Metadaten

Gast, Uwe; Rauch, Ivo
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2011

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52850#0249
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
248

OPPENHEIM • KATHARINENKIRCHE

alterlichen Raumfarbigkeit); Regine Dölling, in: Regine DÖLLiNG/Dorothea Held, Katharinenkirche Oppenheim
(Schnell, Kunstführer 2400), 3., neu bearbeitete Aufl. Regensburg 2007, S. 14-21 (Zusammenfassung von Dölling
2000); Held 2009, S. 6, i8f., 22, 34, 44E, 50E, 202k (Zusammenfassung des aktuellen Forschungsstandes; Überblick
über die Restaurierungsgeschichte der Kirche mit Schwerpunkt auf deren Wiederherstellung 1879-1889).
Gegenwärtiger Bestand: Gemessen an der Vielzahl und der Größe seiner Fensteröffnungen in den Ostteilen, im
Langhaus und namentlich im Westchor besitzt der Bau mit 338 Rechteck-, Kopf- und Maßwerkscheiben, die in mehr
oder weniger bemerkenswertem Umfang mittelalterliche Reste aufweisen, nur mehr einen geringen Teil seiner origi-
nalen, im Nordquerhaus um 33 Scheiben rheinischer Provenienz ergänzten Farbverglasung. Doch trotz aller zeit- und
kriegsbedingten, im Einzelnen nicht bezifferbaren Verluste handelt es sich um den bedeutendsten Glasmalereibestand,
der innerhalb des Bearbeitungsgebietes in situ erhalten und allenfalls um einige wenige Scheiben und Scheibenfrag-
mente in Sammlungen - Darmstadt, HLM; Erbach, Schloss; unsicher: Köln, Museum Schniitgen und Museum für
Angewandte Kunst - zu erweitern ist. Die z.T. mehrmals versetzten originalen Verglasungsreste lassen sich, dem Bau-
verlauf folgend, mitsamt den abgewanderten Scheiben und Fragmenten in drei Gruppen einteilen:
1. Die Farbverglasung der Ostteile (um 1276/91 - um 1900). In den Ostteilen des Baues sind noch in vier Chor-
fenstern Reste der Erstverglasung des späten 13. Jahrhunderts erhalten, insgesamt 37 Rechteck-, Kopf- und Maß-
werkscheiben in den Fenstern Ghori, nord II, süd II und III (Fig. 194, 197, 205E, 218, 225, Abb. 111-146), wobei
die in süd II befindlichen Scheiben eines typologischen Zyklus aus Chor I stammen und dort durch Fragmente
eines Passionsfensters aus dem Westchor ersetzt sind. Die Wiederherstellungsarbeiten an diesen vier Fenstern und
die Neuanfertigung des Ornamentfensters nord III wurden in den Jahren 1855—1857 von der Werkstatt Schiffmann,
Bingen, nach Entwürfen verschiedener Künstler ausgeführt (s. Geschichte der Verglasung). Alle weiteren Fenster in
Hauptchor, Nebenchören und Querhaus wurden zwischen 1875 und 1896 - größtenteils in den Jahren 1887-1889 -
neu geschaffen, das Querhausfenster nord VII unter der Verwendung von 33 Scheiben aus der ehemaligen Sammlung
Zwierlein in Geisenheim 1888 - als Stiftung des Cornelius Wilhelm Freiherr von Heyl zu Herrnsheim - von der
Werkstatt Beiler, Heidelberg1. Im Zuge dieser bzw. älterer Wiederherstellungsarbeiten wurden auch Scheiben und
Scheibenfragmente ausgeschieden, die heute entweder verschollen, wenn nicht verloren sind (s. S. 273, 282, Fig. 195E,
und Anhang S. 406) oder z. T. in musealem Besitz vermutet werden (s. Anhang S. 4O7ff.).
2. Die Farbverglasung des Langhauses (um 1332/99 - um 1940/30). Von den insgesamt 16 kleinen Kapellenfenstern
abgesehen, die ihre mittelalterliche Verglasung restlos verloren haben, sind in sieben von acht Seitenschifffenstern und
in vier von acht Obergadenfenstern teils geringe, teils umfangreiche Reste der Erstverglasung aus der Erbauungszeit
erhalten. Es handelt sich hierbei um die Fenster nord VIII-XI und NORD V sowie süd VIII-X und SÜD V-VII, die
zusammen noch 289 Rechteck-, Kopf- und Maßwerkscheiben aufweisen (Textabb. 15, Fig. 178, 227-229, 237, 241, 243,
245-247, 253, 260, 263, Abb. 148-194). Die Seitenschifffenster mit mittelalterlichem Glasbestand - auch in süd XI
waren ursprünglich geringe Reste vorhanden - wurden in den Jahren 1843—1845 in der Werkstatt Nicolaus Usinger,
Mainz, wiederhergestellt resp. weitgehend ergänzt, während die Obergadenfenster mit - heute noch - mittelalter-
lichem Bestand erst um 1934/35 von der Werkstatt Linnemann, Frankfurt/M., restauriert und komplettiert wurden
(s. Geschichte der Verglasung)2. Auch aus den Langhausfenstern wurden mehrere Scheiben und Fragmente entfernt,
die in Museumsbesitz erhalten (Darmstadt, HLM) oder verschollen bzw. verloren sind (s. Anhang S. 404-406, Nr.
104-106, und S. 406E).

