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Kosina, Elena; Korn, Ulf-Dietrich
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Niedersachsen: ohne Lüneburg und die Heideklöster — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 7,1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.52867#0100
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EHEMALS BARTHE • PRÄMONSTRATENSERINNENKLOSTER

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gezeichneten bzw. aus dem deckenden Überzug ausgesparten oder ausradierten vegetabilen Motiven (Fig. 61). Da
die meisten Fundstücke aus einer gut belüfteten, mit Flugsand überdeckten und durch den späteren Waldwuchs
säurehaltigen Schuttschicht stammen, ist sowohl das Glasmaterial als auch die Malschicht so extrem korrodiert,
dass Letztere nur im Auflicht als Relief wahrzunehmen ist10. Die Art der Schwarzlotzeichnung mit stilisierten
Blattranken und charakteristischen feinen Kreuzschraffuren im Hintergrund legt hier eine Entstehung der Scher-
ben im 13. bzw. frühen 14. Jahrhunderts nahe11. Bei der dürftigen Quellenlage ist keine genauere zeitliche Eingren-
zung des Bestandes zu verantworten; dennoch können vergleichbare Motive etwa in der ornamentalen Erstvergla-
sung der Klosterkirche Haina um 1250-1270 nachgewiesen werden12.
Eine weitere, möglicherweise etwas jüngere Scherbengruppe zeigt ein helleres, nur 2-3 mm starkes grünliches Glas
mit Braunlotzeichnung, die sowohl positiv als auch negativ eingesetzt wurde. Überdies sind auf den Rückseiten ei-
niger Scherben Spuren von Silbergelb sichtbar13. Neben weiteren vegetabilen Motiven (Dornenranke, Rosenstock)
lassen sich bei diesem Restbestand Inschriftenfragmente mit voll ausgebildeten gotischen Minuskeln und Teile
figürlicher Darstellungen erkennen. Darunter ist besonders eine in sehr reduzierter Zeichentechnik ausgeführte
Kleriker- oder Mönchsfigur hervorzuheben (Fig. 61, Nr. 16)14. Für diese Scherbengruppe kann mit Vorbehalt eine
stilistische Datierung in das späte 14. oder frühe 15. Jahrhundert vorgenommen werden. Eine Lokalisierung der
ausführenden Werkstatt ist nicht möglich.


Fig. 61. Umzeichnung einer Auswahl bemalter Scherbenreste aus Kloster Barthe. Nr. 9-11, 17-18, 20-21 beidseitig bemalt.
 
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