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Preußen / Finanzministerium [Contr.]; Preußen / Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung [Contr.]; Deutscher Bund Heimatschutz [Contr.]
Denkmalpflege und Heimatschutz — 25.1923

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Der Schwerpunkt der Heimatschutzarbeit liegt in den Ländern, bei den einzelnen
Volksstämmen, in noch engeren, durch heimische Sonderart gefestigten Gebieten.
Aus ihnen heraus, zunächst jedem Teil für sich, erwächst die Arbeit, hier mehr
rückschauend und vielleicht einseitig, dort praktisch und umfassender ausgenommen.
Das instinktiv überall gleich erfaßte Ziel und die Liebe zum Vaterland eint alle
Beteiligten so, daß über einen Austausch der Meinungen und Erfahrungen
hinaus ein Bund der Gleichgesinnten auf den ersten Blick nur als zusammen-
gefaßter, sichtbarer, kraftvoller Ausdruck des Gewollten zu bestehen brauchte.
Wenn unserem Land noch eine Wiedergeburt beschieden sein soll, muß es sich
den inneren und äußeren Feinden zum Trotz, das wieder wache Stammes- und
Heimatgefühl stark erhalten. Aber darüber hinaus hat der Heimatschutz weitere
Aufgaben. Und auf die kommt es jetzt besonders an. Sie kommen vielleicht
dem Bund als solchem in erster Linie zu.
Keine uns naheliegende Zeit war so aufgewühlt, so reich an Anregungen, Er-
schütterungen, Widersprüchen gerade auf kulturellem Gebiet, an Kämpfen um den
Formenausdruck wie die Gegenwart. Die Gegensätze zwischen Alten und Jungen,
Rückschauenden und voraussetzungslosen Neuerern, zwischen Technik und Hand-
werk, Kunstgut und Massenware scheinen hier unüberbrückbar. Doch alles droht
unterzugehen im Chaos der Not. Diese Not nun als möglichen und sogar sehr
willkommenen Ausgangspunkt ihrer Hauptarbeit aufzufassen, von dieser Seite die
Landesvereine zu verstärkter gemeinsamer Arbeit anzuregen und hier möglichst
Führerin unter Gleichberechtigten zn werden, hat sich die Hauptstelle des Bundes
zu hohem Ziel gesetzt. Die selbständige Fürsorge um einzelne schöne Werke,
das Wachhalten des guten engheimatlichen Geistes kann sie getrost gerade Heut-
zutage den Einzelvereinen im allgemeinen vollständig überlassen. Sie will selbst
beim Hoch- und Ingenieurbau, beim Handwerk- und fabrikmäßigen Gestalten
des Hausrats und bei vielen sonstigen Aeußerungen der sichtbaren Kultur in
einer ganz bestimmten Richtung beratend helfen. Das versucht sie unbeirrlich
unter dem Hauptgesichtspunkt, daß das lebendige Wesen — nicht die zufällige
Zeitform — der besten überlieferten heimischen Werke erhalten und sinngemäß
weiterentwickelt werden, und daß auch vollständig Neuartiges in Aufgabe, Werkstoff
und Herstellungsweise aus gleich gesundem Geist entstehen muß. Das alles aus-
gehend vom Grundsatz der größten Einfachheit. Nicht nur das Umhertasten der
Zeit auf dem Gebiet des Gefchmacks verlangt das, sondern vor allem die Not.
Der Heimatschutz möchte also den tiefinneren Zusammenhang zwischen Wirt-
schaftlichkeit, Praktischem und der weder an Zeitauffassung noch an eigenwilliges
Begreifen gebundenen natürlichen, gerade in klarer Einfachheit der Werke sich
offenbarenden Schönheit herausschälen. Wohl weiß er, daß solche Schönheit
nicht als Rezept für jedermann verzapft, sondern nur von Könnern auf ihrem
Gebiet geschaffen werden kann. Aber es lassen sich den Menschen durchaus

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