512
REGESTEN
gierungskommission.
Ober-Ingelheim, PfA, Rechnungen 1848/50, Beleg Nr. 67.
49 Ober-Ingelheim 1851 Sept. 4
Abrechnung der Auslagen und Arbeiten des Glasers Heinrich
Döhn, die Restaurierung des Chorachsenfensters betreffend:
Für die Verglasung und Einsetzen des Fensters laut Akkord vom
2.Julid.J. 80 fl.
Vorlage für Anschaffung des farbigen Glases:
An Herrn Weich and in Frankfurt It Rechnung 19 fl. 12 kr.
Reisekosten und Transport des Glases bis hierher 4 fl. 12 kr.
V2 Tafel gelbes Glas von Herrn Riffel in Mainz
äTfl 1 (fl.) 20 (kr.) 40 kr.
Für selbst vorräthig gehabtes Glas:
roth 2V2 (Quadratfuß) ä36 kr ifl.3okr.
grün 1 (Quadratfuß) 36 kr.
blau 2V2 (Quadratfuß) d 24 kr 1 fl.
gelb 2 (Quadratfuß) ä 18 kr 36 kr.
16 (Quadratfuß) mattgeschliffenes Glas ä 14 kr 3 fl. 44 kr.
Für Beschäftigung während dem Ausmalen der Vorlageblätter
durch Herrn Kreisbaumeister Gladbach ist mir eine Vergütung
zugesprochen worden von 3 fl.
Summe = fl 114,30
Ober-Ingelheim, PfA, Rechnungen 1848/50, Beleg Nr. 68.
50 Ober-Ingelheim 1848/50
Auszug aus dem Rechnungsbuch der evangelischen Kirche zu
Ober-Ingelheim für die Jahre 1848-1850:
Art. 38, Belege 63. 66 Dem Glaser Heinrich Döhn für Fertigung
eines Gerüstes, Herausnahme der alten Schalter und Zeichnung
der Schalter in natürlicher Größe pp an dem mittleren Chor-
fenster 26 fl. 30 kr.
Art. 39, Belege 67. 68. 69 Demselben für Herstellung des mitt-
leren Chorfensters ii4fl. 30 kr.
Ober-Ingelheim, PfA, Rechnungen 1848/50, pag. 19.
51 Michelstadt 1956 April 22
Bericht des Malers und Glasmalers Heinz Hindorf über die
1956 erfolgte Restaurierung des Chorachsenfensters in der
Burgkirche von Ober-Ingelheim72:
1, Vorbesprechung:
Am 6.1.1936 fand im Pfarrhaus zu Oberingelheim die erste Be-
sprechung wegen der in Aussicht genommenen Restauration des
mittleren Chorfensters der Burgkirche statt. Zugegen waren:
Herr Dekan Seyerle, Herr und Frau Wolff von der Kunstglase-
rei Münch in Groß-Umstadt und der Maler Hindorf.
Herr Dekan Seyerle berichtete, daß das zu Anfang des 20. Jahr-
hunderts von Grund auf renovierte Fenster im Kriegsjahr 1942
ausgebaut, in Kisten verpackt und im Keller des Gemeinde-
hauses von Oberingelheim ausgelagert worden wäre, um es
vor Kriegsschäden zu bewahren . Er äußerte auch als seinen
eigenen den Wunsch der Gemeinde, das alte Fenster, seinem
kultischen Zweck gemäß, an Ort und Stelle wieder einzubauen
[...], wobei es so zu restaurieren bzw. zu ergänzen sei, daß es bei
72 Eine zweite, kürzere, im PfA Ober-Ingelheim in einer Abschrift
erhaltene Fassung des nachfolgenden Berichts wurde für den Landes-
konservator von Rheinland-Pfalz, Dr. Werner Bornheim gen. Schil-
ling, angefertigt. Da sie weniger Informationen als der zitierte Bericht
enthält, sei ihre Existenz lediglich vermerkt. - Die im Original nicht
einheitliche Rechtschreibung wurde den damaligen Regeln angepasst;
gelegentliche grammatikalische Fehler wurden getilgt. Die von Hin-
unbedingter Erhaltung seines alten Bestandes als wieder ein-
heitliches Bild seine Funktion im Gotteshaus, das kein Museum
wäre, wieder wie einst erfüllen könnte. [...] Die Frage nach der
Möglichkeit einer solchen Wiederherstellung bejahten wir unter
Vorbehalt, unter der Voraussetzung, daß der noch genau fest-
zustellende Zustand des Fensters ein solches Wagnis rechtfertige
und Aussicht auf ein befriedigendes Resultat gäbe.
