5°
Das Schatzhaus von Megara (Tafel XXXVI — XXXVIII)
die Form des Echinus etwas verschieden ist, und ihre
Masse im Einzelnen auch von einander abweichen.
Welches der beiden aber das zugehörige ist, vermag
ich nicht zu entscheiden.
Einige Blöcke des Giebeldreiecks, die zusammen
mit den Gesimsen gefunden sind, gestatten uns, nicht
nur die Giebelneigung, sondern auch die Gesamtlä'nge
der Vorderseite zu bestimmen. In dem mittleren dieser
Blöcke befindet sich das Loch für die hölzerne First-
pfette, welche darnach 0,33 m breit und 0,27 m hoch
gewesen ist.
Als Erbauungszeit des Schatzhauses können wir auf
Grund seiner Kunstformen und technischen Merkmale
ungefähr die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts bezeichnen.
k. Das Schatzhaus von Metapont, No. X.
Nach dem Schatzhause von Selinus nennt Pausanias
dasjenige von Metapont. Obwohl von dem Quader-
mauerwerk desselben nur die Hälfte einer Schicht er-
halten ist, kann der ganze Grundriss noch mit Sicher-
heit wieder hergestellt werden, weil das aus grossen
Kieseln erbaute Fundament noch überall vorhanden ist.
Der Grundriss besteht aus einer ungefähr 8,30 m breiten
und 9,60 m tiefen Cella, vor welcher eine etwas über
2 m tiefe Vorhalle liegt.
Das Kieselfundament, welches unter der Nord-
wand gar nicht vorhanden ist, bis zur Südwand aber
stetig an Tiefe zunimmt, enthält meist sehr grosse Fluss-
geschiebe, wie sie in gleicher Grösse nur noch beim
Heraion vorkommen; daneben sind auch einige Sand-
steine und Porosbrocken verwendet. Das Material der
darüber liegenden Quaderschicht ist olympischer Porös
mit vielen grossen Muscheln. Die einzelnen Steine sind
unter sich nicht verklammert; sie bildeten auch keinen
Teil der aufgehenden Wand, sondern sind als oberste
Fundamentschicht zu betrachten. Dass der Fussboden
im Inneren höher lag als diese Schicht, wird durch die
ungleichmässige Bearbeitung an ihrer Innenseite bewiesen.
In der Nähe des Fundaments fanden sich bei der
Ausgrabung einige Triglyphen und Metopen aus
weichem Mergelkalk, welche wir unserem Schatzhause
zuschreiben mussen, weil sie in den Fundamenten des
Schatzhauses selbst verbaut waren. Ob diese Fragmente
bei Erbauung des Schatzhauses verworfen und dann zu
den Fundamenten benutzt wurden, oder ob sie erst bei
einem späteren Umbau in die Fundamente gerieten, ver-
mag ich nicht zu entscheiden. Die eigentümliche Ge-
stalt der Triglyphen und Metopen ist aus den Zeich-
nungen auf Tafel XXXV links unten zu erkennen.
Die Breite der Triglyphen beträgt 0,43 m; diejenige
der Metopen ist unbekannt, muss aber grösser als 0,53,
das Breitenmass des grössten Bruchstücks, gewesen sein.
Die Axweite der Triglyphen und damit auch der Säulen
ist demnach nicht genau festzustellen. Nach den Massen
des Fundaments kann man aber die Säulenweite an-
nähernd berechnen; bei vier Stützen muss sie etwa 2,90m,
bei sechs Stützen dagegen ungefähr 1,77 m betragen haben.
Letzteres Mass ist mit der Minimalbreite der Metopen
nicht in Einklang zu bringen, das erstere passt dagegen
einigermassen, wenn wir drei Triglyphen auf jede Ax-
weite annehmen. Eine noch bessere Übereinstimmung
würde erzielt werden, wenn wir eine ungerade Zahl
von Stützen an der Vorderseite annehmen dürften; doch
scheint mir ein derartiger Ausweg im Hinblick auf die
übrigen Schatzhäuser, welche sämtlich keine Mittelstütze
an ihrer Vorderseite haben, nicht zulässig.
