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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 2): Die Baudenkmäler — Berlin, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.774#0201
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Die Färbung der Bauglieder (Tafel CXII —CXIV).

183

heblich erschwerte, muss in den Abmessungen des Mittel-
stückes — 77:86 cm —, denen Verwendung vorgeschrieben
war, gesehen werden. Als der Künstler nach ihnen die
Länge des Hauptfeldes bestimmte, grifs er das Mass um
ein geringes zu hoch. Diesen Fehler glich er spä'ter
dadurch aus, dass er an der Nordseite, zwischen das breite
Flechtband und das ä'ussere Wellenband einen toten
weissen Streifen einfügte.
Wie schon dieser Umstand auf eine gewisse Eilfertig-
keit bei der Herstellung des Fussbodens hinweist, so
lallen auch andere Unregelmä'ssigkeiten erkennen, dass
man lieh zu Änderungen keine Zeit lassen konnte; zu-

gleich zeigen sie, wie trotzdem der Künstler mit fein-
fühlendem Auge der Farbenwirkung seines Werkes grosse
Sorgfalt zuwandte und in diesem Sinne noch während
der Arbeit Versuche anstellte. Die Legung des Mosaiks
wurde ossenbar an der Nordoüecke (auf der Tafel isi
Norden oben) mit dem östlichen Rande begonnen, und
zwar wurde hier zunächst versucht, diesem, ausser Rot
und Blaugrau, auch Gelb einzufügen, auf Kosten teils
des Weiss, teils des Rot der sechseckigen Füllungen.
Als man sich aber von der ungünstigen Wirkung dieser
Zuthat überzeugte, entschloss man sich kurz, sie im übri-

gen Teile fortzulassen.

Bald darauf gab man im Rande



ara

MOSAIK

Abbildung b.
Grosses Mosaik im Palalte des Nero.
.7 Kalkmörtel mit seinem Quarzsand und gro-
bem Ziegelmehl.
b Thonhaltige Erde.

Abbildung c.
Grosses Mosaik im Prytaneion.
c Kalkmörtel mit feinem Quarzsand, seinem und
grobem Ziegelmehl.
d Dachziegelstücke und ssache Scherben.
e Sandiger Lehm.

den roten Begleitstrich, der im Nordteile den schwarzen
Teillinien folgt, auf, sei es aus künstlerischen Bedenken,
sei es, um Zeit zu ersparen. Andere Versuche sind in
der Nordostecke des quadratischen Teiles erkennbar.
Die Hauptlinien des grossen Mäanderzuges bestehen aus
drei Steinreihen. Dass die äusseren schwarz sein mussten,
war sicher. Für die mittlere wählte man zunächst Rot;
doch nur, um sich sogleich zu überzeugen, dass die Wir-
kung, den milden Farben, die für die Füllungen bestimmt
waren, gegenüber, keine günstige sei. Nun nahm man
auch für die Mitte Schwarz; das aber wirkte unerträglich
hart. Schliesslich entsehied der Künstler sich für Blaugrau
und hatte damit unbestreitbar das Richtige gefunden.
Das Gefüge des Mosaiks zeugt von mittlerer Sorg-
falt. Die Steine sind streng in Reihen gelegt, doch nur

Abbildung d.
Therme am Kronion.
f Feiner Kalkmörtel.
g Kalkmörtel mit grobkörnigem Flusskies,
bem Ziegelmehl und feinem Quarzsand.
h Grössere Flussgeschiebe ohne Mörtel.
i Braune, thonhaltige Erde.

von annähernd regelmässiger Gestalt. Die meisten haben
eine ungefähr quadratische Oberssäche von 10 —15 mm
Seitenlänge; andere sind länglich, grösser oder kleiner.
Die teilweise ziemlich breiten Fugen sind mit einem aus
Kalk, Quarzsand und Ziegelmehl gemischten Mörtel ge-
füllt. Die Gesamtoberfläche ist nicht geschlifsen.

Bemerkt sei noch, dass auch an einigen anderen
Stellen des Nerohauses kleine Reite einfach geteilter
Mosaikfussböden gefunden wurden.
Die Unterbettung der olympischen Mosaiken ist ver-
schieden. Das des Zeustempels ruht auf einer 8 —10 cm
dicken, feiten Kalkmörtellage. Über die anderen geben
die hier beigegebenen Abbildungen b — rf, die ich zum
Teil mit Benutzung Dörpfeldscher Aufnahmen gezeichnet
habe, Aufschluss.

XXXVI. Die Färbung der Bauglieder.
Tafel CX1I—CXIV.
Erläutert von Paul Graef.

1. Allgemeines.
An den meisten Gebäuden Olympias wurden, soweit
ihre Bauglieder sich im Zustande einer leidlich guten
Erhaltung fanden, mannigfache Spuren einer einst reich-
farbigen Bemalung beobachtet. Einesteils waren es Reste
der Farben selbst; andernteils liess der Oberflächen-
zustand auf eine einstmalige Färbung schliessen, indem

an den Stellen, die früher durch eine Farbenschicht ge-
schützt waren, die Putzhaut belser erhalten war als
dort, wo man sie ungefärbt gelassen hatte. Dies ist be-
sonders von Wichtigkeit bei den auf die Bauglieder ge-
malten Verzierungen, deren Formen, sofern die Umrisse
nicht in den Putz geritzt sind, nur durch den ver-
schiedenen Grad der Oberssächenerhaltung erkennbar
sind; umsomehr als durch diesen auch manche Farben-
 
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