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Becksmann, Rüdiger; Becksmann, Rüdiger [Bearb.]
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Baden und der Pfalz: ohne Freiburg i. Br. — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 2, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 1979

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https://doi.org/10.11588/diglit.52839#0011
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VORWORT

Allenthalben wird beklagt, wie lange die Bände des Corpus Vitrearum Medii Aevi auf sich warten lassen, wieviel
Zeit jeweils von der ersten Planung bis zu ihrer Drucklegung verstreicht. Nur wenige wissen jedoch um die
besonderen Schwierigkeiten dieser Arbeit, die schon in der Materie selbst begründet liegen. Mittelalterliche Glasmale-
reien sind nicht nur äußerst zerbrechliche, durch ihre Funktion als Fensterverschluß von Anfang an der Verwitterung
und Zerstörung ausgesetzte Kunstwerke, ihr Fortbestand ist vielmehr durch die Umwelteinflüsse der letzten dreißig
Jahre in katastrophalem Ausmaß bedroht. Will der Bearbeiter nicht nur unmittelbarer Zeuge dieses Unterganges
werden, so muß er die Farbverglasungen, die er vielfach erstmals bekannt macht, nicht nur dokumentieren, sondern
einer Sicherung und Restaurierung zuführen. Bietet sich häufig erst hierdurch die Möglichkeit einer gründlichen
Untersuchung des Bestandes, so ergeben sich daraus zugleich mannigfache Verzögerungen für die Bearbeitung
und Manuskriptabfassung. Wenn nahezu alle in diesem Band behandelten, in situ befindlichen größeren Glasmalerei-
bestände in gesichertem und restauriertem Zustand vorgestellt werden können, so ist dies für den Bearbeiter
das wohl befriedigendste Ergebnis seiner jahrelangen Bemühungen um die in Baden und der Pfalz erhaltenen
mittelalterlichen Glasmalereien.
Bereits im Herbst 1965 hatte ich mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft von Hans
Wentzel die Bearbeitung der in Baden und Hessen erhaltenen Glasmalereien übernommen; hierfür war zunächst
ein Band vorgesehen. Nachdem die Bestandsermittlungen — weder Baden noch Hessen konnten von Hans Wentzel
während des Krieges erfaßt werden — abgeschlossen waren, mußte der Band geteilt und die Bearbeitung der
hessischen Bestände zurückgestellt werden. Da in Baden jedoch weder bei der Sicherstellung der Glasmalereien
noch bei ihrer Wiedereinsetzung nach dem Kriege Aufnahmen gemacht worden waren, sah ich mich vor die
Aufgabe gestellt, diese selbst anzufertigen. Als ich mich mit den besonderen Anforderungen des Gerüstbaues,
der Großbildphotographie und der maßstäblichen Umzeichnung der Erhaltungszustände vertraut gemacht hatte,
geriet das deutsche Corpus Vitrearum Medii Aevi — letztlich ausgelöst durch das Ausscheiden Gottfried Frenzels
als Corpus-Autor — in eine Krise, die erst durch den unermüdlichen Einsatz des Deutschen Vereins für Kunstwissen-
schaft und seines langjährigen Vorsitzenden, Stephan Waetzoldt, und dank des verständigen Mäzenatentums der
Stiftung Volkswagenwerk unter ihrem damaligen Präsidenten, Gotthard Gambke, 1970 mit der Gründung der
Stuttgarter Arbeitsstelle überwunden werden konnte. Als die Arbeitsstelle nach der Phase des Aufbaues schließlich
in die Lage kam, ihre Corpus-Arbeit sichtbar zu machen - 1975 erschien der Sammelband 1/itreadedicata -,
wurde ihr Fortbestand in Frage gestellt. Erst nach langwierigen Verhandlungen gelang es, in der Mainzer Akademie
der Wissenschaften und der Literatur einen neuen Träger und in ihrem Generalsekretär, Dr. Günter Brenner,
einen tatkräftigen Fürsprecher zu finden. Ungelöst blieb weiterhin die Finanzierung der hohen Druckkosten unter
Berücksichtigung eines auch international vertretbaren Verkaufspreises. Diese bei der Drucklegung des Kölner
Dom-Bandes von Herbert Rode offenkundig gewordenen Schwierigkeiten haben 1976 dazu geführt, die in Freiburg
erhaltenen Glasmalereien abzutrennen und in einem eigenen Band zu behandeln, der unmittelbar nach dem für
1980 zu erwartenden Abschluß der 1971 eingeleiteten Restaurierungs- und Sicherungsmaßnahmen der Glasmalereien
des Freiburger Münsters in Druck gehen soll.
Obgleich sich der vorliegende dritte Band des Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland streng an die internationa-
len Richtlinien in der zuletzt 1972 revidierten Fassung von 1958 sowie an die in dieser Hinsicht vorbildlichen
österreichischen Bände hält, bringt er folgende Neuerungen: Die Einführenden Hinweise und Erläuterungen wurden
auf einen breiter werdenden Kreis von Benutzern, auch unter Nichtkunsthistorikern, abgestimmt. Der leichteren
Übersicht über die an sechzig Standorten ermittelten mittelalterlichen Glasmalereien dient am Ende des Bandes
eine tabellarische Übersicht, in der man, gegliedert nach Ort und Zeit ihrer Entstehung, nicht nur die in Baden
und der Pfalz erhaltenen oder überlieferten, sondern auch die nachweislich dort für Standorte außerhalb geschaffenen
Farbverglasungen zusammengestellt findet. Die Benutzung der Tafeln wurde dadurch erleichtert, daß nicht nur
 
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