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Curtius, Ernst
Gesammelte Abhandlungen (Band 2) — Berlin, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.33815#0374

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358

XVII. Der olympische Ostgiebel.

Zum Schlusse uoch einige Bemerkungeu zum Westgiebel.

Hier liegen die Sachen ganz anders; denn es fehlen sowohl
die sicheren Fundthatsachen als auch der genaue Bericht des
Pausanias; wir sind genöthigt, aus den Bildwerken selbst ihre
Anordnung herzustellen. Es ist aher durch geschlossene Grup-
pen die Reconstruction dergestalt erleichtert, dafs wesentliche
Verschiedenheiten garnicht denkbar sind.

Neuerdings ist für die Mittelgruppe eine eingreifende
Aenderung vorgeschlagen, welche der älteren Aufstellung auf
Tafel 5, 6 des Jahrbuchs 1888 gegenüber gestellt ist. Ich
hahe mich von der Richtigkeit der Neuordnung nicht über-
zeugen können. Erstens macht die Gruppe der drei senkrecht
neben einander gestellten Figuren, Peirithoos, Apollon, Theseus.
einen unerfreulichen Eindruck. Die schöne, freie Haltung
des Gottes würd nach meinem Gefühl durch die Nebenßguren
beeinträchtigt und von der Seite her verdeckt. Zweitens wird
seine Rechte durch den Arm des Heroen unangenehm geschnitten
und der mit majestätischer Hoheit dem Kentauren entgegen-
gestreckte Götterarm veriiert an Bedeutung, wenn er nicht
mehr das Haupt der Braut schirmt. Endlich ist diese auch,
wie Studniczka im Jahrhuch IV 167 bemerkt hat, durch
ihre reichere Gewandung unverkennbar als die Hauptperson
gekennzeichnet.

Zu dem 8. 356 f. berührten Problem bemerke ieh nachträglich,
dafs der Ergänzung der Wagen aus der Stellung der Pferde eine Schwierig-
keit erwächst, welche mir nicht genugsam berücksichtigt zu sein scheint.
Denn wenn der Biidhauer das Viergespann schräg gestellt hat, damit er
alie vier Rosse zur Anschauung hringe, so mufste der Wagenstuhl in ent-
sprechender Weise schräg gestellt werden und konnte nicht der Giebel-
wand parailel, in voller Breite dastehen. Ob aber eine perspektivische
Wagenstellung diesem diebelfelde angemessen erscheine, ist mir sehr
fraglich.
 
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