XXI.
Znr Lehre vom Hypäthraltempel.
Der achtsäulige Zeustempel am Ilisos war ein Bau, dessen
Cella ganz ohne Dach unter freiem Himmel lag: ein solcher
Bau ist der Parthenon nicht gewesen, und „Hypaithros" darf
nicht mehr als Gattungsname für Tempel mit Oberlicht gelten.
Das ist ein wichtiger Fortschritt in unserer Denkmälerkunde,
den wir Dörpfeld danken.
Der Standpunkt der Hypäthralfrage hat sich dadurch
wesentlich geändert, das einzige ausführliche Zeugnifs für
Hypäthralbau in klassischer Zeit ist weggefallen. Aber ist nun
die ganze baugeschichtliche Frage auf entscheidende Weise
beantwortet? Ist dadurch bewiesen, dafs die Bauanlage des
Königs Antiochos, die Herstellung eines vollständigen raog
hyra^^og mit einer yrg^/uruÄo^ in der Mitte etwas durch-
aus Neues und Originelles gewesen sei, ein Bauprogramm ohne
Vorgang? Ist es nicht an sich viel wahrscheinlicher, dafs auch
hier eine alte, volksthümliche Tradition vorgelegen habe und
dafs eine vor Zeiten gestellte Aufgabe hier nur in neuer Weise
erledigt worden sei ? Dann gehört der Tempelbau, den Oossutius
mit dem Oelde eines syrischen Königs hersteilte, ebenso wie
der &xJmWog &yrM(<og, in die Reihe der helienistischenWunder-
werke, welche durch übertriebene Dimensionen und verwegene
Oonstruktionen alles, was in den alten Stadtgemeinden zu Stande
gekommen war, überbieten sollten.
Das Verhältnifs zwischen hellenischen und heHenistischen
Bauten tritt uns dadurch in neuem Lichte entgegen; die alte
Streitfrage nach Tempelbeleuchtung wird auf Gfrund der jetzt
gewonnenen Thatsachen von neuem ins Auge zu fassen sein,
und zu diesem Zwecke will ich, um voreihgen Schlufsfolgerungen
Znr Lehre vom Hypäthraltempel.
Der achtsäulige Zeustempel am Ilisos war ein Bau, dessen
Cella ganz ohne Dach unter freiem Himmel lag: ein solcher
Bau ist der Parthenon nicht gewesen, und „Hypaithros" darf
nicht mehr als Gattungsname für Tempel mit Oberlicht gelten.
Das ist ein wichtiger Fortschritt in unserer Denkmälerkunde,
den wir Dörpfeld danken.
Der Standpunkt der Hypäthralfrage hat sich dadurch
wesentlich geändert, das einzige ausführliche Zeugnifs für
Hypäthralbau in klassischer Zeit ist weggefallen. Aber ist nun
die ganze baugeschichtliche Frage auf entscheidende Weise
beantwortet? Ist dadurch bewiesen, dafs die Bauanlage des
Königs Antiochos, die Herstellung eines vollständigen raog
hyra^^og mit einer yrg^/uruÄo^ in der Mitte etwas durch-
aus Neues und Originelles gewesen sei, ein Bauprogramm ohne
Vorgang? Ist es nicht an sich viel wahrscheinlicher, dafs auch
hier eine alte, volksthümliche Tradition vorgelegen habe und
dafs eine vor Zeiten gestellte Aufgabe hier nur in neuer Weise
erledigt worden sei ? Dann gehört der Tempelbau, den Oossutius
mit dem Oelde eines syrischen Königs hersteilte, ebenso wie
der &xJmWog &yrM(<og, in die Reihe der helienistischenWunder-
werke, welche durch übertriebene Dimensionen und verwegene
Oonstruktionen alles, was in den alten Stadtgemeinden zu Stande
gekommen war, überbieten sollten.
Das Verhältnifs zwischen hellenischen und heHenistischen
Bauten tritt uns dadurch in neuem Lichte entgegen; die alte
Streitfrage nach Tempelbeleuchtung wird auf Gfrund der jetzt
gewonnenen Thatsachen von neuem ins Auge zu fassen sein,
und zu diesem Zwecke will ich, um voreihgen Schlufsfolgerungen