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Curtius, Ernst
Gesammelte Abhandlungen (Band 2) — Berlin, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.33815#0375
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XVIII.

Die Weihgeschenke der (Mechen nach den
Perserkriegen.

Die beiden wesentlichsten Formen, unter denen die Frömmig-
keit der Alten sich bethätigte, sind das Opfer und das Weih-
geschenk. Wenn aber der Unterschied beider gemeiniglich
darin gesetzt wird, dafs das eine einen augenblicklichen, das
andere einen bieibenden Grenufs oder Vortheil der Oottheit
bezwecke (K. Fr. Hermann Grottesdienstl. Alterth. §. 25), so
scheint diese Unterscheidung den Hauptpunkt nicht zu treffen.
Das Opfer schliefst sich mit seinem Begritfe an das Mahl an;
die Entäufserung von Seiten des Menschen ist hierbei Neben-
sache und ebenso der Gfenufs der Gfottheit; die Gfemeinsamkeit
zwischen Mensch und Gfottheit ist vielmehr das, worauf es an-
kommt. Das Opfern ist darum etwas Regelmäfsiges, weil der
Mensch der steten Erneuerung jener Gfemeinschaft nie ent-
behren kann; das Weihen ist etwas Aufserordentliches. Jenes
wird nur, wenn es in ungewöhnlichem Mafsstabe erfolgt, zu
einer Entäufserung; die Weihe besteht immer in der Hingabe
eines eigenen Besitzes, sie ist eine Gfabe des Dankes, welche der
Gfottheit geheiligt wird zur Anerkennung dessen, dafs es nicht
die eigene Kraft sei, durch welche ein Werk gelungen, eine
Gfefahr bestanden und ein Ziel erreicht ist, sondern die gött-
liche Hülfe. Das Opfer verschwindet in der liturgischen Hand-
lung; das Weihgeschenk wird zu einem Denkmale, das, unter
dem Besitze der Gfottheit öffentlich aufgestellt, die Pietät der
Menschen und die rettende Kraft der Gfötter bezeugt; es ist
entweder ein Stück des eigenen Besitzes, welches in den der
Gfottheit übergeht, oder es ist ein zum Zwecke der Weihung
 
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