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Curtius, Ernst
Gesammelte Abhandlungen (Band 2) — Berlin, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.33815#0445

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III.

Ein Decret der Anisener zn Ehren des
Apolionios.

Die Erztafel des Antiquariums im Berliner Museum, deren
künstlerische Ausstattung oben S. 271 ff. besprochen worden ist,
gehört einer Stadt an, die hier zum ersten Mal auf einem
klassischen Denkmal vorkommt.

Der Schriftcharakter bezeugt eine Uebergangszeit; die
Buchstaben haben zum Theil feste und gerade Linien, wie
NmHX. Bei n ist hie und da der eine Schenkel noch
kürzer als der andere. Meistens aber sind die senkrechten
Linien nach innen gebogen. Die convergirenden Linien von
/\ und /\ überschneiden sich oben. Bei P ist die senkrechte
Linie über die Grundlinie hinunter gezogen. Neben M ist die
cursive Form vorherrschend, das lange 0 wird nur cursiv ge-
schrieben. Man erkennt überall an den weichlichen Strichen
den beginnenden Yerfall der Lapidarschrift. Auffallend ist
das oben otfene (b (cj^). Mancheriei Nachiässigkeiten kommen
vor, wie ^E('pAN0C z. 29 AKAHPOMHTOC Z. 10 LyroÄLAvog

kommt mit einfachem und doppeltem A Yor. Sonst ist die
Schreibung, auch der Diphthonge und Vocale, durchaus correct,
das iota subscriptum fehit nur einmal (irn Artikel vor d^ro
Z. 20). Im Texte finden sich wohl Spuren späterer Gräcität;
indessen wird man nach Mafsgabe des gesammten Schrift-
charakters nicht geneigt sein, die Urkunde weiter hinunter-
zusetzen als in das letzte Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung.
Damit stimmt auch der plastische Schmuck. Denn, wenn die
Piiaster auch roh gearbeitet sind, so zeigt doch die Figur des
erhaltenen Gebälkträgers noch einen unverkennbaren Anschlufs
an die Tradition echt hellenischer Kunst.
 
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