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Kosina, Elena; Korn, Ulf-Dietrich
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Niedersachsen: ohne Lüneburg und die Heideklöster — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 7,1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2017

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52867#0094
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AMELUNGSBORN • EHEMALIGES ZISTERZIENSERKLOSTER

93

4 KOPFSCHEIBE Fig. 56, Abb. 13
H. ca. 38 cm, B. 39 cm.
Ursprünglich in Chor I, 17.
Erhaltung: Kleeblattbogen zu zwei Dritteln intakt, der äußere
Hintergrund ist ein Pasticcio aus großenteils nicht zugehörigen
Scherben und modernen Einflickungen Mühlenbeins. Das ori-
ginale rote Hintergrundglas ist extrem stark korrodiert. Par-
tieller Schwarzlotverlust, Halbtonmalerei in der Turmspitze
dagegen relativ gut erhalten.

Komposition: Vier mit Krabben gezierte Fialenspitzen flankie-
ren einen zentralen, von einer großproportionierten fleischigen
Kreuzblume bekrönten Turmhelm und nehmen in Form und
Aufbau Bezug auf die Architekturbekrönungen der obersten
Szenenreihe (13/14) mit ihren dreiseitig gebrochenen und - im
Gegensatz zu den darunterliegenden Doppelwimpergen -
räumlich vorzustellenden Architekturgebilden.
CVMAE 09/125

LANGHAUSFENSTER nord X
Fig. 57, Abb. 14
Lichtes Gesamtmaß: H. 1,78 m, B. 0,46 m.
Rundbogiges Fenster mit vier Zeilen, in das 1964 Verglasungsreste aus dem 1945 zerstörten Chorachsenfenster einge-
setzt wurden.
Gesamtaufnahmen: CVMA E 09/126L

1 PASTICCIO AUS SCHERBENFRAGMENTEN
Fig. 57, Abb. 14
H. 19 cm, B. 39 cm.
Zahlreiche Scherben von Hintergründen, Architekturrah-
mungen, Ornamentborten sowie figürlichen Details wurden
mit modernen hellgrauen Echtantik-Gläsern zu einem Feld zu-
sammengefügt.
Die zentralen Scherben mit den Spitzen von Judenhüten und
Fragmenten von Lanzen, Hellebarden und einer Fackel können
mit großer Wahrscheinlichkeit als Reste der Gefangennahme
Christi (Chor I, 7!) identifiziert werden. Die Liebe zum De-
tail zeigt sich selbst in diesem bedauernswerten Befund im
Figurenrest eines Fabelwesens, das durch seine unmittelbare
Verbindung mit dem Mauerwerk offensichtlich als plastischer
Bauschmuck zu deuten ist. Seine verschwommene Silhouette
lässt sich auf der historischen Aufnahme des Prachtfensters
unterhalb des Wasserschlags der flankierenden Mauerstreben
1 1 89
noch erahnen .
CVMA E 09/126
2 CHRISTUS VOR PILATUS Fig. 57, Abb. 14
H. 56 cm, B. 39 cm.
Ursprünglich in Chor I, 9a.
Lediglich einige wenige Gewandfragmente, ein Teil eines ar-
chitektonisch gestalteten Throns sowie Hintergrundscherben
sind original. Selbst der Kopf von Pilatus und die Fackel da-
rüber sind Ergänzungen des 19. Jahrhunderts. Durch die neu-
tralen Flickstücke Mühlenbeins in dunkelbraun getöntem Glas
wird das ohnehin ruinierte Erscheinungsbild in unzumutbarer
Weise unterstrichen. Ikonographisch folgte die Szene einem
gebräuchlichen Typus: Umgeben von bewaffneten Juden wird
Christus dem römischen Statthalter Pilatus vorgeführt. Form
und Ausführung der ausradierten hochgotischen Blendarkaden
im Thron des Pilatus stimmen mit der entsprechenden Gestal-
tung in den Vorfahren-Christi-Scheiben überein.
CVMA E 09/126

gottes aus dem Westfenster der ehemaligen Freiburger Dominikaner-
kirche (Becksmann 2010, II, S. 556h, Fig. 675).

3 DER LANZENSTICH Fig. 57, Abb. 14
H. 56 cm, B. 39 cm.
Ursprünglich in Chor I, 11b.
Inschrift: In der Schriftrolle unter dem linken Arm des Gekreu-
zigten in gotischen Majuskeln: VE(RE) • FI(LIU)S • (D)EI •.
Erhaltung: Etwa ein Drittel des Feldes (vorwiegend roter Hin-
tergrund) besitzt noch originale Glassubstanz. Von Christus
sind lediglich das Lendentuch, ein Rest des linken Arms und
 
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