Taf. XLIX—LIII. Hermes des Praxit
203
fchaft nur für Büften verwendbare Blöcke; die Gröfse des
für die Hermesgruppe erforderlichen Blockes berechnet
Lepfius aber auf 2,5 m in
der Höhe, 1 m Tiefe und
1,5 m Breite. Bei unferer
Gruppe hat daher, wie auf
Abb. 232 und Taf. XLIX
erSichtlich, nicht nur an
den Gewändern von Her-
mes und Dionyfos aufsen
ein fenkrechter Streif an-
gefügt werden muffen,
fondern die Stückung um-
fafst auch noch einen Teil
vom GefäSs des Kleinen
(vergl. Taf. L, 2). Endlich
ift auch nach vorne hin
die linke Hand des Hermes
mit einem Teile der über
den Unterarm gelegten
Chlamys befonders ge-
arbeitet und an der Hand
wiederum der Zeigefinger
angefetzt worden. Aber
während zur Befestigung
des letzteren ein Metall-
ftift diente, wurden die
fchweren, in fenkrechter
Fuge angefetzten Falten-
partien an der linken
Seite der Gruppe durch
keilförmige, an die ge-
ftückten Teile angearbei-
tete, Vorfprünge getra-
gen. Einen von diefen
giebt die Nebenzeichnung
zu Abb. 232, jedoch lei-
der nur nach der Er-
innerung, wieder, da die
von neuem angekitteten
Stückungen am Originale
nicht wieder behufs ihrer
Skizzierung entfernt wer-
den konnten. Zu beffe-
rem Haften der Kittmaffe,
welche auch hier, wie bei
dem Aphroditeköpfchen
Taf. LIV, 1 — 2 einfach
aus Kalk beftanden haben
wird (S. 206), find die Be-
rührungsflächen überdies
gefpitzt und an den Stofs-
fugen mit glatten Rändern
verfehen worden, fo dafs
fie auch jetzt noch auf
das genauefte fchliefsen.
Während die Vorderfeite der Gruppe in jeder Be-
ziehung auf das forgfältigfte durchgeführt war, weift
ihre Rückfeite (Abb. 233) unverkennbare Kennzeichen
von Vernachläffigung auf: am Baumfiamm, deffen Rinde
Rückfeite des Hermes (
auch an der Vorderfeite in der fchlichteften Weife durch
Riefelung mit dem Rundeifen wiedergegeben ift, find
fogar noch die Hiebe der
gröberen Spitzeifcn flehen
geblieben; die Haare find
nur aus dem Rohen ge-
hauen und liegen am
Hinterkopf flacher an,
während die Locken an
der Vorderfeite kräftig mit
dem Bohrer unterhöhlt
lind1); und die Rafpel,
welche vorn nur zur
Charakteristik des Gewan-
des und Riemen werkes
verwandt wurde, fehen
wir an der Rückfeite, im
Gegenfatz zur Verfah-
rungsweife des 5. Jahr-
hunderts (Jahrb. des Inft.
X S. 3 f.), auch bei der
Ferfigftellung des Nackten
benutzt. Am deutlichften
verrät fich jedoch die
Arbeitsweife des Bild-
hauers in dem Verfuch
einer N a c h b e f f e r u n g
am Rücken, deren Gren-
zen man auf Abb. 233
noch verfolgt. Hier hat
eine offenbar fehr kun-
dige Hand, wohl die des
Meifters felbft, dem der
Rücken etwas zu ftark
erfcheinen mochte, von
der faft fchon fertig ge-
glätteten Oberfiäche erft
mit dem Zahneifen etwas
abgenommen und fich
dann daran gemacht, mit
dem Rundmeifsel die For-
men der Muskeln aufs
neue herauszuholen. Die
Sache ift ganz unzweifel-
haft, da auf den Schulter-
blättern die Spitzeifen-
arbeit tiefer liegt, als die
bereits fertiggestellte Ober-
fiäche ringsumher, und
fich gegen diefe mit
einem Scharfen Rande ab-
fetzt; weiter unten aber
Schimmern die Rillen des
Zahneifens noch durch
die gefchwungenen Rie-
feln hindurch, welche das
Rundeifen gezogen. Zu Ende geführt ift diefe Nach-
') Diefe Bohrerarbeit des Haares hat Furtwängler, Meister-
werke S. 532 mit Recht für eine praxitelifche Eigentümlichkeit
