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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 3): Süddeutschland — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.10981#0356
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Nür

— 345 —

Nür

Schnitts aus dem Marienleben. — Am 2. Pfl. der Hallersche
Altar, von 1440, wohl frühes Werk des Meisters des Tucheraltars
in der Frauenkirche (nach Thode Pfenning). Hauptbild: Christus
am Kreuz mit Maria und Johannes. Bewegliche Flügel: innen
Katharina und Barbara, außen Christus am Ölberg. Feste Flügel:
S. Erasmus und S. Blasius. — Am 2. Pfl. der s Reihe: Kreuztragung,
Relief von Adam Kraft, 1506, gut komponiert und sorgfältig
ausgeführt. Den Stationen verwandt. — c) Im OChor: Das
Sebaldusgrab, 1508—1519, von Peter Vischer und seinen Söhnen.
Der Entwurf sicher von Peter Vischer d. A., auch die Ausführung
ist so einheitlich, daß eine Ausscheidung des Anteils der Söhne
nicht möglich ist und sie nur als ausführende Gehilfen des Vaters
erscheinen. Got. Entwurf von 1488 in der Akademie in Wien.
Das Denkmal ist ein ins Monumentale erhobener Baldachin, wie
sie bei Prozessionen zum Tragen von Heiligtümern in Gebrauch
waren und noch sind. Es zeigt und schützt den Schrein mit den
Reliquien des Heiligen. Der Schrein, von 1397, rechteckig mit
Giebeldach, ist mit gestanztem Silberblech überzogen, das in Rauten
die Nürnberger Wappen zeigt. Er ruht auf hohem Unterbau, der
an den Langseiten mit 4 Reliefs aus der Legende der Heiligen ge-
schmückt ist, an den Schmalseiten die Statuetten des h. Sebald
und Peter Vischers. Dieser Sockel und der Schrein sind um-
schlossen von einem auf 8 Pf 11. ruhenden Baldachin mit 3 Kuppeln,
über welchem sich reich entwickelte Tabernakel erheben. An den
Pf 11. die 73 lebensgroßen Statuen der Apostel, über den Pf 11.
kleinere Figg., ganz oben das Christuskind mit der Weltkugel. Am
Fuß des Baldachins mythologische Figg. Wo es möglich ist, ist
reicher figuraler und ornamentaler Schmuck angebracht. — Der
Grundgedanke der Komposition ist got., die formale Ausgestaltung
Renss. Wichtiges Monument des Überganges, das in den Nieder-
landen seine nächsten Analogien hat. Überreich quellende Erfin-
dung, welche in den oberen Teilen nicht zu vollkommen klarer
Lösung gelangt, das Einzelne reizvoll und frisch. In den Statuen
der Apostel erreicht Vischer eine einfache Größe, die der Kunst
seiner Zeit sonst versagt ist. Auch die Reliefs am Sockel sind
stilistisch höchst vortrefflich. Die Ausführung in Guß steht nicht
ganz auf der Höhe der künstlerischen Leistung. Ein Hauptwerk
der Erzplastik aller Zeiten. — Über dem Hauptaltar, Christus
am Kreuz zwischen Maria und Johannes, lebensgroße Figg., 1520
von Veit Stoß. Bedeutend. — Am n Vierungspfl.: Maria in
Strahlenglorie in altem Holzgehäuse, um 1440. Untersetzt,
mit schwerem Gewand in bauschigen Falten, das nackte Kind leb-
haft bewegt. Vortreffliche Arbeit in schöner, alter Fassung. —
Am 2. Pfl.: Kreuztragung, Gemälde von 1485. Sehr figuren-
 
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