Unter den Metopenfragmenten kommt ein merk-
würdiger Stein vor, der auch auf Tafel XXXV abgebildet
ist; er zeigt an seiner Rückfläche ein Geisonprofil mit
der geringen Ausladung von 0,124 m- Ursprünglich zu
einem Geison verarbeitet, muss der Stein entweder schon
bei der Erbauung des Schatzhauses oder bei einem späte-
ren Umbau in eine Metope umgearbeitet worden sein.
VII. Das Schatzhaus von Megara.
Tafel XXXVI —XXXVIII.
Erläutert von W. Dörpfeld.
a. Erklärung der Tafeln.
Tafel XXXVI giebt die wichtigsten Pläne des
Schatzhauses, nämlich Grundrisse des erhaltenen und
des ergänzten Zustandes, eine Zeichnung der Balken-
decke des Pronaos, einen Aufriss der wiederhergestellten
Vorderseite und einen Längen- und Querschnitt *) des
J) In dem Querschnitt ist durch ein Versehen das Orna-
ment zwischen den Balken zu hoch gezeichnet worden. In
dem Längenschnitt ist seine Höhe richtig angegeben.
Pronaos. In den letzteren Zeichnungen sind nicht nur
die noch an ihrer alten Stelle befindlichen, sondern
auch die zwar verschleppten, aber wieder aufgefundenen
Bauteile dunkel angelegt. Der Massstab der Grundrisse
ist 1: 100, derjenige der Aufrisse 1: 50.
Tafel XXXVII zeigt das Gebälk der Giebel- und
der Langseite im Massstabe 1:10. Von allen Baugliedern
sind Stücke vorhanden, so dass keines derselben ergänzt
zu werden brauchte. Auch ist mit einer einzigen Aus-
nahme die Zugehörigkeit der Bauglieder zum Schatzhause
der Megareer vollkommen sicher; diese Ausnahme bildet
Das Schatzhaus von Megara (Tafel XXXVI — XXXVIII)
die Form des Echinus etwas verschieden ist, und ihre
Masse im Einzelnen auch von einander abweichen.
Welches der beiden aber das zugehörige ist, vermag
ich nicht zu entscheiden.
Einige Blöcke des Giebeldreiecks, die zusammen
mit den Gesimsen gefunden sind, gestatten uns, nicht
nur die Giebelneigung, sondern auch die Gesamtlä'nge
der Vorderseite zu bestimmen. In dem mittleren dieser
Blöcke befindet sich das Loch für die hölzerne First-
pfette, welche darnach 0,33 m breit und 0,27 m hoch
gewesen ist.
Als Erbauungszeit des Schatzhauses können wir auf
Grund seiner Kunstformen und technischen Merkmale
ungefähr die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts bezeichnen.
k. Das Schatzhaus von Metapont, No. X.
Nach dem Schatzhause von Selinus nennt Pausanias
dasjenige von Metapont. Obwohl von dem Quader-
mauerwerk desselben nur die Hälfte einer Schicht er-
halten ist, kann der ganze Grundriss noch mit Sicher-
heit wieder hergestellt werden, weil das aus grossen
Kieseln erbaute Fundament noch überall vorhanden ist.
Der Grundriss besteht aus einer ungefähr 8,30 m breiten
und 9,60 m tiefen Cella, vor welcher eine etwas über
2 m tiefe Vorhalle liegt.
Das Kieselfundament, welches unter der Nord-
wand gar nicht vorhanden ist, bis zur Südwand aber
stetig an Tiefe zunimmt, enthält meist sehr grosse Fluss-
geschiebe, wie sie in gleicher Grösse nur noch beim
Heraion vorkommen; daneben sind auch einige Sand-
steine und Porosbrocken verwendet. Das Material der
darüber liegenden Quaderschicht ist olympischer Porös
mit vielen grossen Muscheln. Die einzelnen Steine sind
unter sich nicht verklammert; sie bildeten auch keinen
Teil der aufgehenden Wand, sondern sind als oberste
Fundamentschicht zu betrachten. Dass der Fussboden
im Inneren höher lag als diese Schicht, wird durch die
ungleichmässige Bearbeitung an ihrer Innenseite bewiesen.
