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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 2): Die Baudenkmäler — Berlin, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.774#0205
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Architektonische Terracotten (Tafel CXV—CXXIV).

187

In den späteren Mauern des Theokoleon wurde
ein Friesblock gefunden, auf dessen Fläche die in Ab-
bildung x dargestellten Reste einer anmutigen Anthe-


Abbildung X.
mion-Verzierung erkennbar waren, die in der Stilweise
derjenigen des ionischen Antenhalses der Palästra (s. S. 121)
verwandt ist. Von Farbe fand sich nur eine Spur Rot
im Auge der links flehenden Blüte.
An dem hinter der Exedra des Herodes Atticus be-
findlichen Altare zeigte das Fussglied Spuren der Be-
malung mit lesbischen Blättern und von roter Farbe.
Reste von gefärbtem Wandputze wurden in ver-
schiedenen Bauten gefunden: Im Prytaneion verstreute
Stücke roten Putzes; grössere Mengen davon an den
Wänden der Hofhalle vom Erneuerungsbau des Theo-
koleon. Zahlreiche Fundstücke dieser Art lieferte end-

lich das über dem Südostbau liegende Haus des Nero.
Hier trugen die Wandreste noch roten und gelben Putz,
einfarbig, mit blaugrünen Streifen und mit aufgemalten
Verzierungen; im Schutte fanden sich dreierlei Stuckge-
simse, mit ssachem Relief bedeckt und bemalt, von
denen zwei in den Abbildungen y und \ dargestellt sind.


Abbildung \.
Suickgesims aus dem Palalte des Nero (Südostbau).

Diese Gesimse, den aus Pompei bekannten ähnlich, sind
ofsenbar von römischen Künstlern erfunden und an Ort
und Stelle ausgeführt.

XXXVII. Architektonische Terracotten.
Tafel CXV—CXXIV.
Erläutert von R. Borrmann.

Die Tafeln CXV- CXXIV, sowie die Kupferlicht-
drucke auf Tafel XCI enthalten eine Auswahl von Bau-
gliedern aus gebranntem Thon in einer Anordnung, die
ungefähr ihrer zeitlichen und stilistischen Folge entspricht.
Die Zusammenstellung umfasst nur die zum Schmucke
von Dach und Gebälk dienenden Stücke, die rein kon-
struktiven Bestandteile, sowie die verschiedenen Arten
der Dachdeckung sind auf den Tafeln XCVI — C und im
zugehörigen Texte behandelt. Sämtliche Terracottenl)
sind geometrisch und in einem Massstabe (= 2/5 der
wirklichen Grösse) dargeflellt, mit Ausnahme des Stirn-
ziegels Tafel CXV sowie der im Massstabe 1:5 gezeich-
neten Simen auf Tafel CXXIII. Auf eine Abbildung aller
in Olympia gefundenen architektonischen Terracotten
musste verzichtet werden, doch enthalten die Textfiguren
1 — 29 wenigstens die bemerkenswertesten auf den Tafeln
nicht dargestellten Stücke. Eine aus den Doubletten

l) Die Tafeln CXV und CXVI, CXX, CXXII sind in
farbigem Steindruck, CXVII, CXVIII, CXIX und GXXI in
Farbenlichtdruck, CXXIII und CXXIV in Kupferlichtdruck
hergestellt.

der olympischen Funde zusammengestellte lehrreiche
Sammlung ist dem Berliner Museum einverleibt und
bietet Proben der verschiedenen Arten.
Der Wert der in ihrer Art einzigen olympischen
Sammlung beruht nicht nur auf der grossen Zahl und
guten Erhaltung der Stücke, sondern vornehmlich auf
ihrer alle Zeitabschnitte und Stilphasen der antiken Bau-
kunst umfassenden Vollständigkeit. So bot sie Gelegen-
heit zu Studien, welche bisher noch unbekannte und
für die griechische Baugeschichte bedeutsame Ergebnisse
geliefert haben. Hierzu zählt in erster Linie der Nach-
weis von der Verwendung von Terracotten zur Be-
kleidung steinerner Bauglieder1), wie sie uns am deut-
lichsten am Schatzhause von Gela entgegentritt.
Der Erhaltung der Terracotten ist vornehmlich der
Umstand zu gute gekommen, dass sich gebrannter Thon
nur schwer zu anderen Zwecken wiederverwenden lässt.

*) Über diese für die Geschichte der antiken Baukunst
wichtige Entdeckung ist im Texte zu Band I, Tafel XX, S. 54,
ausführlicher im 41. Winckelmanns-Programme der Arch.
Gesellschaft zu Berlin 1881 gehandelt.

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