Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Katharinenspital zu den Sondersiechen <Schwäbisch Gmünd> [Editor]; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Editor]; Deibele, Albert [Oth.]
Das Katharinenspital zu den Sondersiechen in Schwäbisch Gmünd: seine Geschichte, Verzeichnis der Urkunden, Akten und Bände mit Beilagen ; 1326 bis zur Gegenwart — Schwäbisch Gmünd, 1969

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.37740#0049
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
und daß dann — so muß aus den Darlegungen Fischers geschlossen werden
— diese Kaplanei hinab zu den Sondersiechen verlegt worden sei.
Dem möchte ich entgegenhalten: Daß eine alte Kaplanei in ein anderes
Gotteshaus übertragen wird ist nichts Seltenes. So wurde 1445 die Frühmeß-
pfründe zu Lautern auf den Nikolausaltar im hiesigen Spital zum Fleiligen
Geist übertragen; aber damit — und das ist das Entscheidende — hatte die
Frühmeßkaplanei in Lautern aufgehört.
Wäre die Katharinenkaplanei aus der Pfarrkirche hinab zu den Sondersie-
chen verlegt worden, so hätte auch sie in der Pfarrkirche aufhören müssen.
Dem ist aber nicht so. Jahrhundertelang bestanden beide Katharinenkapla-
neien nebeneinander. Diejenige in der Pfarrkirche besteht sogar heute noch.
Ihr Kaplaneihaus ist das Gebäude Münstergasse 7.
f) St. Katharina wird Pfründhaus. Gesellschaftliche Umschichtung seiner
Bewohner
In der Urkunde von 1326 (Reg. 1) hören wir von einem Siechhaus, 1341
(Reg. 5) von der Katharinenkapelle; 1389 (Reg. 7) wird der Siechhof ge-
nannt. Diese 3 Gebäude stehen nahe beisammen. 1486 (Reg. 59) heißt es:
„Der armen Sondersiechen Haus bei St. Katharinenkapelle“, und 1485 (Reg.
57): „Der Sondersiechen Hof bei ihrem (der Siechen) Flause, darin sie woh-
nen.“ Der Grundbesitz von St. Katharina beschränkte sich damals auf ein
Waldstück in der „Hölle“ und den Brunnenberg am Siechen- oder Straßdor-
fer Berg. Als sonstige Einkunft stand wohl nur die kleine Gült des Siech-
hofes, der als Fall-lehen ausgegeben war, zur Verfügung. Das mag den we-
nigen arbeitsunfähigen Kranken, die durchaus nicht den armen Schichten
angehört haben müssen, genügt haben. Es ist anzunehmen, daß bald nach
1326 eine Umschichtung in der Zusammensetzung der Bewohner erfolgte.
Der Aussatz ging mehr und mehr zurück und mag sich bald nur noch auf
einzelne Fälle beschränkt haben. Das letzte Auftreten des Aussatzes, von
dem in den hiesigen Akten 1476 berichtet wird (Reg. 48), betrifft eine Frau
aus Wäschenbeuren, die „mit der Krankheit der Sondersiechen behaftet
ist“. Andererseits hatte sich inzwischen das Hospital zum Hl. Geist zu einem
angesehenen und reichen Altersheim entwickelt. In ihm fand der geachtete
Bürger, auch wenn er den ärmeren Schichten angehörte, eine für seine Zeit
angemessene Unterkunft; aber auch wohlhabende Gmünder, bis hinauf zu
den höchsten Kreisen, kauften sich in das Spital ein und genossen in der
„Reichen Pfründe“ eine ihrem Stande entsprechende Versorgung. Neben
diesen geachteten und angesehenen Menschen gab es eine zweite Gruppe
von Personen, die noch mehr auf Unterkunft und Verpflegung angewiesen
waren, vor allem solche mit ansteckenden und ekelhaften Krankheiten, gei-
stig Minderwertige, Leute, die mit der bürgerlichen Ordnung zerfallen wa-
ren, allerlei fahrendes Volk, Bettler, Krüppel, entlassene Krieger, Arbeits-
scheue und Juden, auch Leute, „welche auf Wägen und Kärren über Land
gebracht werden“. So lange das Hospital zum Hl. Geist im Besitz der Kirche
war, mußte es auch diesen Personenkreis betreuen. Seit Beginn des 14. Jahr-
hunderts gelangte jedoch das Hl.-Geist-Spital mehr und mehr in die Hände
der Bürgerschaft, und spätestens 1364 ist es im alleinigen und unbestrittenen
Eigentum der Stadt (Deibele: Das Hospital z. Hl. Geist S. 17). Es war ein

27
 
Annotationen