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Kosina, Elena; Korn, Ulf-Dietrich
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Niedersachsen: ohne Lüneburg und die Heideklöster — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 7,1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.52867#0300
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HUDE • EHEM. ZISTERZIENSERKLOSTER

299

Vorbemerkung zum Katalog: Die überlieferten Fragmente wurden von der Verfasserin im Juni 2014 in situ unter-
sucht. Dem Abbildungsteil liegen Neuaufnahmen des CVMA von Andrea Gössel zugrunde.

EHEMALIGE TORKAPELLE • CHORFENSTER I

Abb. 216

Lichtes Gesamtmaß: H. ca. 5,5 m, B. 2,2 m.
Dreibahniges, heute achtzeiliges blankverglastes Fenster mit erhöhter Mittelbahn, drei Okuli im Maßwerk und teil-
weise original verglasten Zwickelfeldern im Couronnement. Gesamtaufnahmen: CVMA A 06/2014/101 D

2AB ZWICKELFELD Abb. 219
H. ca. 20 cm, B. ca. 15 cm.
Erhaltung: In Glas und Blei original, jedoch bis zur Lichtun-
durchlässigkeit korrodiert.
Komposition, Farbigkeit: Ein vermutlich roter Kreis in der
Mitte eines weiß umrandeten, farblich nicht definierbaren Zwi-
ckelfeldes.
CVMA A 06/2014/99 D
2BC ZWICKELFELD Abb. 219
H. ca. 20 cm, B. ca. 15 cm.
Erhaltung und Komposition: Wie 2AB.
CVMA A 06/2014/99 D

3A ZWICKELFELD MIT KREISROSETTE Abb. 219
H. ca. 35 cm, B. ca. 20 cm.
Erhaltung: In Glas und Blei original, durchgehend korrodiert.
Komposition, Farbigkeit, Ornament: Sechsteilige Kreisrosette
in einem weiß umrandeten roten Zwickelfeld, deren Segmente
im Wechsel mit grünen und weißen Gläsern besetzt sind.
CVMA A 06/2014/99 D
3C ZWICKELFELD MIT KREISROSETTE Abb. 219
H. ca. 35 cm, B. ca. 20 cm.
Erhaltung und Komposition: Wie 3 A.
CVMA A 06/2014/99 D

ANHANG: SCHERBENFUND
Bibliographie: Brüggler 2002, S. 52-56, Taf. 65-72.
Bei den jüngsten Ausgrabungen der Klosterkirche Hude konnten insgesamt 331 Bruchstücke mittelalterlichen Hütten-
glases geborgen werden; davon weisen 115 Stücke Reste von Bemalung auf. Die Mehrzahl der Bruchstücke besitzt eine
stark korrodierte, lichtundurchlässige Oberfläche, auf der die Konturmalerei ausschließlich im Auflicht wahrzuneh-
men ist. Hiervon ist ein Konvolut von grünlich-weißem, teilweise durchsichtigem Glas mit gut erkennbarer Schwarz-
lotbemalung zu unterscheiden. Den geringsten Anteil bilden farbige, überwiegend unbemalte Glasscherben in Blau
und Tiefgrün. Die Größe der Fragmente variiert von einem bis zu höchstens 8 cm; die Kanten sind zumeist gekröselt
und weisen Rückstände von Verbleiung und Kitt auf11.
Die Verteilung der Glasfunde lässt auf die ehemalige Verglasung der Westfassade, des Südquerhauses und der süd-
lichen Langhausseite schließen, ein weiterer Scherbenfund konnte im östlichen Klausurbereich geborgen werden. Die
auffällig geringfügige Menge an Verglasungsresten und der Fund von nur einem einzigen Bruchstück der ehemaligen
Verbleiung spricht für eine Wiederverwendung der wertvollen Werkstoffe.
Der Großteil der Scherben stellt pflanzliche oder geometrische Motive dar. Unter den zahlenmäßig überwiegenden
Blattmotiven sind Wein, Ahorn und Akanthus gut zu erkennen, ferner begegnen Rosen, Dornenranken, Gras und
Schilf. Die meisten vegetabilen Darstellungen stehen vor kreuzschraffiertem Hintergrund, der entweder mit Schwarz-
lot gezeichnet oder aus dem deckenden Überzug ausradiert ist. Die geometrischen Motive zeigen zumeist Perlbänder
oder rechteckige Kassettenmuster. Die Bemalung erfolgte bei allen geborgenen Fragmenten nur einseitig.
Zusammenfassend gibt sich der überlieferte Scherbenfund als Rest der ehemaligen Grisailleverglasung der Klosterkir-
che zu erkennen, deren Motivschatz in Übereinstimmung mit der Baugeschichte und der oben zitierten Überlieferung
eine Entstehung im späten 13. bzw. frühen 14. Jahrhundert wahrscheinlich macht.
 
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