203
fchaft nur für Büften verwendbare Blöcke; die Gröfse des
für die Hermesgruppe erforderlichen Blockes berechnet
Lepfius aber auf 2,5 m in
der Höhe, 1 m Tiefe und
1,5 m Breite. Bei unferer
Gruppe hat daher, wie auf
Abb. 232 und Taf. XLIX
erSichtlich, nicht nur an
den Gewändern von Her-
mes und Dionyfos aufsen
ein fenkrechter Streif an-
gefügt werden muffen,
fondern die Stückung um-
fafst auch noch einen Teil
vom GefäSs des Kleinen
(vergl. Taf. L, 2). Endlich
ift auch nach vorne hin
die linke Hand des Hermes
mit einem Teile der über
den Unterarm gelegten
Chlamys befonders ge-
arbeitet und an der Hand
wiederum der Zeigefinger
angefetzt worden. Aber
während zur Befestigung
des letzteren ein Metall-
ftift diente, wurden die
fchweren, in fenkrechter
Fuge angefetzten Falten-
partien an der linken
Seite der Gruppe durch
keilförmige, an die ge-
ftückten Teile angearbei-
tete, Vorfprünge getra-
gen. Einen von diefen
giebt die Nebenzeichnung
zu Abb. 232, jedoch lei-
der nur nach der Er-
innerung, wieder, da die
von neuem angekitteten
Stückungen am Originale
nicht wieder behufs ihrer
Skizzierung entfernt wer-
den konnten. Zu beffe-
rem Haften der Kittmaffe,
welche auch hier, wie bei
dem Aphroditeköpfchen
Taf. LIV, 1 — 2 einfach
aus Kalk beftanden haben
wird (S. 206), find die Be-
rührungsflächen überdies
gefpitzt und an den Stofs-
fugen mit glatten Rändern
verfehen worden, fo dafs
fie auch jetzt noch auf
das genauefte fchliefsen.
Während die Vorderfeite der Gruppe in jeder Be-
ziehung auf das forgfältigfte durchgeführt war, weift
ihre Rückfeite (Abb. 233) unverkennbare Kennzeichen
von Vernachläffigung auf: am Baumfiamm, deffen Rinde
Rückfeite des Hermes (
auch an der Vorderfeite in der fchlichteften Weife durch
Riefelung mit dem Rundeifen wiedergegeben ift, find
fogar noch die Hiebe der
gröberen Spitzeifcn flehen
geblieben; die Haare find
nur aus dem Rohen ge-
hauen und liegen am
Hinterkopf flacher an,
während die Locken an
der Vorderfeite kräftig mit
dem Bohrer unterhöhlt
lind1); und die Rafpel,
welche vorn nur zur
Charakteristik des Gewan-
des und Riemen werkes
verwandt wurde, fehen
wir an der Rückfeite, im
Gegenfatz zur Verfah-
rungsweife des 5. Jahr-
hunderts (Jahrb. des Inft.
X S. 3 f.), auch bei der
Ferfigftellung des Nackten
benutzt. Am deutlichften
verrät fich jedoch die
Arbeitsweife des Bild-
hauers in dem Verfuch
einer N a c h b e f f e r u n g
am Rücken, deren Gren-
zen man auf Abb. 233
noch verfolgt. Hier hat
eine offenbar fehr kun-
dige Hand, wohl die des
Meifters felbft, dem der
Rücken etwas zu ftark
erfcheinen mochte, von
der faft fchon fertig ge-
glätteten Oberfiäche erft
mit dem Zahneifen etwas
abgenommen und fich
dann daran gemacht, mit
dem Rundmeifsel die For-
men der Muskeln aufs
neue herauszuholen. Die
Sache ift ganz unzweifel-
haft, da auf den Schulter-
blättern die Spitzeifen-
arbeit tiefer liegt, als die
bereits fertiggestellte Ober-
fiäche ringsumher, und
fich gegen diefe mit
einem Scharfen Rande ab-
fetzt; weiter unten aber
Schimmern die Rillen des
Zahneifens noch durch
die gefchwungenen Rie-
feln hindurch, welche das
Rundeifen gezogen. Zu Ende geführt ift diefe Nach-
') Diefe Bohrerarbeit des Haares hat Furtwängler, Meister-
werke S. 532 mit Recht für eine praxitelifche Eigentümlichkeit