Gebrauchsfähigkeit für die kirchlichen Aufgaben zu einem kultischen Denkmalwert.
Als nun vor sechs Jahren die Enteignung mit harter Hand das in jahr-
hundertelanger Entwicklung aufgebaute und sorgsam gehütete Glockenwesen
unseres Vaterlandes niederriß, konnten nur die Schätze des Kunstsinnes, des
Alters und der geschichtlichen Erinnerung, dagegen nicht die klanglichen Denk-
malwerte geschont werden. So stehen wir jetzt vor der Aufgabe, beim Wieder-
aufbau der Geläutetrümmer durch Zuguß neuer, auch durch Austausch alter
Glocken in erster Linie die vernichteten liturgischen Gebrauchswerte wieder zu
schaffen.
Das Gelingen oder der Grad der Vollkommenheit einer solchen Ergänzung
hängt vorzugsweise von der Güte des Klangbild es der vorhandenen Glocke,
also von der Gruppierung ihrer Eigentöne ab, namentlich dann, wenn rein Harmo-
nische Geläute gebildet werden sollen. Das Wesen des Klangbildes und die
Analyse des Glockenklanges behandeln die am Schluß genannten Schriften, so daß
sich ein näheres Eingehen auf diese inneren Zustände der Glocke hier erübrigt.
Solche Klangbilder besitze ich jetzt von annähernd 2000 Glocken aus allen Teilen
.Deutschlands und fast von allen Gießern bis in das 14. Jahrhundert stammend.
Diese Sammlung jahrzehntelanger Arbeit bildet jetzt wissenschaftlich ein wert-
volles Material, das einen zuverlässigen Einblick in die Glockenentwicklung durch
die einzelnen Gießergeschlechter gestattet und den Nachweis erbringt, daß die
Kunst der früheren Gießer keine so hervorragende gewesen ist, wie die Achtung
vor dem Alter ihnen zugeschrieben hat.
Das Fehlerhafte des Klangbildes besteht, soweit es am ohrenfälligsten ist,
in der falschen Lage und unharmonischen Gruppierung besonders hervortretender
Teiltöne, demzufolge der Hauptton, der aus dem Zusammenwirken zweier Töne
hervorgeht, ein schwankendes Tongebilde darstellt, daher nicht exakt bestimmbar
und nur schwer definierbar ist, oder sich sogar in seine Komponenten spaltet.
Dann fehlt der feste Ausgangspunkt für die Anpassung und die Berechnung der
neuen Glocken.
Die Glockengießer Haben sich Aufgaben der Ergänzung leicht gemacht und sich mit
einer Annäherung begnügt, wobei zu den vorhandenen Fehlern neue Hinzutraten.
Die Glockenwissenschaft dagegen stellt an die akustische Genauigkeit weit höhere
Ansprüche, zeigt aber zugleich für die Lösung des Problems die Wege, die jetzt
hier zu verfolgen wären.
Die theoretisch berechtigte Forderung, alle fehlerhaften Glocken bei neu zu
bildenden Geläuten auszuscheiden oder für diese umzuschmelzen, kann praktisch
nicht durchgeführt werden. Vielmehr ist es gerade die Aufgabe der Wissenschaft,
Denkmalpflege zu treiben und Mittel und Wege zur Erhaltung und zur Wieder-
nutzbarmachung solcher Glocken zu finden, die als ehrwürdige Zeugen der Ver-
gangenheit ein lebendiges Glied der Gegenwart bleiben sollen.
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Als nun vor sechs Jahren die Enteignung mit harter Hand das in jahr-
hundertelanger Entwicklung aufgebaute und sorgsam gehütete Glockenwesen
unseres Vaterlandes niederriß, konnten nur die Schätze des Kunstsinnes, des
Alters und der geschichtlichen Erinnerung, dagegen nicht die klanglichen Denk-
malwerte geschont werden. So stehen wir jetzt vor der Aufgabe, beim Wieder-
aufbau der Geläutetrümmer durch Zuguß neuer, auch durch Austausch alter
Glocken in erster Linie die vernichteten liturgischen Gebrauchswerte wieder zu
schaffen.
Das Gelingen oder der Grad der Vollkommenheit einer solchen Ergänzung
hängt vorzugsweise von der Güte des Klangbild es der vorhandenen Glocke,
also von der Gruppierung ihrer Eigentöne ab, namentlich dann, wenn rein Harmo-
nische Geläute gebildet werden sollen. Das Wesen des Klangbildes und die
Analyse des Glockenklanges behandeln die am Schluß genannten Schriften, so daß
sich ein näheres Eingehen auf diese inneren Zustände der Glocke hier erübrigt.
Solche Klangbilder besitze ich jetzt von annähernd 2000 Glocken aus allen Teilen
.Deutschlands und fast von allen Gießern bis in das 14. Jahrhundert stammend.
Diese Sammlung jahrzehntelanger Arbeit bildet jetzt wissenschaftlich ein wert-
volles Material, das einen zuverlässigen Einblick in die Glockenentwicklung durch
die einzelnen Gießergeschlechter gestattet und den Nachweis erbringt, daß die
Kunst der früheren Gießer keine so hervorragende gewesen ist, wie die Achtung
vor dem Alter ihnen zugeschrieben hat.
Das Fehlerhafte des Klangbildes besteht, soweit es am ohrenfälligsten ist,
in der falschen Lage und unharmonischen Gruppierung besonders hervortretender
Teiltöne, demzufolge der Hauptton, der aus dem Zusammenwirken zweier Töne
hervorgeht, ein schwankendes Tongebilde darstellt, daher nicht exakt bestimmbar
und nur schwer definierbar ist, oder sich sogar in seine Komponenten spaltet.
Dann fehlt der feste Ausgangspunkt für die Anpassung und die Berechnung der
neuen Glocken.
Die Glockengießer Haben sich Aufgaben der Ergänzung leicht gemacht und sich mit
einer Annäherung begnügt, wobei zu den vorhandenen Fehlern neue Hinzutraten.
Die Glockenwissenschaft dagegen stellt an die akustische Genauigkeit weit höhere
Ansprüche, zeigt aber zugleich für die Lösung des Problems die Wege, die jetzt
hier zu verfolgen wären.
Die theoretisch berechtigte Forderung, alle fehlerhaften Glocken bei neu zu
bildenden Geläuten auszuscheiden oder für diese umzuschmelzen, kann praktisch
nicht durchgeführt werden. Vielmehr ist es gerade die Aufgabe der Wissenschaft,
Denkmalpflege zu treiben und Mittel und Wege zur Erhaltung und zur Wieder-
nutzbarmachung solcher Glocken zu finden, die als ehrwürdige Zeugen der Ver-
gangenheit ein lebendiges Glied der Gegenwart bleiben sollen.
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