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Curtius, Ernst
Gesammelte Abhandlungen (Band 2) — Berlin, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.33815#0231

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YIII.

Herakles der Satyr nnd Dreifufsränber.

(Winckelmamisprogramm. Hierzu Tafel YI.)

Jedes ansehnlichere Denkmal, das aus dem verschütteten
Schatzhause der hellenischen Eunst an das Tageslicht tritt,
pdegt auf uns einen doppelten Eindruck zu machen. Es spricht
uns an wie ein Altbekanntes, denn es begegnet uns dasselbe
Gesetz der Form, es wehet uns derselbe Hauch des Lebens
an, welcher im Grofsen wie im Kleinen alle Schöpfungen der
Hellenen durchdringt. Andererseits ist von allen Werken alter
Kunst keines dem anderen gleich. Je gründlicher die antiken
Bildwerke oder die heiligen Bauwerke der Hellenen untersucht
werden, desto mehr taucht aus der scheinbaren Grleichförmig-
keit die reichste Mannigfaltigkeit hervor, und selbst in den
untergeordneten Gattungen des Kunstbetriebes ßnden wir nir-
gends fabrikmäfsige Wiederholung. Die eigenthümliche Kraft
des bildenden Geistes der Hellenen offenbart sich gerade
darin, dafs er, ohne das Althergebrachte muthwillig zu ver-
lassen oder im Haschen nach Originalität Oesetz und Ueber-
lieferung zu verschmähen, in unerschöpflicher Frische immer
Neues hervorgebracht und der Natur gleich Gesetz und Erei-
heit, Einheit und Mannigfaltigkeit zu verbinden gewufst hat.

Jenen zwiefachen Eindruck, der uns in das eigenthümliche
Wesen griechischer Kunst einführt, macht auch das Doppelbild
eines unteritalischen Thongefäfses; es ist vor längerer Zeit in
der Fontana'schen Sammlung in Triest für Gerhard abgezeichnet
wordenj) Es sind zwei Darstellungen, die sich ihrer Gruppirung

*Was die Herkunft der Vase betrifft, so bemerkt Gerhard wie
folgt: „Diese zunächst dem archäoiogischen Apparate des hiesigen König-
 
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