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Scholz, Hartmut
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg (extra muros): Text — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 10,1, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.52869#0116
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ANSBACH • STIFTSKIRCHE

III

Komposition: Pendant zum Hl. Kilian in Feld la.
Farbigkeit, Ornament: Gumbertus in gelb damasziertem, grün
gefüttertem Pluviale mit gelber Brustschließe über purpurroter
Kasel und weißer Alba; Amikt grün; Handschuhe, Buch, Mitra
und Pedum (Stab und Velum) weiß mit silbergelben Akzenten;

Krümme gelb; weißes Inkarnat. Fransen an rotem Vorhang blau
und grün. Wappen s. Ikonographie. Bildraum und Rahmenarchi-
tektur wie la.
Stil, Datierung: Vermutlich Würzburg, 1520.
CVMA B 1764, Großdia A 135

CHORFENSTER süd III Fig. 28-30, Abb. 19, 32-34
Lichtes Gesamtmaß: H. ca. 7,50 m, B. ca. 2,20 m.
Breites spitzbogiges Fenster von vier Bahnen, in der Höhe getreppter Abschluß von fünf Zeilen (in den Seitenlanzet-
ten) und sechs Zeilen (in den Mittelbahnen); Maßwerkfüllung mit Fischblasen. Das Fenster umfaßt 22 Rechteckfelder,
vier Kopfscheiben und sieben Maßwerkteile, die - mit Ausnahme der vier Farbfelder der ersten Zeile - blankverglast
sind. Die Rechteckfelder der ersten Zeile sind heute durch einen Messingrahmen stabilisiert und schutzverglast.
Gesamtaufnahmen: CVMA A 11712, Großdia A 136

1 a HL. GEORG MIT STIFTER VEIT VON LENTERSHEIM
Fig. 28h, Abb. 32
H. 95 cm, B. 46,5-47 cm.
Vor der Neugruppierung von 1906 in der 3. Zeile desselben
Fensters nachgewiesen.
Inschriften: Auf dem breiten Sockelstreifen in gotischer Minus-
kel: Her ■ Veit ■ von ■ Lentershaim ■ Ritter • zc.
Erhaltung: Im Kern alte Substanz. An den Rändern, in Architek-
tur und Helmdecken mehrere einfühlsame Ergänzungen Zelt-
lers. Eine vereinzelte Doublierung von Frenzei in der linken
Randsäule. Die sehr weich angelegte Schwarzlotmalerei ist im
Halbton großflächig berieben, in den Konturen stellenweise ver-
blaßt bzw. verloren und evoziert insbesondere im Architektur-
rahmen die typischen Schadensbilder in der Grisaillescheiben-
malerei der Zeit (Silbergelbflächen ohne konkretisierende
Schwarzlotzeichnung). Keine sichtbare Glaskorrosion. Bleinetz
von Zettler erneuert.
Ikonographie: Veit von Lentersheim (1462-1532), gebürtig aus
fränkischem Adel mit Stammsitz bei Wassertrüdingen, beklei-
dete schon frühzeitig eine herausragende Position im Fürsten-
tum Brandenburg-Ansbach65. Seit 1486 zählte er zum fürstlichen
Hofstaat und begleitete den Markgrafen Friedrich d.Ä. auf sei-
nen Pilgerfahrten nach Jerusalem, 1492, und Santiago de Com-
postella, 1495. Zwischen 1486 und 1510 war er an den französi-
schen, niederländischen, schweizerischen und venezianischen
Kriegszügen Maximilians I. beteiligt und erwarb sich die Gunst
des Kaisers. In den Jahren 1497-1523 war er zum Amtmann in
Neustadt/Aisch bestellt. Seit unbestimmtem Zeitpunkt zählte
Veit von Lentersheim - wie zuvor schon sein Vater Sigmund -
auch zu den Rittern des Schwanenordens. Seine Bedeutung für
die Landespolitik schlug sich u.a. in seiner Zugehörigkeit zur
Statthalterschaft während der Interimsregierung 1508 nieder, in
Abwesenheit des Markgrafen Friedrich. Mit dem Regierungs-
wechsel 1515 wurde Veit von Lentersheim Mitglied des allgemei-
nen Landtags von Baiersdorf und 1522 unter den stattlichsten
Adligen erneut zur Beratung der Statthalterschaft in Aussicht
genommen. Auch 1525 nach dem Tode Markgraf Kasimirs
dauerte sein Einfluß an: Er blieb im Rat Georgs des Frommen,
begleitete diesen zum Augsburger Reichstag 1530 und war an
den wichtigsten Entscheidungen über die Einführung der Refor-
mation in der Markgrafschaft beteiligt, obwohl er selbst, nach

