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II F. Metopei
lieh wird nur angenommen, die Laft felbft fei nicht mit
dargestellt gewefen; fie werde gewiffermäfsen durch das
über der Metopenplattevorfpringende Bauglied vertreten ').
Man könnte fich dafür auf die bereits erwähnte eretrifche
Lekythos Journal of Hellenic Studies XIII Taf.3 und die
dort S. 11 Anm. 20 von Miss Seilers angeführte Parifer
Vafe berufen, auf denen der Himmel allerdings durch
ein mit Mond und Sternen bemaltes, liegendes Recht-
eck dargefteüt wird. Allein der Thatbeftand, wie ihn
Abb. 205 zeigt, führt auf ein anderes Ergebnis. Zu-
nächft lieht man hier deutlich, dafs die tragenden Teile
des Kiffens und der Hände keineswegs bis zum oberen
Rand der Metope, alfo auch nicht bis an die hier fich
urfprünglich anfehliefsende vorfpringende Leifte hinauf-
geführt wurden, fondern ein Zwifchenraum von 3 bis
6,5 cm gelaffen war. Die Aufficht zeigt ferner, dafs
die betreffenden Flächen gefpitzt, alfo zur Aufnahme
einer Marmorftückung hergerichtet worden find, auf
welche auch das kleinere Bohrloch auf der Innenfläche
der Herakleshand und ein gröfseres am rechten Rande
des Kiffens hinweifen. (Die Bohrlöcher im Unterarm
des Herakles und auf dem Scheitel der weiblichen
Geftalt rühren natürlich von Vogelfchutzftaeheln her,
wie ein Vergleich mit den ähnlichen Bohrlöchern auf
Kopf und Schulter des Atlas beweifen.) Die Form
des hier angefügten Marmorftückes läfst fich aus der
Vorderanficht der betreffenden Teile auf Abb. 205 ent-
nehmen. Insbefondere ift links die Ausbuchtung nach
unten durch den tieferen Stand und die Höhlung der
weiblichen Hand geüchert. Da nun aber auch die
Atlasmetope, Anfchlufsflächci] und l-j-giin/ung <ies Himmelsiegmeines über Herakles (t : 16).
gefpitzte Fläche des Kiffens fich nach rechts hin fenkt,
fo ift offenbar auch hier ein ähnlicher Buckel zu er-
gänzen. Der Himmel war alfo in unferer Metope
noch ebenfo als ein unregelmäfsig rundlicher Wolken-
klumpen gedacht, wie auf der alten Atlas-Prometheus-
vafe bei Gerhard, Auserw.Vafenbilder II Taf. 86 (Müller-
Wiefeier, Denkm. II, 64, 825) und der Spiegelzeichnung
Gerhard, Etrusk. Spiegel II Taf. 137 (Denkm. II, 64, 827).
Und wenn hier das Himmelsfegment noch etwas kleiner
ausgefallen ift als dort, fo werden vermutlich aufgemalte
Sternbilder der Phantafie nachgeholfen haben. Demge-
mäfs ift daher unfer Wiederherftellungsverfuch Taf. XLV,
10 auf Abb.205 und S. 151 Abb. 173 ergänzt worden.
Einer näheren Erörterung bedarf noch die weib-
liche Geftalt, welche Herakles den Himmel tragen hilft.
Sie wird gewöhnlich für eine Hesperide genommen.
Auch ich habe früher fo erklärt und mich zum Beweis
') Vergl. oben S.151 Abb. 173. Nur Flafch(beiBaumeifterII
S.1104X) fpricht von der »Himmelskugel, von der ein Seg-
ment in Metall vorhanden gewefen fein wird".
dafür auf die halbe Durchbohrung ihrer rechten Hand
von unten her berufen, wie fie nach dem früheren Er-
haltungszuftand vorzuliegen fchien, den noch die Auf-
nahme in den Ausgr. zu Olympia I Taf. 26 wieder-
giebt Dies fchien auf ein nach unten herabhängen-
des Abzeichen zu führen, alfo etwa einen Apfelzweig.
Allein die nachträgliche Anfügung des damals noch
fehlenden Daumenballens hat uns fchon fehr bald
darüber belehrt, dafs jenem unteren Bohrgang von oben
her ein zweiter entgegengeführt wurde, fo dafs alfo die
ganze rechte Hand in fenkrechter Richtung von oben
bis unten durchbohrt war. Dies aber weiß vielmehr auf ein
ftabförmiges Attribut hin, und zwar um fo mehr, als die
durch eine erhaltene Spitze des Zeigefingers auch in
diefem Teile geficherte Handhaltung genau der Scepter-
hand des Oftgiebel-Zeus entfpricht2). Da ferner am Ab-
gufs ausgeführte Ergänzungsverfuche dargethan haben,
2) Vergl. S.44 Abb. 51. Von dem Attribut kann jener
Anfatz fchon deswegen nicht herrühren, weil diefes ja ge-
funden gearbeitet und angefügt war. ■
II F. Metopei
lieh wird nur angenommen, die Laft felbft fei nicht mit
dargestellt gewefen; fie werde gewiffermäfsen durch das
über der Metopenplattevorfpringende Bauglied vertreten ').
