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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 2): Die Baudenkmäler — Berlin, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.774#0179
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Altäre (Tafel XCV, i—i

161

zu sein, häufig gewiss zugleich mit den Statuen selbst,
deren Übereinstimmung in Material und Formen vielfach
den einheitlichen Ursprung erkennen lässt. Zu den Ver-
tretern dieser Gattung gehört auf unserer Tafel Nr. 14,
»die späteste hier wiedergegebene Basis; auch diese trug
nach den Standspuren eine Statue aus Bronze. Obwohl

eine genauere Datierung in diesen Zeiten der Verwilde-
rung der Kunstformen kaum grosses Interesse hat, so kann
sie doch durch Vergleich mit der im Jahre 157 n. Chr.
aufgestellten Basis der Antonia Baebia (Inschriften N0.456)
für das zweite nachchristliche Jahrhundert in Anspruch
genommen werden.«

XXXII. Altäre.
Tafel XCV, i—8.
Erläutert von W. Dörpfeld und R. Borrmann.

Auf TafelXCV sind einige der wichtigsten in Olympia
gefundenen Altäre zusammengestellt. Es handelt sich
dabei nur um Reste von derartigen Bauwerken, weil
kein einziger grösserer Altar vollstä'ndig erhalten ist. Bei
den meisten sind nur noch die Fundamente oder Unter-
bauten, bei anderen nur der untere Teil des sichtbaren
Oberbaues, wieder bei anderen nur Teile der Dekoration
vorhanden. Dieser mangelhafte Erhaltungszustand ist teils
der geringen Widerstandsfähigkeit des Materials, aus dem
die Altäre bestehen, zuzuschreiben, teils aber auch dem
Umstande, dass die Christen beim Erlöschen des heid-
nischen Kultus naturgemäss die alten Altäre besonders
gründlich zerstört haben.
Die Zahl der ehemals in Olympia vorhandenen
Altäre war, wie wir aus Pausanias wissen, sehr gross.
Der Perieget zählt im ganzen 69 auf (V, 14, 4). Sie
sind von E. Curtius in den Abhandlungen der König-
lichen Akademie der Wissenschaften in Berlin von 1881
ausführlich behandelt. Hier sollen nur die wirklich ge-
fundenen Altarreste besprochen werden. Die von Pau-
sanias genannten, aber nicht aufgefundenen Altäre werden
zum Teil in dem Texte zu dem grossen Lageplane (Text-
band I) angeführt werden. Die Zahl der in Resten ge-
fundenen Altäre ist sehr klein im Verhältnis zu den
ursprünglich vorhandenen, sie ist aber immerhin noch
gross, wenn man die Zerstörungen erwägt, die gerade
diese Bauwerke erlitten haben.
Dass trotz dieser Zerstörung überhaupt noch mehrere
Altäre als solche erkannt werden konnten, verdanken
wir verschiedenen Umständen: Erstens fand sich neben
den Altarstellen fast regelmässig eine schwarze Erd- und
Aschenschicht, die sich von den Überbleibsein des Feuers
und der Opfer gebildet hatte. In ihr wurden zahlreiche
Votivgegenstände aus Thon, Bronze und Blei gefunden,
die einst an den Altären niedergelegt und zufällig in die
Erde gekommen waren (vergl. A. Furtwängler, Olympia,
Textband IV, S. 2 ff.). Zweitens unterscheiden sich die
Altäre im Grundriss von den Unterbauten für Statuen
und Weihgeschenke mehrfach dadurch, dass sie aus zwei
nebeneinander liegenden Teilen bestehen, von denen der

eine die eigentliche Opferstätte war, während der andere
als Standplatz des Priesters bei der Opferhandlung diente.
Drittens lassen sich die Altäre von den anderen Unter-
bauten auch durch das Material unterscheiden. Sie be-
stehen nämlich fast immer aus dem einheimischen Muschel-
konglomerat (Porös), während Statuen-Bathren fast aus-
nahmslos aus besseren Steinsorten hergestellt sind. Der
Porös der Altäre ist stets mit Stuck überzogen, und zwar
findet man nicht wie bei den Bauwerken nur eine oder
zwei Schichten von Kalkputz, sondern gewöhnlich mehrere
Schichten übereinander. Vom Rauche des Feuers und
vom Blute der Opfertiere leicht beschmutzt, mussten
die Altäre öfter mit neuem Stuck überzogen werden.
Zuweilen zählt man mehr als zwölf solcher Schichten
von Kalkputz. Diese drei Merkmale erlauben uns, in
mehreren Fundamenten Altäre zu erkennen, welche sich
weder durch eine Inschrift noch durch ihre äussere Ge-
stalt als solche kennzeichnen.
Mit dem grossen Zeusaltar beginnend, zählen wir im
nachfolgenden alle in Olympia gefundenen Altäre in
annähernd topographischer Reihenfolge auf.
1. Der grosse Altar des Zeus.
Nach Paus. V, 13, 5 lag der grosse Aschenaltar des
Zeus, der Hauptaltar Olympias, vor dem Heraion und
Pelopion, ungefähr gleichweit von beiden entfernt. Man
glaubte danach bei der Ausgrabung die Reste des Altars
südöstlich vom Heraion und nordöstlich vom Pelopion
erwarten zu mussen. Zu unserer Überraschung trat aber
dort nichts zu Tage, was auf das ehemalige Vorhanden-
sein eines grossen Altars hinwies: östlich vom Heraion
zeigten sich einige kleine Fundamente, die sich als Reste
kleiner Altäre herausstellten, und östlich vom Pelopion
kamen mehrere einzelne grosse Quadern zum Vorschein,
die aber wegen ihrer unregelmässigen Lage und ihrer
verschiedenen Gestalt nicht zu einem einheitlichen Bau-
werke gehören konnten; sie schienen die Fundamente
mehrerer kleiner Altäre und Weihgeschenke gebildet zu
haben. Im fünften Jahre der Ausgrabungen fanden wir
endlich bei Tiefgrabungen in einem grösseren Abstande
 
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