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Kosina, Elena; Korn, Ulf-Dietrich
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Niedersachsen: ohne Lüneburg und die Heideklöster — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 7,1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.52867#0182
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GANDERSHEIM • STIFTSKIRCHE

181


Fig. 142. Stifterbild des Grafen Liudolf und seiner Gemahlin Oda mit dem Modell der Gandersheimer Stiftskirche
St. Anastasius und Innocentius (Ausschnitt). Bad Gandersheim, Stiftskirche. Niedersächsisch, um 1520/30.

Amtszeit von Adelheid IV. vorzufinden glaubte. Laut seiner Beschreibung war in einem Fenster die Weihe der Kirche
dargestellt, »geschmückt mit ihren Patronen, Heiligen und Bischöfen«, das andere zeigte Äbtissin Adelheid selbst
mit Habit und Schleier. Auf dem dritten erkannte er eine Königin »mit dem Lilienszepter und einer Kaiserkrone«15 16 17.
Im Anhang zu seiner Studie bringt er - allerdings ohne jeglichen Hinweis auf den obenstehenden Text - ein Bild
von drei romanischen Rundbogenfenstern mit großen Standfiguren einer Äbtissin, eines nur zur Hälfte erhaltenen
Herrschers mit Kirchenmodell und eines alttestamentlichen Königs oder Propheten (Fig. 143). Harenberg erwähnt
zwar in diesem Zusammenhang keine Stiftungsinschrift, dennoch scheint die mittlere Figur auf dem Kupferstich mit
jener bereits von Johannes Letzner überlieferten Darstellung des Hertzog Heinrich in Altfränkischer Kleidung mit
der dazugehörigen Inschrift in einem Fenster übereinzustimmen18. Auch ihre äußere Erscheinung - die großen, die
Bildfläche fast vollständig ausfüllenden Standfiguren umschlossen von breiten Ornamentborten - verrät, selbst mit
den Stilmitteln des 18. Jahrhunderts wiedergegeben, die Gestaltungsprinzipien, die uns durch die überkommenen
Exempel romanischer Glasmalerei bekannt sind. Insbesondere für die erste der abgebildeten Figuren mit Schriftrolle

15 Kdm. Gandersheim 1910, S. 100, 117-122; Goetting 1973, S. 25E
16 Leibniz, III, 1711, S. 723; vgl. Kdm. Gandersheim 1910, S. 116,
und Goetting 1973, S. 23.
17 Harenberg 1734, S. 717, Fußnote (r). Für den vollständigen Text
der Quelle s. Reg. Nr. 12; s. auch Anhang: Verlorene Glasmalereien,
S.186.
18 Johannes Letzner (1531-1613), 3. Buch der Braunschweigisch-Lüne-

burgischen und Göttingischen Chronik, darinnen die Klöster selbiger
Fürstenthümer beschrieben, item die geistlichen Orden (Göttingen,
SUB, Ms. Hist. 248), S. 438 (s. Reg. Nr. 9). Die folgenden Überlegungen
zur Interpretation und Auswertung aller für Gandersheim überliefer-
ten Inschriften beruhen auf Wulf 2013, hier S. 181-184, und zuletzt
Christine Wulf, in: Lampe/Wulf 2016, S. 450-452, Nr. G 7.
 
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