIII dargestellt, während in dem Grundrisse auf
Tafel IX die fehlenden Teile unter Benutzung der fran-
zösischen Aufnahmen ergänzt sindJ).
Von einer farbigen Darstellung musste hier leider
Abstand genommen werden, doch wurden die zwei best-
erhaltenen Stücke, die beide dem nördlichen Teile des
Mosaiks angehören, auf Tafel CV nach photographischen
Aufnahmen wiedergegeben. Abbildung 1 zeigt den Triton,
2 eine Ecke der Randverzierung. Die Form der Steine

Exped. scient. de Moree I Tafel 63 und 64.

und ihr Gefüge ist deutlich erkennbar. Es sind rund-
liche Flussgeschiebe, Marmor- und Kalksteinstückchen
von verschiedener Grösse und Farbe, die wahrscheinlich
dem Alpheios- und Kladeosbette entslammen. Zumeist
wurden lie in [ihrer ursprünglichen, durch die Bewegung
im Flussbette entstandenen, rundlichen Form verwandt,
teils hochkant gestellt, teils flach gelegt; nur vereinzelt,
wo eine besondere Wirkung erzielt werden sollte, kommen
geschlagene, scharfkantige Stücke vor: so im Auge des
Triton, wo lie zu einer geschlossenen Form aneinander
gefügt sind. In den Flächen der Darstellung sind sie
nicht in Reihen, sondern frei, in malerischer Weise, neben-
einander gelegt (s. unten). Wie es scheint, hat man die
Steine in das darunter liegende Kalkmörtelbett von oben
her eingedrückt und die Fugen dann mit ssüssigem Mörtel
vergotten. Die Oberssäche wurde durch Schleifen geebnet
und geglättet. In Abbildung 1 der Tafel erkennt man
oben den Kopf des Triton mit dem weissen Gesicht,
dem glänzenden Auge, dunklem strähnigen Haar und
Bart. Der von dem Munde nach links hin gehende,
weisse, von schwarzen, schräg laufenden Linien durch-
schnittene Streifen stellt das gewundene Muschelhorn des
Meergottes dar. Unter dem Kopfe die breite Brust und
 
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