Man könnte fich dafür auf die bereits erwähnte eretrifche
Lekythos Journal of Hellenic Studies XIII Taf.3 und die
dort S. 11 Anm. 20 von Miss Seilers angeführte Parifer
Vafe berufen, auf denen der Himmel allerdings durch
ein mit Mond und Sternen bemaltes, liegendes Recht-
eck dargefteüt wird. Allein der Thatbeftand, wie ihn
Abb. 205 zeigt, führt auf ein anderes Ergebnis. Zu-
nächft lieht man hier deutlich, dafs die tragenden Teile
des Kiffens und der Hände keineswegs bis zum oberen
Rand der Metope, alfo auch nicht bis an die hier fich
urfprünglich anfehliefsende vorfpringende Leifte hinauf-
geführt wurden, fondern ein Zwifchenraum von 3 bis
6,5 cm gelaffen war. Die Aufficht zeigt ferner, dafs
die betreffenden Flächen gefpitzt, alfo zur Aufnahme
einer Marmorftückung hergerichtet worden find, auf
welche auch das kleinere Bohrloch auf der Innenfläche
der Herakleshand und ein gröfseres am rechten Rande
des Kiffens hinweifen. (Die Bohrlöcher im Unterarm
des Herakles und auf dem Scheitel der weiblichen
Geftalt rühren natürlich von Vogelfchutzftaeheln her,
wie ein Vergleich mit den ähnlichen Bohrlöchern auf
Kopf und Schulter des Atlas beweifen.) Die Form
des hier angefügten Marmorftückes läfst fich aus der
Vorderanficht der betreffenden Teile auf Abb. 205 ent-
nehmen. Insbefondere ift links die Ausbuchtung nach
unten durch den tieferen Stand und die Höhlung der
weiblichen Hand geüchert. Da nun aber auch die
Atlasmetope, Anfchlufsflächci] und l-j-giin/ung <ies Himmelsiegmeines über Herakles (t : 16).
gefpitzte Fläche des Kiffens fich nach rechts hin fenkt,
fo ift offenbar auch hier ein ähnlicher Buckel zu er-
gänzen. Der Himmel war alfo in unferer Metope
noch ebenfo als ein unregelmäfsig rundlicher Wolken-
klumpen gedacht, wie auf der alten Atlas-Prometheus-
vafe bei Gerhard, Auserw.Vafenbilder II Taf. 86 (Müller-
Wiefeier, Denkm. II, 64, 825) und der Spiegelzeichnung
Gerhard, Etrusk. Spiegel II Taf. 137 (Denkm. II, 64, 827).
Und wenn hier das Himmelsfegment noch etwas kleiner
ausgefallen ift als dort, fo werden vermutlich aufgemalte
Sternbilder der Phantafie nachgeholfen haben. Demge-
mäfs ift daher unfer Wiederherftellungsverfuch Taf. XLV,
10 auf Abb.205 und S. 151 Abb. 173 ergänzt worden.
Einer näheren Erörterung bedarf noch die weib-
liche Geftalt, welche Herakles den Himmel tragen hilft.
Sie wird gewöhnlich für eine Hesperide genommen.
Auch ich habe früher fo erklärt und mich zum Beweis
') Vergl. oben S.151 Abb. 173. Nur Flafch(beiBaumeifterII
S.1104X) fpricht von der »Himmelskugel, von der ein Seg-
ment in Metall vorhanden gewefen fein wird".
dafür auf die halbe Durchbohrung ihrer rechten Hand
von unten her berufen, wie fie nach dem früheren Er-
haltungszuftand vorzuliegen fchien, den noch die Auf-
nahme in den Ausgr. zu Olympia I Taf. 26 wieder-
giebt Dies fchien auf ein nach unten herabhängen-
des Abzeichen zu führen, alfo etwa einen Apfelzweig.
Allein die nachträgliche Anfügung des damals noch
fehlenden Daumenballens hat uns fchon fehr bald
darüber belehrt, dafs jenem unteren Bohrgang von oben
her ein zweiter entgegengeführt wurde, fo dafs alfo die
ganze rechte Hand in fenkrechter Richtung von oben
bis unten durchbohrt war. Dies aber weiß vielmehr auf ein
ftabförmiges Attribut hin, und zwar um fo mehr, als die
durch eine erhaltene Spitze des Zeigefingers auch in
diefem Teile geficherte Handhaltung genau der Scepter-
hand des Oftgiebel-Zeus entfpricht2). Da ferner am Ab-
gufs ausgeführte Ergänzungsverfuche dargethan haben,
2) Vergl. S.44 Abb. 51. Von dem Attribut kann jener
Anfatz fchon deswegen nicht herrühren, weil diefes ja ge-
funden gearbeitet und angefügt war. ■