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Delpy, Egbert
Die Legende von der Heiligen Ursula in der Kölner Malerschule — Heidelberg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.65672#0211
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Stylrichtung auf, die in den Bonner Bildern dann am
meisten zum Ausdruck gelangt, und die auch von da ab
in den beschliessenden Scenen überall herrschend blieb,
soweit eben des Meisters Hand überwiegenden Anteil an
deren Fertigstellung hatte.
Ganz den Geist des frühen Meisters in der eben ge-
schilderten Weise atmet die Darstellung der Geburt bei
Herrn von Stedtmann auf Gut Besselich am Rhein.
In der Komposition erinnert sie insofern an zeitgenössische
italienische Darstellungen, als nicht die Dienerinnen, son-
dern höchst vornehme, in kostbarste Gewänder gekleidete
Damen die Pflege des neugeborenen Kindes übernommen
haben; der Reiz intimer Häuslichkeit, wie er z. B. über
der Scene im van Scheiven’schen Cyklus ausgebreitet
liegt, wird hier verdrängt von einer prunkhaften, steifen
Feierlichkeit, obgleich es wiederum nicht an allerhand den
Raum mit anheimelnden Details anschaulich ausgestalten-
den Zügen fehlt (Kamin mit wärmendem Feuer, die grosse
Wiege vor dem Bett, der Tisch mit Kannen und Geräten).
Abweichend von seinen Vorgängern hat der Severiner im
Vertrauen auf seine perspektivischen Kenntnisse hier das
Bett der Wöchnerin an die rechte Bildseite en face gerückt
und dadurch eine weit günstigere Raumdisposition ge-
troffen. Im Hintergrund öffnet er eine Thüre und lässt
zwei weitere vornehme Frauen in burgundischer Tracht
eintreten, um dadurch die ihm unentbehrliche Gelegenheit
zu einem Ausblick auf Landschaft zu gewinnen. Die Tafel
ist, wie alle noch zu besprechenden, an beiden Schmal-
seiten stark beschnitten, und zeigt weder Wappen, noch
Stifter, noch Inschrift mehr.
Derselben Stylrichtung gehört die Taufe im Ger-
manischen Museum an, wenn sich hier auch schon ver-
einzelt in den Köpfen der gemilderte Ton ankündigt. Ganz
vortrefflich ist in diesem Bilde die Raum- und Licht-
wirkung. Wie mitten aus der schmalen, dunkel aufragenden
Wand des Hintergrundes durch die Glasmalerei des leuch-
tenden Kirchenfensters das Hauptlicht hereinfällt auf die
Gruppe der um den kostbaren Taufstein versammelten,
 
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