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Curtius, Ernst
Gesammelte Abhandlungen (Band 2) — Berlin, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.33815#0093

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I.

Ueber Wappengebrauch nnd Wappenstil im
griechischen Alterthnm.

(Hierzu Tafel I.)

Von Babel und Assur sind nicht nur Mafs und Gewicht
so wie Erßndungen und Kunstweisen mannigfaltiger Art den
westlichen Ländern mitgeteüt worden, sondern auch gewisse
Formen der Darsteilung oder Kunsttypen.

Nachdem einzeine Darstellungen, wie z. B. der Stier mit
dem bärtigen Menschenkopf, lange Zeit unter den klassischen
Kunstformen den Eindruck des Fremdartigen gemacht hatten,
ohne dafs man sich die Entstehung und Herkunft derselben
klar machen konnte, war man überrascht, dieselbe Gestait,
welche am Acheloos, in Sicilien und Grofsgriecheniand als
Münztypus bekannt war, an den Kolossen der Portale von
Tschiiminar wiederzuündenP)

Diese Entdeckung machte man, ais man zum ersten Male
mit den Königsstädten des Orients bekannt wurde. Seitdem
ist die Anzahl der im Orient auftauchenden Vorbilder griechischer
und italischer Kunst immer gröfser geworden; in den letzten
Decennien hat man angefangen, auch die Uebergangsländer
kennen zu iernen, durch welche sich die Typen des Orients
nach IVesten verbreitet haben und wo dieselben tiefer ein-
gewurzelt und reicher bezeugt sind als auf griechischem Boden.
In Foige dessen mtissen mancherlei Werke, welche für Anfänge
europäischer Piastik galten, als Ausläufer der orientalischen

Vgl. Streber: Ueber den Stier mit dem Menschengesiclit in den
Abhandl. der K. Bayer. Akad. der Wiss. i836 S. 454.
 
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