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Scholz, Hartmut
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg (extra muros): Anhänge, Tafeln — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 10,1, Teil 2: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.52870#0023
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ANHANG l: ABGEWANDERTE SCHEIBEN



Fig. 398. Kreuztragung aus dem Speculum passionis (Sch. 376).
Holzschnitt nach Hans Schäufelein. Nürnberg, um 1506/7.

Fig. 397. Handwaschung des Pilatus aus dem Speculumpassionis (Sch. 375).
Holzschnitt nach Hans Schäufelein. Nürnberg, um 1506/7.

sieben Jahre später für die Scheibe im Karmeliterkreuzgang nochmals exakt benutzt (W). Daß noch für andere der
spätesten Karmeliterscheiben - so das Verhör vor Herodes (H)37 und mutmaßlich auch das verlorene Verhör durch
Kaiphas - auf ältere Entwürfe Baldungs zurückgegriffen wurde, belegen zudem zwei sehr stark beschädigte und
beschnittene Rechteckscheiben aus dem ersten Jahrfünft in St. Lorenz, in denen die Szene Christus vor Herodes wie-
der wörtlich vorgebildet ist38. Von der feinzeichnerischen Art der Erstausführungen, die naturgemäß in den Entwür-
fen angelegt gewesen sein muß, läßt die glatte, routinierte Manier der Glasmaler-Werkstatt, die diese späte Scheiben-
gruppe des Karmeliterzyklus kennzeichnet, kaum noch etwas erahnen. Dennoch springen die für Baldung
charakteristischen Christustypen im Einzug in Jerusalem (H), in der Tempelreinigung (H) und in der seltenen Szene
»Christus wird durch den Bach Kidron gezerrt« (H) auch in der Zweitausführung noch deutlich genug ins Auge
(Abb. tozf., 105).

37 Bei Knappe, Baldung, 1963, S. 66, und Scholz, Werkstattpraxis,
1991, Anm. 247, Abb. 156, falsch als Christus vor Kaiphas bezeichnet.
38 Vgl. Kurzinventar Nürnberg, 21977/82, S. 100. Die zweite Lorenzer
Scheibe mit der Darstellung Christus vor Kaiphas ist im erhaltenen
Bestand des Karmeliterzyklus nicht vertreten, doch kann weder an der
korrekten Benennung (vgl. den betreffenden Holzschnitt im Speculum
passionis [Sch. 367]) noch am Sachverhalt einer ehemaligen Zweitausfüh-
rung des Entwurfs für den Karmeliterkreuzgang gezweifelt werden.

39 Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Kupferstichkabinett, Inv. Nr.
S 2209. Die Zuschreibung des Kartons an Kulmbach stammt von Wink-
ler, 1942, Nr. 64, und wurde in der Folge fast einhellig übernommen
(vgl. zuletzt Kahsnitz, in: Kat. Ausst. Nürnberg, 1986, S. 363, 367).
Dagegen hatten schon Stadler, 1936, S. 8if., und Butts, 1985, S. 301,
begründete Einwände gegen Kulmbach als Autor vorgebracht; ebenso
Scholz, Werkstattpraxis, 1991, S. 109-112, ders., Hirsvogel, 1998, S.
i6if., und zuletzt nochmals Butts, in: Kat. Ausst. Los Angeles/Saint
Louis 2000, S. 108, Anm. 16.
 
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