EHEMALS BRAUNSCHWEIG • KATHARINENKIRCHE
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Fig. 76. Aufrichtung der Ehernen Schlange / Kreuzigung Christi / Opferung Isaaks. Ehemals Braunschweig, Katharinenkirche, Chor I, n II
und s II. Braunschweig, Städtisches Museum, Inv. Nr. 11/1/78-11/1/80. Niedersachsen(?), 1553. - Kat. S. 118-121.
Weitere erkennbare Erneuerungsmaßnahmen geben Einblick in die jüngere Geschichte des Bestandes20. So lassen
sich recht umfangreiche, stilistisch gut angepasste Ergänzungen in das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts datieren,
die bedauerlicherweise wieder vornehmlich die Kreuzigungsszene, die beiden Flankenkompositionen dagegen nur
punktuell betrafen und höchstwahrscheinlich auf Instandsetzungsmaßnahmen vor der ersten musealen Präsentation
zurückgehen: In der Kreuzigung sind davon der komplette obere Himmelsstreifen betroffen, der sich stilistisch an
die nachmittelalterlichen Ergänzungen anlehnt, jedoch in der Farbigkeit abweicht, der Oberkörper und vermutlich
der Kopf Christi sowie der Kopf der Mtittergottes(?), ferner einige Gewandfragmente und Teile der rahmenden Ar-
chitektur. Wie aus zahlreichen, auf den Scheibenrückseiten eingravierten Inschriften hervorgeht, wurde der Bestand
bereits 1846 von dem Gandersheimer Glaser August Harbarth restauriert, die umfangreichsten Ergänzungen gehen
aber offenbar auf die Restaurierung von 1873 durch den Glasmaler Julius Winter zurück. Weitere Restaurierungsin-
schriften verweisen auf Glasreparaturen und Ergänzungen durch die Glaser Georg Kling und Rudolf Rügen in den
Jahren 1905 und 1906, die mutmaßlich vor dem Einbau am heutigen Standort im neuen Gebäude des Städtischen
Museums vorgenommen wurden. Die jüngeren Reparaturen des 20. Jahrhunderts beschränken sich dagegen haupt-
19 In die Entstehungsgeschichte dieser Verglasung könnte zudem
auch der zwischen 1545 und 1579 tätige und durch seine Strenge be-
kannte einflussreiche Prediger der Katharinenkirche Johann Len-
zius involviert gewesen sein. Geboren in Braunschweig, studierte er
in Wittenberg und war ein »frommer und beredter« Mann, der sich
»eine Zeit lang zum Feldprediger der Braunschweigischen Soldaten ge-
brauchen ließ« und 1579 inmitten seiner Gemeinde an der Pest starb;
vgl. Klaus Jürgens, Die Pastoren der Katharinengemeinde, in: Acht
Jahrhunderte St. Katharinen-Kirche Braunschweig. Beiträge zu ihrer
Geschichte, Braunschweig 1980, S. 18.
20 Die jüngsten Bestandsuntersuchungen der Verfasserin waren da-
durch erschwert, dass die Rückseite der Scheiben unzugänglich blieb;
deshalb können die hier in Kürze zusammengefassten Untersuchungs-
ergebnisse nur als vorläufig gelten.
21 Siehe hierzu den Restaurierungsbericht im Archiv der Werkstatt.
22 Jüngst hierzu Alexander Linke, Typologie in der frühen Neuzeit,
Berlin 2014, bes. S. 13-24. An dieser Stelle seien nur die herausragenden
typologischen Bilderzyklen dieser Zeit genannt, wie die Ausmalung
der Sixtinischen Kapelle (1480 und 1536-41; Linke 2014, S. 79-148),
die Kreuzgangverglasungen der Klöster Mariawald und Steinfeld (bei-
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Fig. 76. Aufrichtung der Ehernen Schlange / Kreuzigung Christi / Opferung Isaaks. Ehemals Braunschweig, Katharinenkirche, Chor I, n II
und s II. Braunschweig, Städtisches Museum, Inv. Nr. 11/1/78-11/1/80. Niedersachsen(?), 1553. - Kat. S. 118-121.
Weitere erkennbare Erneuerungsmaßnahmen geben Einblick in die jüngere Geschichte des Bestandes20. So lassen
sich recht umfangreiche, stilistisch gut angepasste Ergänzungen in das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts datieren,
die bedauerlicherweise wieder vornehmlich die Kreuzigungsszene, die beiden Flankenkompositionen dagegen nur
punktuell betrafen und höchstwahrscheinlich auf Instandsetzungsmaßnahmen vor der ersten musealen Präsentation
zurückgehen: In der Kreuzigung sind davon der komplette obere Himmelsstreifen betroffen, der sich stilistisch an
die nachmittelalterlichen Ergänzungen anlehnt, jedoch in der Farbigkeit abweicht, der Oberkörper und vermutlich
der Kopf Christi sowie der Kopf der Mtittergottes(?), ferner einige Gewandfragmente und Teile der rahmenden Ar-
chitektur. Wie aus zahlreichen, auf den Scheibenrückseiten eingravierten Inschriften hervorgeht, wurde der Bestand
bereits 1846 von dem Gandersheimer Glaser August Harbarth restauriert, die umfangreichsten Ergänzungen gehen
aber offenbar auf die Restaurierung von 1873 durch den Glasmaler Julius Winter zurück. Weitere Restaurierungsin-
schriften verweisen auf Glasreparaturen und Ergänzungen durch die Glaser Georg Kling und Rudolf Rügen in den
Jahren 1905 und 1906, die mutmaßlich vor dem Einbau am heutigen Standort im neuen Gebäude des Städtischen
Museums vorgenommen wurden. Die jüngeren Reparaturen des 20. Jahrhunderts beschränken sich dagegen haupt-
19 In die Entstehungsgeschichte dieser Verglasung könnte zudem
auch der zwischen 1545 und 1579 tätige und durch seine Strenge be-
kannte einflussreiche Prediger der Katharinenkirche Johann Len-
zius involviert gewesen sein. Geboren in Braunschweig, studierte er
in Wittenberg und war ein »frommer und beredter« Mann, der sich
»eine Zeit lang zum Feldprediger der Braunschweigischen Soldaten ge-
brauchen ließ« und 1579 inmitten seiner Gemeinde an der Pest starb;
vgl. Klaus Jürgens, Die Pastoren der Katharinengemeinde, in: Acht
Jahrhunderte St. Katharinen-Kirche Braunschweig. Beiträge zu ihrer
Geschichte, Braunschweig 1980, S. 18.
20 Die jüngsten Bestandsuntersuchungen der Verfasserin waren da-
durch erschwert, dass die Rückseite der Scheiben unzugänglich blieb;
deshalb können die hier in Kürze zusammengefassten Untersuchungs-
ergebnisse nur als vorläufig gelten.
21 Siehe hierzu den Restaurierungsbericht im Archiv der Werkstatt.
22 Jüngst hierzu Alexander Linke, Typologie in der frühen Neuzeit,
Berlin 2014, bes. S. 13-24. An dieser Stelle seien nur die herausragenden
typologischen Bilderzyklen dieser Zeit genannt, wie die Ausmalung
der Sixtinischen Kapelle (1480 und 1536-41; Linke 2014, S. 79-148),
die Kreuzgangverglasungen der Klöster Mariawald und Steinfeld (bei-