2. Besichtigung und Transport des Fensters:
Wir besichtigten das Fenster am 11.1.1936. Im Beisein von
Herrn Dekan Seyerle und Herrn Studienrat Pfarrer Cloess
öffnete Herr Wolff die beiden Kisten im Keller des Gemein-
dehauses. Die 43 Felder des Fensters kamen vollzählig zum
Vorschein. Das zum Schutz zwischen die einzelnen Felder ge-
legte Stroh war weitgehend verwittert und teilweise verfault.
Da eine genaue Durchsicht der Felder an Ort und Stelle nicht
möglich war, baten [gemeint ist: brachten] wir sie nach Anruf
bei der Kirchenleitung Darmstadt nach Groß-Umstadt in die
Werkstatt Münch.
3. Die Prüfung des Fensters:
Die eingehende Prüfung des Fensters geschah, Feld für Feld, an
den folgenden Tagen bis einschließlich 17.1. Ihr im folgenden
geschildertes Ergebnis teilten wir am 18.1. mündlich Herrn
Dekan Seyerle, einigen mit ihm erschienenen Herren vom Kir-
chenvorstand und dem mit der Bauleitung beauftragten Archi-
tekten, Herrn Zimmermann aus Bürstadt, an Hand des aufge-
stellten Fensters mit.
4. Der Befund:
Die Erhaltung der oberen Darstellung einer Marienkrönung
(Felder 1-16 [4-/a-d]J, die als solche noch nicht ganz gesichert
erschien, ist wesentlich umfangreicher und besser als die der un-
teren Anbetungsdarstellung (Felder 17-28 [i-ja-d]/ Die Ge-
wandungen sind durchweg im großen Zug erhalten. Kein Feld
mit Ausnahme von 6 und 7 [6b/c] weist solche Zerstörungen auf
wie die Felder 24-28 fia-d] der Anbetung, die das ursprüng-
liche Aussehen kaum noch erkennen lassen. Zu ersetzen sind im
wesentlichen nur Einzelscheiben^, wenn auch deren ziemlich
viele in Architektur und Gewandung. Die einzige Ausnahme
(Felder 6 und7 [6b/c]J bildet die Darstellung musizierender En-
gel in Architekturbögen, die [...] weitgehend erneuert werden
muß [...]. Schmerzlich ist allein der Umstand, daß außer dem
bis zur Unkenntlichkeit zerstörten Gesicht des Engels (Feld 6
[6b]J alle Gesichter dieser [d.h. der ganzen] Darstellung fehlen.
(Anmerkung: Von hier aus ergibt sich ein Hinweis darauf, daß
das Fenster nicht allein durch Witterungs- und Zeiteinflüsse,
sondern auch durch Menschenhand willkürlich zerstört wor-
den sein muß. Darüber hinaus weisen angeräucherte Scheiben
und solche mit eindeutigen Hitzesprüngen vor allem in den
oberen Feldern auf die Wahrscheinlichkeit eines Brandes hin.)
Die Zerstörungen der unteren Darstellung erweisen sich bei ge-
nauer Betrachtung als umfangreicher und wesentlicher, als wir
zuerst angenommen hätten. Die Figuren haben teilweise zwar
ihren Standort und ihr Haltungsschema, nicht aber ihre Aus-
maße und das Wesen ihrer Haltung bewahrt. Es wird jedoch
bei intensiver Betrachtung wieder lebendig. Fast alle Füße sind
dorf benutzte Nummerierung der Felder wurde in eckigen Klammern
nach den Regeln des Corpus Vitrearum aufgelöst.
Eine Restaurierung Anfang 20. Jh. - im Folgenden 1910 datiert - ist
nicht nachweisbar; ausgebaut wurde das Fenster bereits im Jahr 1940
(s. S. 228).
74 Mit dem Begriff »Scheiben« sind bei Hindorf stets einzelne Glas-
stücke gemeint.
