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Curtius, Ernst
Gesammelte Abhandlungen (Band 2) — Berlin, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.33815#0021
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1. Studien zur Geschichte der Artemis.

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Araphenides, namentlich der Dienst der Artemis Kolainis aus
Aitarinschriften näher bekannt geworden (0. I. A. II 571;
III 360), denen sich eine neu gefundene anreiht (Mittheil. des
Deutsch. Instit. XII 282). An Plätzen endlich, deren antiker
Name noch nicht gesichert ist, in Pikermi (C. I. A. III 188;
II 1603), Kantza (Milchhöfer in den Mittheil. des Deutschen
Instit. XII 8. 86), Kamaraes in Laurion (Athenaion IX 171)
sind von Neuem monumentale Zeugnisse desselben Oultus ge-
funden worden.

So viel zum Beweis, wie die mangelhafte Periegese der
attischen Landschaft bei Pausanias durch Denkmäler fortwährend
ergänzt wird. Was die anderen von Hellenen bewohnten Länder
betriift, so wohl die von Pausanias beschriebenen als auch die
Acheloosländer, die Inseln und jenseitigen Küsten, so ist in
Derhards Mythologie eine annähernd vollständige und wohlgeord-
nete Uebersicht aller Hauptpiätze des Artemisdienstes gegeben.

Ueberblicken wir die überlieferten Stationen des Cottes-
dienstes, welche sich von Oilicien bis Gallien erstrecken, so tritt
uns die hervorragende Bedeutung desselben ftir griechische
Volksgeschichte schon aus äufserlichen Kennzeichen als eine
überraschende Thatsache entgegen. Denn obgleich die Göttin
in keinom der Vororte von Hellas Hauptgottheit war, übertritft
die Menge ihrer Oultusplätze doch selbst in Attika bedeutend
die der Athena, und versucht man nach unserem statistischen
Material eine vergleichende Schätzung in Zahlen auszudrücken,
so stellt sich das Verhältnifs bei Artemis und Aphrodite
etwa auf 12 : 8, bei Artemis und Athena etwa auf 8 : 7, bei
Artemis und Hera auf 8:3, so dafs Artemis nur hinter Zeus
zurücksteht. Die Menge und Mannigfaltigkeit ihrer Oultus-
namen ist so grofs, dafs schon IVelcker in seiner Götterlehre
(I 560) die Ansicht aussprechen konnte, es möchten ursprüng-
lich ganz verschiedene IVesen sein, denen der gleiche Name
beigelegt worden wäre, und wenn mit dieser Annahme auch
niemals Ernst gemacht worden ist, so hat doch auch 0. Müller
die arkadische Artemis und die „dorische" wie zwei verschie-
dene Gottheiten behandelt, und in neueren Uebersichten (wie
in Roschers mythologischem IVörterbuche) sind die verschiedenen
Artemisculte neben einander aufgereiht, ohne dafs ein innerer
Zusammenhang nachzuweisen versucht wäre. Den Alten ist die
ursprüngliche Einheit niemals zweifelhaft gewesen; sie haben
 
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