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Demmin, August
Handbuch der bildenden & gewerblichen Künste: geschichtliche, archäologische, biographische, chronologische, monogrammatische und technische Encyclopaedie der Baukunst, Bilderkunde, Bildhauerei, Buchbinderei, Buchdruckerei, Buchmalerei ... (Band 1): Encyclopädie der Schriften-, Bilder und Wappenkunde, Trachten, Geräthkunst, Gefässkunde, der bürgerlichen und kirchlichen Baukunst, Kriegsbaukunst und Schiffsbaukunst: mit über 1000 Abbildungen — Leipzig, [1877]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23810#0081
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Einleitung.

hing in der französischen Ausgabe war darauf begründet, dass die
Glasmosaik, welche man auch als Zweig der Keramik betrachten
könnte, nur eine Gattung der Mosaik ist, deren älteste und aus-
gebreitetste Herstellungsweise die in Stuck, Kitt, Stein etc. ist und
hauptsächlich zur Zier der Bauwerke des frühesten Alterthums
diente. — Der Ausdruck Mosaikmalerei oder Stiftmalerei erscheint
mir jedoch nun begründet genug, um die Mosaik im Gefolge der
Malerei vorzuführen, denn wie diese, führt auch sie ihre Gegenstände
in farbiger Darstellung auf einer Fläche vor, wobei es in künst-
lerischer Beziehung minder wichtig ist, dass der Ausführung ein
theils den der Baukunst dienenden Gewerben, theils den der Kera-
mik angehörigen Werkweisen entlehntes Verfahren zu Grunde liegt.

Ferner erschien es nützlich, jeden einzelnen Kunstzweig lieber
länderweise vorzuführen, statt alle Erzeugnisse gleicher Zeit in je
ein einziges Bündel zu vereinigen und also die ganze Fortent-
wickelung nur nach der Zeitfolge zu behandeln, wie es meist bisher
geschah, auch von Seite der meisten deutschen Kunsthistoriker; und
diese sind ja die Einzigen, welche bisher eine Gesammtgeschichte
der bildenden Künste aufgestellt zu haben glaubten, obschon auch
sie die Keramik und die anderen gewerblichen Künste, wie die
Kleinkünste, meistens verachtend ausschlössen.

Wenn nun auch die gewählte Anordnung hier und da theil-
weise Wiederholungen herbeiführt, so gewährt sie andererseits
den sehr grossen Vortheil, dass sie gestattet, Schritt für Schritt
die Gebiete und Entwickelung jedes Zweiges in jedem Land zu
verfolgen und so ein klares Bild zu gewinnen, aus welchem sich
Thatsachen, Namen und Zahlen bei Weitem besser dem Gedächt-
niss einprägen lassen, als auf die bisher übliche Weise.

Da die Partheilosigkeit, so fruchtbringend bezüglich der ge-
rechten Vergleichung und dadurch ermöglichten Abwägung des
Werthes eines Kunstwerkes, niemals so weit getrieben werden
darf, dass sie die Grundlagen der Schönheitslehre verschiebt und
die verstandesmässige Schärfe des Urtheils trübt, so macht der
Verfasser kein Hehl seiner wohlbegründeten Bevorzugung der
christlichen Kunst, die bis jetzt noch so wenig ihrem Werth ge-
mäss geschätzt wird, und besonders der Gothik; dennoch hat er
sich wohl gehütet, diesen seinen Lieblingen mehr Platz und Recht
einzuräumen als den anderen Richtungen, oder die Beibringung
von Details über die von ihm minder hochgehaltenen Stile auch
nur im Geringsten zu vernachlässigen. - - Sobald man zur Belehrung
schreibt, muss man sich den Bedingungen der Aufgabe und des
Stoffes unterwerfen, dabei aber sich sorgfältig hüten, nicht in die
falsche Partheilosigkeit der Ueberlieferung zu verfallen, welche
ursprüngliche Kunst von der Nachahmung nicht unterscheidet, ja
wohl gar ohne Kritik alles Das pietätvoll bewundert, was alt oder
dem Alten nachgeahmt ist.
 
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