REGESTEN
gierungskommission.
Ober-Ingelheim, PfA, Rechnungen 1848/50, Beleg Nr. 67.
49 Ober-Ingelheim 1851 Sept. 4
Abrechnung der Auslagen und Arbeiten des Glasers Heinrich
Döhn, die Restaurierung des Chorachsenfensters betreffend:
Für die Verglasung und Einsetzen des Fensters laut Akkord vom
2.Julid.J. 80 fl.
Vorlage für Anschaffung des farbigen Glases:
An Herrn Weich and in Frankfurt It Rechnung 19 fl. 12 kr.
Reisekosten und Transport des Glases bis hierher 4 fl. 12 kr.
V2 Tafel gelbes Glas von Herrn Riffel in Mainz
äTfl 1 (fl.) 20 (kr.) 40 kr.
Für selbst vorräthig gehabtes Glas:
roth 2V2 (Quadratfuß) ä36 kr ifl.3okr.
grün 1 (Quadratfuß) 36 kr.
blau 2V2 (Quadratfuß) d 24 kr 1 fl.
gelb 2 (Quadratfuß) ä 18 kr 36 kr.
16 (Quadratfuß) mattgeschliffenes Glas ä 14 kr 3 fl. 44 kr.
Für Beschäftigung während dem Ausmalen der Vorlageblätter
durch Herrn Kreisbaumeister Gladbach ist mir eine Vergütung
zugesprochen worden von 3 fl.
Summe = fl 114,30
Ober-Ingelheim, PfA, Rechnungen 1848/50, Beleg Nr. 68.
50 Ober-Ingelheim 1848/50
Auszug aus dem Rechnungsbuch der evangelischen Kirche zu
Ober-Ingelheim für die Jahre 1848-1850:
Art. 38, Belege 63. 66 Dem Glaser Heinrich Döhn für Fertigung
eines Gerüstes, Herausnahme der alten Schalter und Zeichnung
der Schalter in natürlicher Größe pp an dem mittleren Chor-
fenster 26 fl. 30 kr.
Art. 39, Belege 67. 68. 69 Demselben für Herstellung des mitt-
leren Chorfensters ii4fl. 30 kr.
Ober-Ingelheim, PfA, Rechnungen 1848/50, pag. 19.
51 Michelstadt 1956 April 22
Bericht des Malers und Glasmalers Heinz Hindorf über die
1956 erfolgte Restaurierung des Chorachsenfensters in der
Burgkirche von Ober-Ingelheim72:
1, Vorbesprechung:
Am 6.1.1936 fand im Pfarrhaus zu Oberingelheim die erste Be-
sprechung wegen der in Aussicht genommenen Restauration des
mittleren Chorfensters der Burgkirche statt. Zugegen waren:
Herr Dekan Seyerle, Herr und Frau Wolff von der Kunstglase-
rei Münch in Groß-Umstadt und der Maler Hindorf.
Herr Dekan Seyerle berichtete, daß das zu Anfang des 20. Jahr-
hunderts von Grund auf renovierte Fenster im Kriegsjahr 1942
ausgebaut, in Kisten verpackt und im Keller des Gemeinde-
hauses von Oberingelheim ausgelagert worden wäre, um es
vor Kriegsschäden zu bewahren . Er äußerte auch als seinen
eigenen den Wunsch der Gemeinde, das alte Fenster, seinem
kultischen Zweck gemäß, an Ort und Stelle wieder einzubauen
[...], wobei es so zu restaurieren bzw. zu ergänzen sei, daß es bei
72 Eine zweite, kürzere, im PfA Ober-Ingelheim in einer Abschrift
erhaltene Fassung des nachfolgenden Berichts wurde für den Landes-
konservator von Rheinland-Pfalz, Dr. Werner Bornheim gen. Schil-
ling, angefertigt. Da sie weniger Informationen als der zitierte Bericht
enthält, sei ihre Existenz lediglich vermerkt. - Die im Original nicht
einheitliche Rechtschreibung wurde den damaligen Regeln angepasst;
gelegentliche grammatikalische Fehler wurden getilgt. Die von Hin-
unbedingter Erhaltung seines alten Bestandes als wieder ein-
heitliches Bild seine Funktion im Gotteshaus, das kein Museum
wäre, wieder wie einst erfüllen könnte. [...] Die Frage nach der
Möglichkeit einer solchen Wiederherstellung bejahten wir unter
Vorbehalt, unter der Voraussetzung, daß der noch genau fest-
zustellende Zustand des Fensters ein solches Wagnis rechtfertige
und Aussicht auf ein befriedigendes Resultat gäbe.
