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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 2): Die Baudenkmäler — Berlin, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.774#0233
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2I5

ZUSATZ
ZUM TEXTBANDE II DES OLYMPIA-WERKES.

In den ersten Abschnitten dieses Bandes ist bei der
Beschreibung und Behandlung einiger Bauwerke öfter
auf die ältere amtliche Publikation »Die Ausgrabungen
zu Olympia, I bis V. Band« verwiesen worden. Da
dies bei dem Texte zu dem Schatzhause von Gela (oben

S. 53) und zu dem Buleuterion (oben S. 76) in solchem
Masse der Fall ist, dass die Beschreibung dieser Bauten
ohne die früheren Angaben unvollständig ist, schien es
angemessen, die wichtigsten Teile der älteren Beschrei-
bung im Auszuge nochmals abzudrucken:

I. Das Schatzhaus von Gela.
(Vergl. oben S. 53.)
Auszug aus: Die Ausgrabungen zu Olympia, V. S. 31—35.

Schon in der III. Campagne wurde das nördlich vom
geheimen Stadion-Eingange gelegene östlichste Schatz-
haus aufgedeckt. Nach Pausanias' Angabe (VI, 19, 15)
konnte es kein anderes als das der Geloer sein, welches
als letztes in der Reihe der Schatzhäuser schon am Sta-
dion stand. In der V. und VI. Campagne haben wir
sodann fast alle Säulen und Gebälkstücke unter dem
Baumateriale der byzantinischen Festungsmauer aufge-
funden und zwar die Geisa und Triglyphen der Vor-
halle in der zuerst erbauten Ostmauer, die Architrave
aber und die Säulen derselben, sowie die Geisa der Cella
in der später errichteten Westmauer.
Der Grundriss besteht aus zwei zu verschiedenen
Zeiten erbauten Teilen; zuerst wurde nur die oblonge
Cella errichtet und erst später der Pronaos hinzugefügt.
Wir schliessen dies aus folgenden Thatsachen:
1. Während der Hauptraum nur zwei aus Poros-
quadern bestehende Fundamentschichten besitzt, ist die
Vorhalle mit einer aus kleinen Feldsteinen hergestellten
Mauer fundamentiert; letztere Art der Fundamentierung
ist nur bei den 5 westlichsten Schatzhäusern, welche
wahrscheinlich die jüngsten lind, angewendet worden.
2. Wie ein Blick auf den Situationsplan zeigt, lind
sämtliche Thesauren so angelegt, dass ihre südlichen
Fronten ungefähr in einer geraden Linie liegen. Nur
die Vorhalle des Gela-Schatzhauses springt vor diese
Bauflucht vor, während seine südliche Cellawand gerade
die richtige Fluchtlinie einhält.
3. Die an der Nordwestecke des Pronaos auf dem
Kieselfundamente noch in situ befindlichen Quadern

haben andere Schichthöhen als die Fundamentsteine der
Cella und sind stumpf gegen diese gestossen.
4. Die naive, halbrohe Art und Weise, wie die
Halbsäulen an die Cellawand angelehnt sind, kann nicht
ursprünglich sein; an den aufgefundenen Halbkapitälen
ist nämlich noch deutlich zu erkennen, dass ein Stück
der Halbierungsfläche über die Mauerkante der Cella
vorsprang und mit feinem Putze bedeckt war.
5. Die drei Stufen der Cella sind erst später um
diese herumgelegt worden; sie slehen in gar keinem
Zusammenhange mit den Fundamenten der Cellawand
und haben ganz andere Schichthöhen wie diese. An
der Ostseite liegen die einzelnen Stufen sogar um ca.
0,38 m tiefer als im Wellen und Norden.
Ist hiernach die Erbauung des Schatzhauses zu zwei
verschiedenen Zeiten erfolgt, so mussen auch zwei ver-
schiedene Gebälksorten vorhanden sein. Nun befinden
sich unter den Baustücken der byzantinischen Mauer ein
vollständiges dorisches Gebälk mit 0,513 m breiten Tri-
glyphen und 0,752 m breiten Metopen und viele zuge-
hörige Säulentrommeln mit 16 Halbkapitälen, von denen
14 erst von den Byzantinern zum bequemeren Trans-
porte halbiert worden sind. Dieses Material muss einem
Bau angehört haben, der mindestens 7 ganze Säulen
und 2 Halbsäulen besass und dessen Säulen-Achsweite
2,53 m betrug. Beide Forderungen erfüllt aber die Vor-
halle des Schatzhauses von Gela vollkommen, denn bei
Annahme von 11 Triglyphen und 10 Metopen, also
6 Säulen, an der Vorderfront ergiebt die Addition genau
das Breitenmass des Schatzhauses von 13,17 m; ferner
 
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