II.
Die
knieenden Fignren der altgrieckischen Knnst.
(Hierzu Tafel II.)
Wenn es schon für ein sicheres Verständnifs der alten
Autoren nöthig ist, dafs wir die conventionelien Wendungen
der Spruche kennen und sie von denjenigen Wortverhindungen
zu unterscheiden wissen, welche dem einzelnen Sehriftsteller
eigenthündich sind: so ist die entsprechendeForderung fürdas
Verständnifs der bildenden Kunst von ungleich höherer Be-
deutung. Denn hier ist des Gegebenen und Herkömmlichen
noch viel mehr, nls in der Litteratur.
Den durch den Gebrauch gegebenen Ausdruck eines Ge-
dankens nannten die Griechen und bezeichneten darnit
ebensowohl die typisch gewordenen Ausdrucksweisen von Malern
und Bildhauern ( z. B. bei Pausanias X, 31),
wie die formelhaften Ausdrücke der Sprache (Thuk. VIII, 89).
Die Behandlung der ersteren können wir die archäologische
Schematologie nennen, welche einen wichtigen und noch über
Gebühr vernachlässigten Zweig unserer Wissenschaft bildet.
Zu den Typen, welche in den Kreis dieser Betrachtung
fallen, gehört auch der des Knieens, und zwar rnüssen wir, um
uns vor Mifsverständnissen zu hüten, welche in Betreff wich-
tiger Kunstdarstellungen his in die neueste Zeit geherrscht
haben, die scheinbar von den wirklich knieenden Figuren unter-
scheiden.
Was die letzteren betrifft, so stellen sie in Gruppen und
Einzelgestalten den Zustand körperlicher und geistiger Er-
schöpfung, der Bestürzung und Demüthigung dar. So sehen
Die
knieenden Fignren der altgrieckischen Knnst.
(Hierzu Tafel II.)
Wenn es schon für ein sicheres Verständnifs der alten
Autoren nöthig ist, dafs wir die conventionelien Wendungen
der Spruche kennen und sie von denjenigen Wortverhindungen
zu unterscheiden wissen, welche dem einzelnen Sehriftsteller
eigenthündich sind: so ist die entsprechendeForderung fürdas
Verständnifs der bildenden Kunst von ungleich höherer Be-
deutung. Denn hier ist des Gegebenen und Herkömmlichen
noch viel mehr, nls in der Litteratur.
Den durch den Gebrauch gegebenen Ausdruck eines Ge-
dankens nannten die Griechen und bezeichneten darnit
ebensowohl die typisch gewordenen Ausdrucksweisen von Malern
und Bildhauern ( z. B. bei Pausanias X, 31),
wie die formelhaften Ausdrücke der Sprache (Thuk. VIII, 89).
Die Behandlung der ersteren können wir die archäologische
Schematologie nennen, welche einen wichtigen und noch über
Gebühr vernachlässigten Zweig unserer Wissenschaft bildet.
Zu den Typen, welche in den Kreis dieser Betrachtung
fallen, gehört auch der des Knieens, und zwar rnüssen wir, um
uns vor Mifsverständnissen zu hüten, welche in Betreff wich-
tiger Kunstdarstellungen his in die neueste Zeit geherrscht
haben, die scheinbar von den wirklich knieenden Figuren unter-
scheiden.
Was die letzteren betrifft, so stellen sie in Gruppen und
Einzelgestalten den Zustand körperlicher und geistiger Er-
schöpfung, der Bestürzung und Demüthigung dar. So sehen