2. Besichtigung und Transport des Fensters:
Wir besichtigten das Fenster am 11.1.1936. Im Beisein von
Herrn Dekan Seyerle und Herrn Studienrat Pfarrer Cloess
öffnete Herr Wolff die beiden Kisten im Keller des Gemein-
dehauses. Die 43 Felder des Fensters kamen vollzählig zum
Vorschein. Das zum Schutz zwischen die einzelnen Felder ge-
legte Stroh war weitgehend verwittert und teilweise verfault.
Da eine genaue Durchsicht der Felder an Ort und Stelle nicht
möglich war, baten [gemeint ist: brachten] wir sie nach Anruf
bei der Kirchenleitung Darmstadt nach Groß-Umstadt in die
Werkstatt Münch.
3. Die Prüfung des Fensters:
Die eingehende Prüfung des Fensters geschah, Feld für Feld, an
den folgenden Tagen bis einschließlich 17.1. Ihr im folgenden
geschildertes Ergebnis teilten wir am 18.1. mündlich Herrn
Dekan Seyerle, einigen mit ihm erschienenen Herren vom Kir-
chenvorstand und dem mit der Bauleitung beauftragten Archi-
tekten, Herrn Zimmermann aus Bürstadt, an Hand des aufge-
stellten Fensters mit.
4. Der Befund:
Die Erhaltung der oberen Darstellung einer Marienkrönung
(Felder 1-16 [4-/a-d]J, die als solche noch nicht ganz gesichert
erschien, ist wesentlich umfangreicher und besser als die der un-
teren Anbetungsdarstellung (Felder 17-28 [i-ja-d]/ Die Ge-
wandungen sind durchweg im großen Zug erhalten. Kein Feld
mit Ausnahme von 6 und 7 [6b/c] weist solche Zerstörungen auf
wie die Felder 24-28 fia-d] der Anbetung, die das ursprüng-
liche Aussehen kaum noch erkennen lassen. Zu ersetzen sind im
wesentlichen nur Einzelscheiben^, wenn auch deren ziemlich
viele in Architektur und Gewandung. Die einzige Ausnahme
(Felder 6 und7 [6b/c]J bildet die Darstellung musizierender En-
gel in Architekturbögen, die [...] weitgehend erneuert werden
muß [...]. Schmerzlich ist allein der Umstand, daß außer dem
bis zur Unkenntlichkeit zerstörten Gesicht des Engels (Feld 6
[6b]J alle Gesichter dieser [d.h. der ganzen] Darstellung fehlen.
(Anmerkung: Von hier aus ergibt sich ein Hinweis darauf, daß
das Fenster nicht allein durch Witterungs- und Zeiteinflüsse,
sondern auch durch Menschenhand willkürlich zerstört wor-
den sein muß. Darüber hinaus weisen angeräucherte Scheiben
und solche mit eindeutigen Hitzesprüngen vor allem in den
oberen Feldern auf die Wahrscheinlichkeit eines Brandes hin.)
Die Zerstörungen der unteren Darstellung erweisen sich bei ge-
nauer Betrachtung als umfangreicher und wesentlicher, als wir
zuerst angenommen hätten. Die Figuren haben teilweise zwar
ihren Standort und ihr Haltungsschema, nicht aber ihre Aus-
maße und das Wesen ihrer Haltung bewahrt. Es wird jedoch
bei intensiver Betrachtung wieder lebendig. Fast alle Füße sind
dorf benutzte Nummerierung der Felder wurde in eckigen Klammern
nach den Regeln des Corpus Vitrearum aufgelöst.
Eine Restaurierung Anfang 20. Jh. - im Folgenden 1910 datiert - ist
nicht nachweisbar; ausgebaut wurde das Fenster bereits im Jahr 1940
(s. S. 228).
74 Mit dem Begriff »Scheiben« sind bei Hindorf stets einzelne Glas-
stücke gemeint.