HERSFELD • STADTKIRCHE
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Juden. Der mehrfach gebrochene Kopf des Nikolaus ist dou-
bliert, die Gesichtszeichnung des Juden wurde nachgezogen.
Alle alten Gläser weisen erheblichen Lochfraß auf oder sind
flächig verwittert; die Truhe wurde wohl falsch zum Sockel
ergänzt. Bei der letzten Restaurierung ersetzte man den origi-
nalen Schollenboden durch Blankglas.
Ikonographie: Jacobus de Voragine erzählt die Geschichte eines
reichen Juden, der sein Vermögen von einem Standbild des Hl.
Nikolaus bewachen ließ. Trotz der angeblichen Wunderwirk-
samkeit des Bildes wird dessen Habe aber von Dieben geraubt.
Als der Bestohlene dies erkennt, schlägt er wutentbrannt auf
das Standbild ein und fügt ihm großen Schaden zu (vgl. Benz
9i979, S. 32L). Im Tulenhaupt-Fenster des Freiburger Münsters
hat sich eine entsprechende Darstellung aus der Zeit um 1330
erhalten79.
Farbigkeit: Der feuerrote Kopf des Juden aus dünnem Über-
fangrot, Krümme und Dalmatik bernsteingelb, Pallium, Bi-
schofsstab, Tunizella und Pontifikalhandschuhe weiß, Truhe
mit silbergelber Front und gelber Deckplatte.
CVMA A 12464, Großdia A 99/187
18. TURMSOCKEL MIT BRENNENDER KERZE
Fig. 248, Abb. 156
H. 108 cm, B. 62 cm.
Inv. Nr. 4.2.555. Kapelle Lhs. nord IV, ib.
Erhaltung: Das oberhalb der Balustrade ansetzende Teilstück
ist eine freie Erfindung der Glasmaler des 19. Jh. Fortgeschrit-
tene außenseitige Korrosion an den weißen Gläsern, violette
Farbgläser sind erblindet. Partieller Schwarzlotabrieb.
Ikonographie: Das räumlich projizierte Architekturgerüst
überspannt eine brennende Kerze auf marmoriertem Sockel.
Gefüllt mit einem Fond aus Blütenrauten ragt das gefugte,
farblich differenzierte Quadermauerwerk mit seitlich auf zwei
Stockwerken ansetzenden Stützen aus Strebepfeilern und Stre-
bebögen empor, während zwei weitere Pfeiler das obere Balus-
tradengeschoss abfangen. Der Handlauf der Balustrade ist mit
den seitlich aufsteigenden Randstreifen verspannt.
Farbigkeit: Architektur aus weißen und gelben Gläsern, Fugen
und Wasserlauf der Strebebögen sind mit Silbergelb aufgetragen
und schwarz konturiert. Hohlkehlen und Wölbung ebenso wie
der Grund aus Blattquadraten in wässrigem Blau, Blütenrauten
und Maßwerkbalustrade rot.
19, 20. ZWEI TURMOKTOGONE Fig. 249L, Abb. 157L
H. 107,5/108 cm, B. je 62 cm.
Inv. Nr. 4.2.553 und 4.2.557. Kapelle Lhs. nord IV, 3a/b.
Erhaltung: Original ist jeweils nur das obere Viertel des Recht-
eckfeldes, das ursprünglich mit der unteren Turmhelmhälfte
ein zusammengehörendes Feld bildete. Die Restauratoren des
19. Jh. haben bei der Neuordnung der Farbverglasung das
Turmstück um einen fiktiven Turmunterbau verlängert. An
den blauen Farbgläsern partieller Lochfraß, violette Farbgläser
erblindet.
Farbigkeit, Ornament: Pfeiler mit silbergelben und schwarz
konturierten Fugen, Kapitelle grün und violett(?), Turmok-
togon mit roten Kreuzblattkaros gefüllt, hellblaue Blattqua-
drate.
CVMA HD 1044, 1048, A 12455E
Fig. 249/250. ES Löwenburg, Nr. 19/20.
M 1:15
21, 22. ZWEI TURMHELME Fig. 251L, Abb. 153, 155
H. je 140,5 cm, B. je 62 cm (mit rundbogigem Abschluss).
Inv. Nr. 4.2.558 und 4.2.554. Kapelle Lhs. nord IV, 4a/b.
Erhaltung: Die ungewöhnlich hohen Scheiben sind aus zwei
Einzelfeldern zusammengebleit. Dies wird durch die Beobach-
tung bestätigt, dass etwa in 82 cm Höhe der Originalbestand
durch Ergänzungen in der ganzen Felderbreite auffällig gestört
ist.
Ikonographie: Der massive, von einer pfeilförmigen Kreuzblu-
me bekrönte Turmhelm mit seitlichen Krabben wird rundum
von bis zu halber Höhe aufwachsenden Fialen begleitet. Den
unteren Abschluss bilden die beiden Giebel des darunter okto-
gonal ansetzenden, durchfensterten Glockengeschosses.
Farbigkeit, Ornament: Drei verschiedene Gelbtöne kommen in
den Türmen zum Einsatz: Der bernsteingelbe Turmhelm wird
von zitronengelben Krabben eingefasst. An dem originalen
Maßwerkgiebel befinden sich zudem Reste einer hellen außen-
seitigen Silbergelbbemalung. Der Fond besteht aus wasserblau-
en Blattquadraten mit bernsteingelben Blütenkreisen.
CVMA HD 1045, 1049, A 12457E
79 Vgl. Geiges 1931/33, S. 147, Abb. 370. Siehe hierzu auch die Aus-
führungen zum Sakristeifenster nord III, 1 in Hersfeld.
