OBER-INGELHEIM • BURGKIRCHE
kupiert und haben, wo sie in roher u. primitiver Weise einge-
zeichnet sind, ihren organischen Platz u. ihre Stellung verloren.
Dies wird besonders deutlich an der Figur des äußeren Königs
(Felder 24 und 28 [i/ad]/ gilt weitgehend aber auch für die bei-
den anderen Könige u. das Christuskind. Auch ein großer Teil
der Hände hat nur Standort und allgemeine Funktion im Bild
erhalten. Die Figur des Joseph (Feld 21 [2a]] ist nur noch Frag-
ment, desgleichen [sind dies] Ochs und Esel vor der Krippe. Die
Haltung der Maria wirkt ungotisch breit, zumal im Verhältnis
zur Maria der Krönung, ihre Beinhaltung ist unklar. Die Schei-
ben unterhalb der Füße der Maria weisen ein schematisches, aus
über Eck gestellten bunten Quadraten bestehendes Ornament
auf, das, ohne Zweifel eine Zutat der letzten Restauration, ver-
mutlich die Stelle einer ehemaligen Beschriftung (vielleicht:
St. Maria) einnimmt.
Der Befund der Scheiben:
Bei den Scheiben sind mehrere Gruppen ...zu unterscheiden,
deren Art in Material und Stil [und] Behandlungsweise Rück-
schlüsse auf verschiedene Renovierungsschichten zuläßt. [...]
1. Gruppe; die Kalkscheiben:
Als Hauptgruppe des alten Bestandes erweisen sich solche
Scheiben, deren Rückseite mit einer völlig mit der Glasschicht
verbundenen, festen (harzhaltigen?) Kieselsäureschicht von
der Außenseite des Fensters her bedeckt ist [...]. Da die äuße-
re Begrenzung dieser Kalkschicht nur bis an die Bleifassung
der Scheiben heranreicht, kann sie erst am verbleiten Fenster
angebracht worden sein [sic!]. Im Folgenden äußert Hindorf
Vermutungen über Alter und Funktion dieser seiner Meinung
nach künstlich aufgebrachten Korrosionsprodukte und erkennt
immerhin: Die auf einem Teil dieser Scheiben entsprechend der
ursprünglichen Notwendigkeit vorhandene Schwarzlotmalerei
ist in der Erhaltung zumeist gut und noch heute von ausgezeich-
neter Festigkeit. Wir haben in diesen Scheiben den ältesten und
wohl originalen Bestand des Fensters zu sehen.
2. Gruppe:
Hierzu gehören die Scheiben, welche, kaum aus dem Gefüge
des alten Bestandes hinwegzudenken, durchweg die Zeichen
originaler Malerei aufweisen, ohne jedoch rückseitig mit Kalk
bedeckt zu sein. Auch bei diesen Scheiben ist die Festigkeit der
mehr oder minder gut erhaltenen Malerei eine so gute, daß sie
auch Kratzversuchen widerstand. Hierzu gehören Scheiben wie
die Marienkrone (Feld 10 [$b]/ die Krone des Königs in Feld
24 [2d], der Kelchfuß des knienden Königs in Feld 2p [tc], Erd-
kugel und Mantelschließe Gottvaters (Felder 11 und 14 [4/50]],
Bischofsstab des hl. Wigbert (Feld 12 [jd]/ Schlüsselkopf des
hl. Petrus (Feld 14 [4a]/ die meisten Ornamentscheiben der
Heiligenscheine und eine große Anzahl von Architektur sch ei-
ben, einschließlich der Krabben auf Bögen und Fialen. Auch
einige Scheiben des Mariengewandes in der Krönungsgruppe
(Feld 14 [4b]] und die Reste der alten Schriftbänder in den Stif-
terfeldern (4, 8 und4 [6a, 6//d] gehören hierher.
