XIV.
Ueber die Dariusvase.
Ein Grefäfsbild von so aufserordentlicher Art, wie das der
Dareiosvase, wird sich nicht auf einmai in allen seinen Be-
ziehungen klar machen lassen. Der Reiz, ein volles Verständnifs
zu erreichen, ist aher um so gröfser, je deutlicher uns hier eine
völlig durchdachte, künstlerische Composition vorliegt. Darum
ist auch mit Sicherheit anzunehmen, dafs nicht im Allgemeinen
der Krieg zwischen Asien und Hellas dargestellt sei, sondern
ein bestimmter und ein wichtiger Zeitpunkt dieses Kriegs.
Dazu nöthigt ja auch augenscheinlich der beigeschriebene Name
des Perserkönigs. Es kommt also darauf an, aus den Regie-
rungsjahren des Dareios die Situation nachzuweisen, welche dem
Künstler vorgeschwebt hat und welche namentlich in der Mittel-
reihe des Hauptbildes dargestellt werden soll. Man könnte
daran denken, dafs hier die Meldung vom Mifslingen des ersten
oder zweiten Zuges vor den König gelange. Indessen ist nicht
wahrscheinlich, dafs hier nur ein Bericht entgegengenommen
werde. Denn dann würde erstens der Eindruck desselben deut-
licher hervorgehoben sein, und dann ist von einem Künstler, der
einer solchen Oomposition fähig ist, vorauszusetzen, dafs er einen
bedeutungsvolleren Moment ausgewählt habe, um ihn in die
Mitte des ganzen Bildes zu stellen. Denn die Anhörung eines
solchen Berichts wäre der Sache nach ja nur eine abgeschwächte
Wiederholung dessen, was in ungleich ausdrucksvollerer Weise
die oberste Reihe darstellt. Endlich spricht ja auch das
Postament des Redners mit Berücksichtigung des von Aelian
tiberlieferten Perserbrauches, so wie die ganze Haltung des
königlichen Raths dafür, dafs wir hier eine Verhandlung in Be-
tre^ eines gegen Hellas zu eröftnenden Angriffskriegs voraussetzen
Ueber die Dariusvase.
Ein Grefäfsbild von so aufserordentlicher Art, wie das der
Dareiosvase, wird sich nicht auf einmai in allen seinen Be-
ziehungen klar machen lassen. Der Reiz, ein volles Verständnifs
zu erreichen, ist aher um so gröfser, je deutlicher uns hier eine
völlig durchdachte, künstlerische Composition vorliegt. Darum
ist auch mit Sicherheit anzunehmen, dafs nicht im Allgemeinen
der Krieg zwischen Asien und Hellas dargestellt sei, sondern
ein bestimmter und ein wichtiger Zeitpunkt dieses Kriegs.
Dazu nöthigt ja auch augenscheinlich der beigeschriebene Name
des Perserkönigs. Es kommt also darauf an, aus den Regie-
rungsjahren des Dareios die Situation nachzuweisen, welche dem
Künstler vorgeschwebt hat und welche namentlich in der Mittel-
reihe des Hauptbildes dargestellt werden soll. Man könnte
daran denken, dafs hier die Meldung vom Mifslingen des ersten
oder zweiten Zuges vor den König gelange. Indessen ist nicht
wahrscheinlich, dafs hier nur ein Bericht entgegengenommen
werde. Denn dann würde erstens der Eindruck desselben deut-
licher hervorgehoben sein, und dann ist von einem Künstler, der
einer solchen Oomposition fähig ist, vorauszusetzen, dafs er einen
bedeutungsvolleren Moment ausgewählt habe, um ihn in die
Mitte des ganzen Bildes zu stellen. Denn die Anhörung eines
solchen Berichts wäre der Sache nach ja nur eine abgeschwächte
Wiederholung dessen, was in ungleich ausdrucksvollerer Weise
die oberste Reihe darstellt. Endlich spricht ja auch das
Postament des Redners mit Berücksichtigung des von Aelian
tiberlieferten Perserbrauches, so wie die ganze Haltung des
königlichen Raths dafür, dafs wir hier eine Verhandlung in Be-
tre^ eines gegen Hellas zu eröftnenden Angriffskriegs voraussetzen