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Juden. Der mehrfach gebrochene Kopf des Nikolaus ist dou-
bliert, die Gesichtszeichnung des Juden wurde nachgezogen.
Alle alten Gläser weisen erheblichen Lochfraß auf oder sind
flächig verwittert; die Truhe wurde wohl falsch zum Sockel
ergänzt. Bei der letzten Restaurierung ersetzte man den origi-
nalen Schollenboden durch Blankglas.
Ikonographie: Jacobus de Voragine erzählt die Geschichte eines
reichen Juden, der sein Vermögen von einem Standbild des Hl.
Nikolaus bewachen ließ. Trotz der angeblichen Wunderwirk-
samkeit des Bildes wird dessen Habe aber von Dieben geraubt.
Als der Bestohlene dies erkennt, schlägt er wutentbrannt auf
das Standbild ein und fügt ihm großen Schaden zu (vgl. Benz
9i979, S. 32L). Im Tulenhaupt-Fenster des Freiburger Münsters
hat sich eine entsprechende Darstellung aus der Zeit um 1330
erhalten79.
Farbigkeit: Der feuerrote Kopf des Juden aus dünnem Über-
fangrot, Krümme und Dalmatik bernsteingelb, Pallium, Bi-
schofsstab, Tunizella und Pontifikalhandschuhe weiß, Truhe
mit silbergelber Front und gelber Deckplatte.
CVMA A 12464, Großdia A 99/187
18. TURMSOCKEL MIT BRENNENDER KERZE
Fig. 248, Abb. 156
H. 108 cm, B. 62 cm.
Inv. Nr. 4.2.555. Kapelle Lhs. nord IV, ib.
Erhaltung: Das oberhalb der Balustrade ansetzende Teilstück
ist eine freie Erfindung der Glasmaler des 19. Jh. Fortgeschrit-
tene außenseitige Korrosion an den weißen Gläsern, violette
Farbgläser sind erblindet. Partieller Schwarzlotabrieb.
Ikonographie: Das räumlich projizierte Architekturgerüst
überspannt eine brennende Kerze auf marmoriertem Sockel.
Gefüllt mit einem Fond aus Blütenrauten ragt das gefugte,
farblich differenzierte Quadermauerwerk mit seitlich auf zwei
Stockwerken ansetzenden Stützen aus Strebepfeilern und Stre-
bebögen empor, während zwei weitere Pfeiler das obere Balus-
tradengeschoss abfangen. Der Handlauf der Balustrade ist mit
den seitlich aufsteigenden Randstreifen verspannt.
Farbigkeit: Architektur aus weißen und gelben Gläsern, Fugen
und Wasserlauf der Strebebögen sind mit Silbergelb aufgetragen
und schwarz konturiert. Hohlkehlen und Wölbung ebenso wie
der Grund aus Blattquadraten in wässrigem Blau, Blütenrauten
und Maßwerkbalustrade rot.
19, 20. ZWEI TURMOKTOGONE Fig. 249L, Abb. 157L
H. 107,5/108 cm, B. je 62 cm.
Inv. Nr. 4.2.553 und 4.2.557. Kapelle Lhs. nord IV, 3a/b.
Erhaltung: Original ist jeweils nur das obere Viertel des Recht-
eckfeldes, das ursprünglich mit der unteren Turmhelmhälfte
ein zusammengehörendes Feld bildete. Die Restauratoren des
19. Jh. haben bei der Neuordnung der Farbverglasung das
Turmstück um einen fiktiven Turmunterbau verlängert. An
den blauen Farbgläsern partieller Lochfraß, violette Farbgläser
erblindet.
Farbigkeit, Ornament: Pfeiler mit silbergelben und schwarz
konturierten Fugen, Kapitelle grün und violett(?), Turmok-
togon mit roten Kreuzblattkaros gefüllt, hellblaue Blattqua-
drate.
CVMA HD 1044, 1048, A 12455E
Fig. 249/250. ES Löwenburg, Nr. 19/20.
M 1:15
21, 22. ZWEI TURMHELME Fig. 251L, Abb. 153, 155
H. je 140,5 cm, B. je 62 cm (mit rundbogigem Abschluss).
Inv. Nr. 4.2.558 und 4.2.554. Kapelle Lhs. nord IV, 4a/b.
Erhaltung: Die ungewöhnlich hohen Scheiben sind aus zwei
Einzelfeldern zusammengebleit. Dies wird durch die Beobach-
tung bestätigt, dass etwa in 82 cm Höhe der Originalbestand
durch Ergänzungen in der ganzen Felderbreite auffällig gestört
ist.
Ikonographie: Der massive, von einer pfeilförmigen Kreuzblu-
me bekrönte Turmhelm mit seitlichen Krabben wird rundum
von bis zu halber Höhe aufwachsenden Fialen begleitet. Den
unteren Abschluss bilden die beiden Giebel des darunter okto-
gonal ansetzenden, durchfensterten Glockengeschosses.
Farbigkeit, Ornament: Drei verschiedene Gelbtöne kommen in
den Türmen zum Einsatz: Der bernsteingelbe Turmhelm wird
von zitronengelben Krabben eingefasst. An dem originalen
Maßwerkgiebel befinden sich zudem Reste einer hellen außen-
seitigen Silbergelbbemalung. Der Fond besteht aus wasserblau-
en Blattquadraten mit bernsteingelben Blütenkreisen.
CVMA HD 1045, 1049, A 12457E
79 Vgl. Geiges 1931/33, S. 147, Abb. 370. Siehe hierzu auch die Aus-
führungen zum Sakristeifenster nord III, 1 in Hersfeld.