In der Nähe des Fundaments fanden sich bei der
Ausgrabung einige Triglyphen und Metopen aus
weichem Mergelkalk, welche wir unserem Schatzhause
zuschreiben mussen, weil sie in den Fundamenten des
Schatzhauses selbst verbaut waren. Ob diese Fragmente
bei Erbauung des Schatzhauses verworfen und dann zu
den Fundamenten benutzt wurden, oder ob sie erst bei
einem späteren Umbau in die Fundamente gerieten, ver-
mag ich nicht zu entscheiden. Die eigentümliche Ge-
stalt der Triglyphen und Metopen ist aus den Zeich-
nungen auf Tafel XXXV links unten zu erkennen.
Die Breite der Triglyphen beträgt 0,43 m; diejenige
der Metopen ist unbekannt, muss aber grösser als 0,53,
das Breitenmass des grössten Bruchstücks, gewesen sein.
Die Axweite der Triglyphen und damit auch der Säulen
ist demnach nicht genau festzustellen. Nach den Massen
des Fundaments kann man aber die Säulenweite an-
nähernd berechnen; bei vier Stützen muss sie etwa 2,90m,
bei sechs Stützen dagegen ungefähr 1,77 m betragen haben.
Letzteres Mass ist mit der Minimalbreite der Metopen
nicht in Einklang zu bringen, das erstere passt dagegen
einigermassen, wenn wir drei Triglyphen auf jede Ax-
weite annehmen. Eine noch bessere Übereinstimmung
würde erzielt werden, wenn wir eine ungerade Zahl
von Stützen an der Vorderseite annehmen dürften; doch
scheint mir ein derartiger Ausweg im Hinblick auf die
übrigen Schatzhäuser, welche sämtlich keine Mittelstütze
an ihrer Vorderseite haben, nicht zulässig.
Unter den Metopenfragmenten kommt ein merk-
würdiger Stein vor, der auch auf Tafel XXXV abgebildet
ist; er zeigt an seiner Rückfläche ein Geisonprofil mit
der geringen Ausladung von 0,124 m- Ursprünglich zu
einem Geison verarbeitet, muss der Stein entweder schon
bei der Erbauung des Schatzhauses oder bei einem späte-
ren Umbau in eine Metope umgearbeitet worden sein.
VII. Das Schatzhaus von Megara.
Tafel XXXVI —XXXVIII.
Erläutert von W. Dörpfeld.
a. Erklärung der Tafeln.
Tafel XXXVI giebt die wichtigsten Pläne des
Schatzhauses, nämlich Grundrisse des erhaltenen und
des ergänzten Zustandes, eine Zeichnung der Balken-
decke des Pronaos, einen Aufriss der wiederhergestellten
Vorderseite und einen Längen- und Querschnitt *) des
J) In dem Querschnitt ist durch ein Versehen das Orna-
ment zwischen den Balken zu hoch gezeichnet worden. In
dem Längenschnitt ist seine Höhe richtig angegeben.
Pronaos. In den letzteren Zeichnungen sind nicht nur
die noch an ihrer alten Stelle befindlichen, sondern
auch die zwar verschleppten, aber wieder aufgefundenen
Bauteile dunkel angelegt. Der Massstab der Grundrisse
ist 1: 100, derjenige der Aufrisse 1: 50.
Tafel XXXVII zeigt das Gebälk der Giebel- und
der Langseite im Massstabe 1:10. Von allen Baugliedern
sind Stücke vorhanden, so dass keines derselben ergänzt
zu werden brauchte. Auch ist mit einer einzigen Aus-
nahme die Zugehörigkeit der Bauglieder zum Schatzhause
der Megareer vollkommen sicher; diese Ausnahme bildet