Falckenstein, katholisch geblieben sein soll. Neben seinen
Diensten für die regierenden Markgrafen von Brandenburg-
Ansbach ist er 1525 und 1527 auch als Sekretär und Lehensmann
des Bischofs von Eichstätt bezeugt. Er verstarb am 23. Februar
1532 in Neustadt/Aisch und liegt in der dortigen Pfarrkirche
begraben. Seinem Andenken wurden ebendort drei Epitaphien,
»eines von Marmor, dann ein hölzerner Schild in der Höhe, und
eines im Fenster errichtet«; alle drei sind verloren.
Das quadrierte Wappen zeigt in 1 und 4 das Lentersheimsche
Stammwappen: schräglinks geteilt: 1. mit Silber und Rot
geschacht, 2. schwarz; in 2 und 3 die 1518 von Kaiser Maximilian
gewährte Vermehrung mit der sog. »Handtreue«, zwei zum
Handschlag ineinander gedrückte goldene Hände in Blau. Die
Helmzier zeigt zwei Spangenhelme (der zweite Helm samt
Kleinod zählte ebenfalls zur Wappen-Besserung durch Maximi-
lian L): heraldisch rechts über rot/silber geschachter Helmwulst
schwarzer Flug mit wiederholtem Heroldsbild, links goldene
Helmkrone und blauer Flug mit wiederholtem Heroldsbild.
Helmdecken in den Schildfarben rot/silber bzw. blau/gold.
Komposition, Farbigkeit, Ornament: Hl. Georg in blaugrauer
Rüstung mit silbergelb akzentuierten Scharnieren und Beschlä-
gen, Fahnenstange und Schwert, mit weiß-schwarz gemustertem
Barett und rot/weißer Kreuzesfahne; Inkarnat in braunem Lot;
Nimbus silbergelb; am linken Rand hellgrüner Drache. Stifterfi-
gur in silbergelber Rüstung mit blaß silbergelbem Haar; Knie-
bank silbergelb. Wappen s. Ikonographie.
Architektonische Rahmung (entspricht ib und ic) weiß mit Sil-
bergelbmalerei in den Postamenten, Girlanden, Engelsflügeln
und im Stichbogen; die nackten Putten in rottonigem Lot her-
vorgehoben; Kapitelle gelb. Bildraum unten durch blaß blaugrau
Sohn Markgraf Friedrichs d.Ä., dem Prinzen Gumbertus, der als Geist-
licher, Domherr und Propst bei St. Burkhard in Würzburg, Domherr in
Bamberg und Propst zu Komburg und Wülzburg eine ganz ähnliche
Karriere wie sein sechs Jahre älterer Bruder Friedrich durchlief.
64 Andere Identifizierungen lauten auf den Hl. Martin, den Patron der
Mainzer Diözese (Röttinger, 1926, S. 191, Wiegand, 1939, S. 147),
oder - für Schalkhausen - auf den Hl. Ludwig (Wiegand, 1939, S. 145).
Da Markgraf Friedrich sowohl Domherr in Mainz als auch Propst im
Ansbacher Gumbertusstift war, sind prinzipiell beide Möglichkeiten in
Betracht zu ziehen.
 
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