4. Gruppe:
Ein weiterer Teil der Scheiben weist nach den Gesichtspunkten
des Materiales und Stiles eine Übereinstimmung mit den un-
ter 2 genannten Scheiben auf. Die Bemalung trägt durchweg
originalen Charakter. Jedoch ist ihre Haltbarkeit eine wesent-
lich geringere wie auch ihre Erhaltung. Sie widerstehen in ih-
rem Materialbestand den Kratzversuchen nicht. Manchmal
genügt schon ein mehrfaches kräftiges Wischen [...]. Hierzu ge-
hört etwa ein knappes Dutzend von Architekturscheiben. Ein
Teil der Scheiben vom Krönungsmariengewand, Unterkleid des
hl. Wigbert, Gewand des einen hinweisenden Engels (Feld 20
H3
[jd]/ Scheiben des gelben Mariengewandes (Feld 26 [tb]] und
ein großer Teil der Ornamentbandscheiben [...] (Felder 24-28
[ia-d]J. Möglicherweise gehören hierher auch einige der aus al-
tem Glas bestehenden Scheiben, die im Gefüge der Architektur
richtig placiert sind, in der Durchsicht keine sichtbare Malerei
enthalten. Im Folgenden sucht Hindorf nach einer Erklärung
für das von ihm geschilderte Phänomen und mutmaßt, daß Res-
taurationen am Fenster schon in früheren Zeiten, in denen der
Stil der Entstehungszeit noch lebendig war, notwendig gewesen
sind [...], woraus sich diese Unterschiede [...] noch am leichtesten
erklären ließen.
4. Gruppe:
Hier sind alle diejenigen Scheiben zusammenzufassen, deren
Stil und Behandlung spürbar vom Original abweichen. Teil-
weise unterscheidet sich bereits das Material vom alten Glas.
Es sind 20 Scheiben insgesamt. Besonders deutlich ist dies bei
einigen Scheiben des Mariengewandes (Feld 14 [4b]]. Das Glas
ist sehr viel gedeckter als das der alten Scheiben und nähert sich
schon fast einem Mattglas. Die Malerei trägt flächigen, mehr
malerischen als zeichnerischen Charakter. Man spürt das Be-
streben einer plastischen Gestaltung in fast barockem Sinn.
Die Handschrift ist im übrigen schülerhaft, zum Teil roh. Von
gleicher Hand wie diese Scheiben könnte das Haar des Schmer-
zensmannes (Schweißtuch?) in der Maßwerkrosette sein. (Diese
Haarscheiben sind nicht ersetzt, sondern nur durch eine neue
ergänzt worden in der Restauration von 1946). Auch der erhal-
tene Unterteil dieses Gesichtes verrät illusionistische Malerei
und eine weichere, gefühligere Hand als die bemalten Origi-
nalscheiben, besitzt aber mehr Qualität als das Haar. Auch ein
Engelflügel gehört in diese Gruppe (Feld 6 [6b]/
Gruppe 4:
Die unbemalten Scheiben, bei denen auch in Seitenansicht kei-
ne Spuren von Malerei zu entdecken sind, die also auch im alten
Fenster unbemalt waren (ohne Kalkbelag), sind in ihrem ori-
ginalen Bestand natürlicherweise kaum noch eindeutig auszu-
machen. Restauratoren haben von jeher mit Vorliebe für ihre
Arbeit altes Glas verwendet [...] (Auch bei der Restauration
von 1946 wurde, wo möglich, dieser Weg beschritten und neue
Stücke aus frei gewordenem alten Glas des Fensters eingesetzt).
Man darf jedoch mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen, daß
die kleinen Scheiben, die von einer mechanischen Zerstörung
viel weniger betroffen werden können als große, durchweg zum
alten Bestand gehören, wie z.B. die Sterne, deren Zahl ziemlich
groß ist, über 140. [...]
6. Gruppe:
Als letzte Gruppe sind die Scheiben aus der Restauration [von]
etwa 1910 zu bezeichnen. Sie haben den Vorteil, sich nicht
verbergen zu können. Ihr Glas ist durchweg maschinell herge-
stelltes Matt- oder Tonglas [...]. Außerdem fallen diese Scheiben
wegen des Fehlens jeglicher Behandlung durch ihre penetrante
Buntheit unangenehm aus der Farbigkeit der alten Scheiben
heraus. Daß diese Gläser von vorneherein unbehandelt bzw.
unbemalt bei der Restauration eingesetzt worden sind, trifft
im allgemeinen nicht zu. Auf dem Gewand des Mohrenkönigs
ist der gemalte Faltenwurf noch gut zu erkennen. Ebenso be-
fanden sich gemalte Falten auf dem Gewand des knienden Kö-
nigs [•••]• Sogar die aus rosa-beige Tonglas ersetzten Gesichter
und Körperteile zeigen bei genauer seitlicher Betrachtung der
Scheiben Spuren einer Zeichnung [...]. Diese Farbe ist jedoch
weder Schwarzlot noch gebrannt [...]. Es wird sich hier um eine
Bemalung mit Ölfarbe handeln, die auf Glas keinen Bestand
hat. [...]
kupiert und haben, wo sie in roher u. primitiver Weise einge-
zeichnet sind, ihren organischen Platz u. ihre Stellung verloren.
