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AMELUNGSBORN • EHEMALIGES ZISTERZIENSERKLOSTER
Fig. 39. Amelungsborn, Klosterkirche. Blick von Norden auf das romanische Langhaus und den gotischen Neubau von Chor und Querhaus.
Amelungsborn zurückgegeben25, wo sie nach der Restaurierung 1966 in das Chorfenster süd II eingesetzt worden
sind.
Die erste gründliche Restaurierungskampagne der vom Verfall bedrohten Klosterkirche 1874-1896 schloss unter an-
derem die Wiederherstellung des einzig in situ überkommenen, obschon bereits »teilweise zertrümmerten« Ostfen-
sters mit ein26. Infolge der tiefgreifenden Erneuerung und »stilgemäß und kunstvoll« gestalteten Ergänzung, die der
Braunschweiger Glasmaler Thomas Sander unter der Aufsicht von Baurat Wiehe um 1880 ausgeführt hatte, war ein
komplett farbig verglastes 16-zeiliges Prachtfenster mit 36 szenischen Darstellungen unter Architekturbekrönungen
und einer aus sechs Propheten bestehenden Sockelreihe entstanden, wobei Letztere mit jenen ausgebauten und in
Blankenburg befindlichen Feldern eine augenscheinliche Ähnlichkeit aufwiesen27. In diesem Zustand befand sich
das Fenster bis April 1945. Obwohl die Klosterkirche während des Krieges für gänzlich ungefährdet gehalten und
sogar als Bergungsort für ostfriesisches Kunstgut auserwählt worden war, ist sie am Kriegsende auf das Schwerste
beschädigt worden. Nach dem Angriff schrieb der zuständige Landeskonservator Dr. Andre: Während das im Chor
gelagerte Bergungsgut Gottseidank fast ganz verschont blieb, wurde das Fenster durch den Luftdruck zerrissen. Pa-
stor Leonhard hat die kümmerlichen Reste gesammelt und unter einer Treppe im Chor auf bewahrt2*.
Wegen der in der Nachkriegszeit allerorts fehlenden Mittel kam es nicht dazu, dass die aufgelesenen Scherben und die
im ruinösen Bleinetz weiterhin hängenden Reste sichergestellt, geschweige denn restauriert wurden. Im November
1955 wurden bei der Beseitigung des im Ostfenster wild wuchernden Efeus noch zahlreiche verborgene Scheiben-
reste gefunden. Erst ein Jahr später wurde der Restbestand durch den Hannoveraner Glasmaler Heinz Mühlenbein
restauriert, zu drei Depot-Fenstern zusammengefügt und schließlich 1957 in die romanischen Fensteröffnungen des
nördlichen Seitenschiffes eingesetzt29. Die moderne Verglasung des Ostfensters wurde 1958 durch den Glasmaler
Werner Brenneisen aus Hannover entworfen und ausgeführt, der auch die 1964 zurückgekehrten Vorfahren-Christi-
AMELUNGSBORN • EHEMALIGES ZISTERZIENSERKLOSTER
Fig. 39. Amelungsborn, Klosterkirche. Blick von Norden auf das romanische Langhaus und den gotischen Neubau von Chor und Querhaus.
Amelungsborn zurückgegeben25, wo sie nach der Restaurierung 1966 in das Chorfenster süd II eingesetzt worden
sind.
Die erste gründliche Restaurierungskampagne der vom Verfall bedrohten Klosterkirche 1874-1896 schloss unter an-
derem die Wiederherstellung des einzig in situ überkommenen, obschon bereits »teilweise zertrümmerten« Ostfen-
sters mit ein26. Infolge der tiefgreifenden Erneuerung und »stilgemäß und kunstvoll« gestalteten Ergänzung, die der
Braunschweiger Glasmaler Thomas Sander unter der Aufsicht von Baurat Wiehe um 1880 ausgeführt hatte, war ein
komplett farbig verglastes 16-zeiliges Prachtfenster mit 36 szenischen Darstellungen unter Architekturbekrönungen
und einer aus sechs Propheten bestehenden Sockelreihe entstanden, wobei Letztere mit jenen ausgebauten und in
Blankenburg befindlichen Feldern eine augenscheinliche Ähnlichkeit aufwiesen27. In diesem Zustand befand sich
das Fenster bis April 1945. Obwohl die Klosterkirche während des Krieges für gänzlich ungefährdet gehalten und
sogar als Bergungsort für ostfriesisches Kunstgut auserwählt worden war, ist sie am Kriegsende auf das Schwerste
beschädigt worden. Nach dem Angriff schrieb der zuständige Landeskonservator Dr. Andre: Während das im Chor
gelagerte Bergungsgut Gottseidank fast ganz verschont blieb, wurde das Fenster durch den Luftdruck zerrissen. Pa-
stor Leonhard hat die kümmerlichen Reste gesammelt und unter einer Treppe im Chor auf bewahrt2*.
Wegen der in der Nachkriegszeit allerorts fehlenden Mittel kam es nicht dazu, dass die aufgelesenen Scherben und die
im ruinösen Bleinetz weiterhin hängenden Reste sichergestellt, geschweige denn restauriert wurden. Im November
1955 wurden bei der Beseitigung des im Ostfenster wild wuchernden Efeus noch zahlreiche verborgene Scheiben-
reste gefunden. Erst ein Jahr später wurde der Restbestand durch den Hannoveraner Glasmaler Heinz Mühlenbein
restauriert, zu drei Depot-Fenstern zusammengefügt und schließlich 1957 in die romanischen Fensteröffnungen des
nördlichen Seitenschiffes eingesetzt29. Die moderne Verglasung des Ostfensters wurde 1958 durch den Glasmaler
Werner Brenneisen aus Hannover entworfen und ausgeführt, der auch die 1964 zurückgekehrten Vorfahren-Christi-