die Signoria übertrug. Erzbischof Oddo vermied es, sich mit den
Ghibellinen zu identifizieren und begründete eine Viscontipartei
in Mailand und in der weiteren Lombardei und leitete sie mit
seinen Verwandten im Interesse einer viscontischen Hausmacht.
Besonders sein Großneffe Matteo war der zielbewußte Träger
dieser Familienpolitik. Er erreichte es, daß er 1287 zumCapitano
des mailändischen Volkes ernannt wurde, mit der Befugnis, das
städtische Recht zu verbessern. Nach einer glücklich nieder-
geschlagenen Verschwörung wurde 1289 Matteos Capitanostel-
lung neu bestätigt und seine Rechte erfuhren eine bedeutende
Erweiterung. Auch nach außen dehnte er seine Machtstellung
aus, in Novara, Vercelli, Como, Monferrat, Alessandria, hatte er
zu gebieten. Die Krönung dieser Machtentfaltung bildet Matteos
Ernennung zum Reichsvikar durch den deutschen KönigAdolph
von Nassau im Jahre 1294. Erzbischof Oddo starb unterdessen.
Das Jahr 1302 brachte dann allerdings einen vorübergehenden
Sturz der Viscontiherrschaft in Mailand. Durch eine torriani-
sche Liga, deren Führung die Scotti in Piacenza hatten, sah sich
Matteo genötigt, seine und seines Hauses Herrschaft niederzu-
legen. Die Visconti wurden sämtliche aus Mailand verbannt,
während die Familie della Torre in die Stadt zurückkehrte und
das vertriebene Haus in der Herrschaft ablöste. Doch wußte
Matteo die günstige Konstellation auszunützen, die 13n bei der
Italienfahrt Heinrichs VII. in der Lombardei und insbesondere
in Mailand eintrat, und nach dem Sturz der Familie della Torre
erhielt Matteo aufs neue das Reichsvikariat; freilich kostete es
sehr viel Geld, denn der Nimmersatt Heinrich nahm ihm 50 000
Goldflorene einmalig und jedjäbrlich 25 000 Goldflorene dafür
ab. Matteos ältester Sohn Galeazzo wurde Reichsvikar in Pia-
cenza und mit Hilfe seiner übrigen sehr tüchtigen Söhne Marco,
Stefano, Luchino gewann er eine Reihe anderer lombardischer
Städte; sein Sohn Giovanni ward zum Erzbischof von Mailand
erwählt, aber zunächst vom Papst nicht eingesetzt. Als Matteo
im Jahre 1316 zu Händen des Papstes Johann XXII., der wäh-
rend der Vakanz der Kaiserkrone das italienische Reichsvika-
riat für sich in Anspruch nahm, sein lombardisches Vikariat
abtrat, da blieb er doch tatsächlicher Herr nicht nur von Mai-
IX
Ghibellinen zu identifizieren und begründete eine Viscontipartei
in Mailand und in der weiteren Lombardei und leitete sie mit
seinen Verwandten im Interesse einer viscontischen Hausmacht.
Besonders sein Großneffe Matteo war der zielbewußte Träger
dieser Familienpolitik. Er erreichte es, daß er 1287 zumCapitano
des mailändischen Volkes ernannt wurde, mit der Befugnis, das
städtische Recht zu verbessern. Nach einer glücklich nieder-
geschlagenen Verschwörung wurde 1289 Matteos Capitanostel-
lung neu bestätigt und seine Rechte erfuhren eine bedeutende
Erweiterung. Auch nach außen dehnte er seine Machtstellung
aus, in Novara, Vercelli, Como, Monferrat, Alessandria, hatte er
zu gebieten. Die Krönung dieser Machtentfaltung bildet Matteos
Ernennung zum Reichsvikar durch den deutschen KönigAdolph
von Nassau im Jahre 1294. Erzbischof Oddo starb unterdessen.
Das Jahr 1302 brachte dann allerdings einen vorübergehenden
Sturz der Viscontiherrschaft in Mailand. Durch eine torriani-
sche Liga, deren Führung die Scotti in Piacenza hatten, sah sich
Matteo genötigt, seine und seines Hauses Herrschaft niederzu-
legen. Die Visconti wurden sämtliche aus Mailand verbannt,
während die Familie della Torre in die Stadt zurückkehrte und
das vertriebene Haus in der Herrschaft ablöste. Doch wußte
Matteo die günstige Konstellation auszunützen, die 13n bei der
Italienfahrt Heinrichs VII. in der Lombardei und insbesondere
in Mailand eintrat, und nach dem Sturz der Familie della Torre
erhielt Matteo aufs neue das Reichsvikariat; freilich kostete es
sehr viel Geld, denn der Nimmersatt Heinrich nahm ihm 50 000
Goldflorene einmalig und jedjäbrlich 25 000 Goldflorene dafür
ab. Matteos ältester Sohn Galeazzo wurde Reichsvikar in Pia-
cenza und mit Hilfe seiner übrigen sehr tüchtigen Söhne Marco,
Stefano, Luchino gewann er eine Reihe anderer lombardischer
Städte; sein Sohn Giovanni ward zum Erzbischof von Mailand
erwählt, aber zunächst vom Papst nicht eingesetzt. Als Matteo
im Jahre 1316 zu Händen des Papstes Johann XXII., der wäh-
rend der Vakanz der Kaiserkrone das italienische Reichsvika-
riat für sich in Anspruch nahm, sein lombardisches Vikariat
abtrat, da blieb er doch tatsächlicher Herr nicht nur von Mai-
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