Dies wird besonders deutlich an der Figur des äußeren Königs
(Felder 24 und 28 [i/ad]/ gilt weitgehend aber auch für die bei-
den anderen Könige u. das Christuskind. Auch ein großer Teil
der Hände hat nur Standort und allgemeine Funktion im Bild
erhalten. Die Figur des Joseph (Feld 21 [2a]] ist nur noch Frag-
ment, desgleichen [sind dies] Ochs und Esel vor der Krippe. Die
Haltung der Maria wirkt ungotisch breit, zumal im Verhältnis
zur Maria der Krönung, ihre Beinhaltung ist unklar. Die Schei-
ben unterhalb der Füße der Maria weisen ein schematisches, aus
über Eck gestellten bunten Quadraten bestehendes Ornament
auf, das, ohne Zweifel eine Zutat der letzten Restauration, ver-
mutlich die Stelle einer ehemaligen Beschriftung (vielleicht:
St. Maria) einnimmt.
Der Befund der Scheiben:
Bei den Scheiben sind mehrere Gruppen ...zu unterscheiden,
deren Art in Material und Stil [und] Behandlungsweise Rück-
schlüsse auf verschiedene Renovierungsschichten zuläßt. [...]
1. Gruppe; die Kalkscheiben:
Als Hauptgruppe des alten Bestandes erweisen sich solche
Scheiben, deren Rückseite mit einer völlig mit der Glasschicht
verbundenen, festen (harzhaltigen?) Kieselsäureschicht von
der Außenseite des Fensters her bedeckt ist [...]. Da die äuße-
re Begrenzung dieser Kalkschicht nur bis an die Bleifassung
der Scheiben heranreicht, kann sie erst am verbleiten Fenster
angebracht worden sein [sic!]. Im Folgenden äußert Hindorf
Vermutungen über Alter und Funktion dieser seiner Meinung
nach künstlich aufgebrachten Korrosionsprodukte und erkennt
immerhin: Die auf einem Teil dieser Scheiben entsprechend der
ursprünglichen Notwendigkeit vorhandene Schwarzlotmalerei
ist in der Erhaltung zumeist gut und noch heute von ausgezeich-
neter Festigkeit. Wir haben in diesen Scheiben den ältesten und
wohl originalen Bestand des Fensters zu sehen.
2. Gruppe:
Hierzu gehören die Scheiben, welche, kaum aus dem Gefüge
des alten Bestandes hinwegzudenken, durchweg die Zeichen
originaler Malerei aufweisen, ohne jedoch rückseitig mit Kalk
bedeckt zu sein. Auch bei diesen Scheiben ist die Festigkeit der
mehr oder minder gut erhaltenen Malerei eine so gute, daß sie
auch Kratzversuchen widerstand. Hierzu gehören Scheiben wie
die Marienkrone (Feld 10 [$b]/ die Krone des Königs in Feld
24 [2d], der Kelchfuß des knienden Königs in Feld 2p [tc], Erd-
kugel und Mantelschließe Gottvaters (Felder 11 und 14 [4/50]],
Bischofsstab des hl. Wigbert (Feld 12 [jd]/ Schlüsselkopf des
hl. Petrus (Feld 14 [4a]/ die meisten Ornamentscheiben der
Heiligenscheine und eine große Anzahl von Architektur sch ei-
ben, einschließlich der Krabben auf Bögen und Fialen. Auch
einige Scheiben des Mariengewandes in der Krönungsgruppe
(Feld 14 [4b]] und die Reste der alten Schriftbänder in den Stif-
terfeldern (4, 8 und4 [6a, 6//d] gehören hierher.