1 Die Neuverglasung der 14 Fenster in den Nebenchören, im Hoch-
chor und im Querhaus wurde von den Werkstätten Oidtmann, Linnich
(Ornamentfenster Chor s V und s VI, 1875), Beiler, Heidelberg (Hoch-
zeit Martin Luthers, Chor n IV, 1889; Stadtansichten Oppenheims mit
Katharinenkirche, 1888/89, ursprünglich Chor s IV, später nach Chor
N II und S II versetzt; Austeilung des Abendmahls, Chor n V, 1889[?];
Evangelist Lukas als Patron der Künstler, Chor n VI, 1889; Hauskon-
zert der Familie Luther, Qhs. N IV, 1896; Kurfürst Friedrich III.,
den Heidelberger Katechismus verteilend, Chor s IV), Linnemann,
Frankfurt/M. (Hl. Michael, Qhs. NIII, 1889t?]; König Gustav II.
Adolf von Schweden, Qhs. S III, 1889t?]; Königin von Saba zwischen
den Landgrafen Philipp dem Großmütigen und Georg I. von Hessen-
Darmstadt, Qhs. S IV, 1889 t?]) und der Mayer’schen Hofkunstanstalt,

München (sog. Katharinenfenster, Qhs. s VII, 1889) ausgeführt. Vgl.
Bonhard 1892, S. 21-33, 33—3(Qhs. n VII), Rauch 1996, S. 192-200,
Dölling 2000, S. 42, 44, zuletzt - mit einigen wichtigen Ergänzungen
- Held 2009, S. 168-176.
- Im Zuge der älteren Maßnahme sind auch die 16 kleinen, unterhalb
der großen Seitenschifffenster gelegenen Kapellenfenster neu verglast
worden (s. Reg. Nr. 68, 73). Das Rosenfenster süd XI, das damals
ebenfalls wiederhergestellt worden war, ist heute mit einer an Mül-
ler 1823-1829, Bl. 32 (hier Fig. 182) angelehnten ornamental-heraldi-
schen Komposition versehen, die 1938 von der Werkstatt Linnemann
geschaffen wurde; s. Möller 1938, S. 120-122, Rauch 1996, S. 200
mit Anm. 161, Rauch 1997, S. 6of., zuletzt Painton Cowen, The Rose
Window. Splendour and Symbol, London 2005, Abb. S. 129. Zuvor
 
Annotationen