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GUSTAV ABB
klärungen dar. Notizen und eingefügte Blätter mit Zusätzen verraten die eifrige
Benutzung der Handschrift, anscheinend auch für Vorlesungen. Die Jahreszahl 1432
am Schluß derselben weist auf das letzte Amtsjahr des Abtes Heinrich Stich
(1400-1432), der sich die Restituierung der in der vorhohenzollerschen Zeit in
Verlust geratenen Besitzrechte des Klosters besonders angelegen sein ließ. Sein
sogenanntes Gedenkbuch gibt einen Einblick in die zahlreichen Rechtsstreitig-
keiten, die er deswegen führte1).
So wertvoll dieser Fund eines zweiten, sicher aus Lehnin stammenden Buches für
uns auch ist, die Besonderheit seines Weges schließt die Vermutung aus, daß
etwa noch andere Bände sich nach Zwickau verirrt haben. Das Schicksal des größeren
Teils der Klosterbibliothek bleibt bis jetzt noch ein ungelöstes Rätsel. Die lockende
Vorstellung, daß er sich gleich jenen 82 Bänden in einem unerschlossenen Gewölbe
der Klausur verborgen hält, muß vornehmlich nach der gründlichen Renovierung,
die die Baulichkeiten in den letzten Jahren bei der Einrichtung eines evangelischen
Diakonissenmutterhauses erfahren haben, aufgegeben werden2). Wohl aber dürften
noch mehrere Bände, besonders nach 1500 entstandene Drucke, unter den Beständen
der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin und der Staats- und Universitäts-
bibliothek in Breslau unerkannt ruhen, vielleicht auch in Jena, wenn Spalatin auf
Grund des ihm zur Verfügung gestellten Verzeichnisses einige Lehniner Bücher für
Wittenberg erworben haben sollte.
J) Preuß. Staatsbibi. Manuscr. Borussica fol. 1030. Vgl. Bauer a. a. O. S. 86f.
2) Der Kirchbau wurde eingehend untersucht von Hamann, Deutsche u. französ. Kunst im M. A. Bd. 2:
Die Baugesch. der Klosterkirche zu Lehnin und die normannische Invasion in der deutschen Architektur des
13. Jh. Marburg 1923.
GUSTAV ABB
klärungen dar. Notizen und eingefügte Blätter mit Zusätzen verraten die eifrige
Benutzung der Handschrift, anscheinend auch für Vorlesungen. Die Jahreszahl 1432
am Schluß derselben weist auf das letzte Amtsjahr des Abtes Heinrich Stich
(1400-1432), der sich die Restituierung der in der vorhohenzollerschen Zeit in
Verlust geratenen Besitzrechte des Klosters besonders angelegen sein ließ. Sein
sogenanntes Gedenkbuch gibt einen Einblick in die zahlreichen Rechtsstreitig-
keiten, die er deswegen führte1).
So wertvoll dieser Fund eines zweiten, sicher aus Lehnin stammenden Buches für
uns auch ist, die Besonderheit seines Weges schließt die Vermutung aus, daß
etwa noch andere Bände sich nach Zwickau verirrt haben. Das Schicksal des größeren
Teils der Klosterbibliothek bleibt bis jetzt noch ein ungelöstes Rätsel. Die lockende
Vorstellung, daß er sich gleich jenen 82 Bänden in einem unerschlossenen Gewölbe
der Klausur verborgen hält, muß vornehmlich nach der gründlichen Renovierung,
die die Baulichkeiten in den letzten Jahren bei der Einrichtung eines evangelischen
Diakonissenmutterhauses erfahren haben, aufgegeben werden2). Wohl aber dürften
noch mehrere Bände, besonders nach 1500 entstandene Drucke, unter den Beständen
der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin und der Staats- und Universitäts-
bibliothek in Breslau unerkannt ruhen, vielleicht auch in Jena, wenn Spalatin auf
Grund des ihm zur Verfügung gestellten Verzeichnisses einige Lehniner Bücher für
Wittenberg erworben haben sollte.
J) Preuß. Staatsbibi. Manuscr. Borussica fol. 1030. Vgl. Bauer a. a. O. S. 86f.
2) Der Kirchbau wurde eingehend untersucht von Hamann, Deutsche u. französ. Kunst im M. A. Bd. 2:
Die Baugesch. der Klosterkirche zu Lehnin und die normannische Invasion in der deutschen Architektur des
13. Jh. Marburg 1923.