4. Gruppe:
Ein weiterer Teil der Scheiben weist nach den Gesichtspunkten
des Materiales und Stiles eine Übereinstimmung mit den un-
ter 2 genannten Scheiben auf. Die Bemalung trägt durchweg
originalen Charakter. Jedoch ist ihre Haltbarkeit eine wesent-
lich geringere wie auch ihre Erhaltung. Sie widerstehen in ih-
rem Materialbestand den Kratzversuchen nicht. Manchmal
genügt schon ein mehrfaches kräftiges Wischen [...]. Hierzu ge-
hört etwa ein knappes Dutzend von Architekturscheiben. Ein
Teil der Scheiben vom Krönungsmariengewand, Unterkleid des
hl. Wigbert, Gewand des einen hinweisenden Engels (Feld 20
H3
[jd]/ Scheiben des gelben Mariengewandes (Feld 26 [tb]] und
ein großer Teil der Ornamentbandscheiben [...] (Felder 24-28
[ia-d]J. Möglicherweise gehören hierher auch einige der aus al-
tem Glas bestehenden Scheiben, die im Gefüge der Architektur
richtig placiert sind, in der Durchsicht keine sichtbare Malerei
enthalten. Im Folgenden sucht Hindorf nach einer Erklärung
für das von ihm geschilderte Phänomen und mutmaßt, daß Res-
taurationen am Fenster schon in früheren Zeiten, in denen der
Stil der Entstehungszeit noch lebendig war, notwendig gewesen
sind [...], woraus sich diese Unterschiede [...] noch am leichtesten
erklären ließen.
4. Gruppe:
Hier sind alle diejenigen Scheiben zusammenzufassen, deren
Stil und Behandlung spürbar vom Original abweichen. Teil-
weise unterscheidet sich bereits das Material vom alten Glas.
Es sind 20 Scheiben insgesamt. Besonders deutlich ist dies bei
einigen Scheiben des Mariengewandes (Feld 14 [4b]]. Das Glas
ist sehr viel gedeckter als das der alten Scheiben und nähert sich
schon fast einem Mattglas. Die Malerei trägt flächigen, mehr
malerischen als zeichnerischen Charakter. Man spürt das Be-
streben einer plastischen Gestaltung in fast barockem Sinn.
Die Handschrift ist im übrigen schülerhaft, zum Teil roh. Von
gleicher Hand wie diese Scheiben könnte das Haar des Schmer-
zensmannes (Schweißtuch?) in der Maßwerkrosette sein. (Diese
Haarscheiben sind nicht ersetzt, sondern nur durch eine neue
ergänzt worden in der Restauration von 1946). Auch der erhal-
tene Unterteil dieses Gesichtes verrät illusionistische Malerei
und eine weichere, gefühligere Hand als die bemalten Origi-
nalscheiben, besitzt aber mehr Qualität als das Haar. Auch ein
Engelflügel gehört in diese Gruppe (Feld 6 [6b]/
Gruppe 4:
Die unbemalten Scheiben, bei denen auch in Seitenansicht kei-
ne Spuren von Malerei zu entdecken sind, die also auch im alten
Fenster unbemalt waren (ohne Kalkbelag), sind in ihrem ori-
ginalen Bestand natürlicherweise kaum noch eindeutig auszu-
machen. Restauratoren haben von jeher mit Vorliebe für ihre
Arbeit altes Glas verwendet [...] (Auch bei der Restauration
von 1946 wurde, wo möglich, dieser Weg beschritten und neue
Stücke aus frei gewordenem alten Glas des Fensters eingesetzt).
Man darf jedoch mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen, daß
die kleinen Scheiben, die von einer mechanischen Zerstörung
viel weniger betroffen werden können als große, durchweg zum
alten Bestand gehören, wie z.B. die Sterne, deren Zahl ziemlich
groß ist, über 140. [...]
6. Gruppe:
Als letzte Gruppe sind die Scheiben aus der Restauration [von]
etwa 1910 zu bezeichnen. Sie haben den Vorteil, sich nicht
verbergen zu können. Ihr Glas ist durchweg maschinell herge-
stelltes Matt- oder Tonglas [...]. Außerdem fallen diese Scheiben
wegen des Fehlens jeglicher Behandlung durch ihre penetrante
Buntheit unangenehm aus der Farbigkeit der alten Scheiben
heraus. Daß diese Gläser von vorneherein unbehandelt bzw.
unbemalt bei der Restauration eingesetzt worden sind, trifft
im allgemeinen nicht zu. Auf dem Gewand des Mohrenkönigs
ist der gemalte Faltenwurf noch gut zu erkennen. Ebenso be-
fanden sich gemalte Falten auf dem Gewand des knienden Kö-
nigs [•••]• Sogar die aus rosa-beige Tonglas ersetzten Gesichter
und Körperteile zeigen bei genauer seitlicher Betrachtung der
Scheiben Spuren einer Zeichnung [...]. Diese Farbe ist jedoch
weder Schwarzlot noch gebrannt [...]. Es wird sich hier um eine
Bemalung mit Ölfarbe handeln, die auf Glas keinen Bestand
hat. [...]