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Dittenberger, Wilhelm; Purgold, Karl; Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 5): Die Inschriften von Olympia — Berlin, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.2020#0142
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2ÖI

[No. 151—152]

262

schriften: Die unter sich vollkommen gleichen Schriftzüge
von No. 151. 152 verraten zwar aufs deutlichste den rho-
dischen Ursprung (vergl. Loewy, Inschristen griech. Bild-
hauer S. 127 fs.), weisen aber nicht auf die Zeit der Siege
beider Männer, sondern auf die zweite Hälfte des vier-
ten, wenn nicht gar die Anfänge des dritten vorehrist-
lichen Jahrhunderts hin. Wenn man annehmen wollte,
dass in Rhodos schon ungewöhnlich srüh dieser Ductus
sich ausgebildet und ungewöhnlich lange sich unverän-
dert erhalten hätte, so widerlegte dies die Inschrist des
Dorieus (No. 153), die ganz den Schristcharakter trägt,
den man nach ihrer Entstehungszeit (etwa 420 v. Chr.) er-
wartet, unvergleichlich altertümlicher als bei Diagoras und
Damagetos, während doch dem jüngsten Bruder erst nach
dem altern und etwa 40 Jahre später als dem Vater die
Bildsäule gesetzt worden sein kann. Danach hat es einen
hohen Grad von Wahrscheinlichkeit, dass die Ausschrif-
ten der Basen des Diagoras, Damagetos und doch wohl
auch des Eukles nicht mehr die ursprünglichen, sondern
bei jener Änderung der Ausstellung angebracht sind.
Diese würde demnach bald nach Aristoteles stattgefunden
haben, eine Annahme, der kein Hindernis im Wege steht.
Allerdings führt der Pindarscholiafl neben Aristoteles auch
Apollas als Gewährsmann an (C. Müller, F. Hist. Gr. IV
p. 307), dessen Person und Zeitalter sehr zweifelhaft ist.
Aber wer es auch gewesen sei und wann er gelebt habe,
im vorliegenden Fall hat er den Aristoteles ausgeschrie-
ben und kommt also für die chronologische Frage nicht
in Betracht.
Zu dieser von D. herrührenden Ausführung bemerkt
P., dass man von der Annahme einer Umstellung der

Statuengruppe und damit zusammenhängender Erneue-
rung der Aufschriften absehen könne, da sehr wohl eine
Aufftellung der 6 Statuen denkbar sei, welche die ab-
weichende Reihenfolge der beiden Aufzählungen in der
natürlichsten Weise erkläre: Diagoras und seine 3 Söhne
standen in einer Reihe, die Aristoteles von links (wo Ly-
sander neben ihnen stand) nach rechts beschreibt, Pau-
sanias aber von rechts her kommend. Ihnen gegenüber,
vielleicht durch den Weg getrennt, vielleicht anders ge-
ordnet (ζ. B.
Diagoras. Damagetos. Dorieus. Akulllaos.







α

Eukles. r_j Q Peiiirrhodos.
oder dergl.), standen die beiden Enkel. Durch die Statuen
der letzteren erhält die Gruppe erst ihren späteren Beitand,
und es ist wohl möglich, dass die Enkel erst den durch
3 Generationen erworbenen Siegesruhm der Familie
durch Errichtung der Standbilder des Diagoras und
Damagetos seierten. No. 151 und 152 können sehr gut
mit 159 gleichzeitig sein, und es ist wohl nicht ausge-
sehlossen, dass diese 3 der Zeit des Eukles und des
Naukydes angehören, die — ebenso wie die Thätigkeit
des Kallikles (der die Statue des Diagoras machte) —
bis gegen Ol. 100 herabgerückt werden kann.
Der Sieg des Diagoras fällt in die 79. Olympiade
(464 ν Chr.) und ist von Pindar durch das siebente olym-
pische Gedicht verherrlicht worden. Auf seine Erfolge
in anderen Agonen (s. Förster an der zu No. 1 52 ange-
führten Stelle), sowie auf die sonstigen, mehrfach sagen-
hast ausgeichmückten Schicksale des hochgefeierten Ath-
leten einzugehen, ist hier keine Veranlass'ung.

152. Basisblock aus grobkörnigem weissem
Marmor, wie es seheint einer geringen Qualität Insel-
marmor, an der rechten Seite gebrochen und auf der
Oberfläche zum Zweck der späteren Verwendung roh ab-
gehauen. Die Unterssäche ganz glatt, Rückseite rauh
bearbeitet, 0,19 hoch, 0,49 breit, 0,31 tief. — Inv. 729.

Gefunden 19. Dezember 1879, verbaut in eine der späteren
Ziegelmauern des Leonidaion. — Herausgegeben nach
Purgold's Abschrist von W. Dittenberger, Arch. Zeitung
XXXVIII (1880) S. 52 No. 334. Vergl. die Bemerkungen von
H. Förster, die Sieger in den olympischen Spielen I S. 16
No. 220. S. 18 No. 253. — Faciimiliert von Purgold.


Δ ΑΜΑ Γ ΗΤο^: Δ1ΑΓΟ ΡΑ


Ααΐλαγί.τος Atayopcc Ρ[οδιος].

Über die Denkmäler der Diagoriden im allgemeinen
und über das Alter der vorliegenden Inschrist s. zu No. 151.
Der Sieg des Damagetos im Pankration fand an dem-
selben Tage statt, wo dessen Bruder Akusilaos im Faust-
kampf liegte (Paul*. VI, 7, 3. Aristoteles Όλυμπιον7και
Fragm. 264 Müller, 528 Rote, beim Scholiasten zu Pindar
Ol.VII). Da derOlympiasieg desDamagetos nachPausanias'
ausdrücklicher Angabe vor die des Dorieus fällt, so ist
Ol. 86 (436 v.Chr.) der späteste mögliche, bei Berücksieh-
tigung des Intervalls zwischen dem Vater und den Söhnen
aber zugleich der wahrscheinlichste Termin sür jenen.

Aus der Wahrnehmung, dass das Bathron des Dama-
getos weit vom ursprünglichen Aufstellungsort in der
Mauer eines Gebäudes verbaut war, das zu Pausanias'
Zeil schon bestand, hat G. Treu, Arch. Zeitung XL (1882)
S. 75 f. geschlossen, dass der Perieget, der das Denkmal
als noch vorhanden in der Reihe der Diagoridenstatuen
erwähnt, nicht aus Autopsie die Verhältnisse seiner Zeit
schildere, sondern einer älteren Quelle folge. G. Hirich-
feld, Arch. Zeitung XL (1882) S. 113 und Gurlitt über
Pausanias S. 375 f. 426 haben von derselben Voraus-
setzung aus die Glaubwürdigkeit des Schriftstellers durch
>7*
 
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