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Dehio, Georg
Geschichte des Erzbistums Hamburg-Bremen: bis zum Ausgang der Mission (Band 2) — Berlin, 1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.43360#0054
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I. Werhättnih zum Herzogtum in der ersten Hälfte des 12. Jahr-
hunderts.
Die Machtlosigkeit der Misstonsbestrebungen im Wendenlande ist
durch die im vorigen Abschnitt berührten Momente noch nicht vollständig
erklärt. Alles hing, wie wir sahen, von dem präeisen Zusammenwirken
der weltlichen mit der geistlichen Gewalt ab. Allein zwischen den beiden
höchsten Vertretern derselben im Lande, dem Bremer Erzbischos und dem
sächsischen Herzog, bestand aus anderem Gebiete ein tieswurzelnder Wider-
streit der Interessen, der eben in dem Augenblicke, wo in den wendischen
Verhältnissen ihr entscheidendes gemeinsames Eingreisen gefordert wurde,
den Charakter offener Feindschaft annahm. Die Genesis derselben zu
begreifen, müssen wir in der politischen Geschichte des Erzstiftes um ein
halbes Jahrhundert zurückgchen.
Erzbischof LiemarM war, wie man sich erinnert, ein Ausgleich mit
dem Billunger Magnus gelungen: die Grundlage eines bis zu des Herzogs
Ende, welches zugleich das Ende seines Geschlechtes war, fortgesetzten
guten Einvernehmens. Dies Verhältniß ist unter Lothar — oder Liuder,
wie sein Name in der heimischen Mundart lautet — dem Nachfolger
der Billunger im Ducat, nicht alterirt worden; wenigstens nicht, soviel
an der Oberfläche sichtbar wird. In der Tiefe aber erkennt man schon
jetzt zwischen der erzbischöflichen Territorialmacht und der allgemeinen
Tendenz des Herzogtums einen sich erneuernden Antagonismus, der
freilich einen wesentlich anderen Charakter hat, als die alten Reibungen
mit den Billungern. Das Herzogtum der Billunger war, trotz mancher
gelegentlich hervortretenden Neigungen zu einer Erweiterung, im Ganzen
doch in seinen ursprünglichen Grenzen, d. h. im Kreise der bloß gräflichen
Rechte stehen geblieben. Seit Liuder aber nimmt cs eine energisch auf-
steigende Entwicklung, und als das Ziel derselben enthüllt sich mit wachsen-
 
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